Hofmaler dreier Preußenkönige -
Berliner Gemäldegalerie würdigt Antoine Pesne


Antoine Pesne und seine Töchter - Selbstporträt von 1754, zu besichtigen in einer Sonderausstellung der Gemäldegalerie am Berliner Kulturforum. (Foto: Katalog)

In der Endzeit der DDR gelang der Ost-Berliner Gemäldegalerie ein spektakulärer Ankauf. Aus Privatbesitz wurde ihr ein „Bernhard Rohde“ angeboten, doch wie sich zeigte, war das Bild ein „früher Pesne“ und damit ein Glückfall für die Sammlung. Mit der Darstellung von Simson und Delila hatte sich der aus Paris stammende preußische Hofmaler Antoine Pesne (1683-1757) um die Mitgliedschaft in der Pariser Akademie beworben. Jetzt hängt die berühmte Szene aus dem Alten Testament in der Studiengalerie mit 16 weiteren Werken des Meisters. Adlige Damen und Herren in kostbaren Roben, biblische Szenen, Skizzen, Miniaturen, alles was die Gemäldegalerie der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz vom Meister vorzuweisen hat, sind zu einer kleinen, aber feinen Pesne-Schau versammelt.

Zu Hause wäre der Franzose vielleicht nur einer von vielen Porträtisten und Historienmaler gewesen. In Brandenburg-Preußen aber war er seit seiner Bestallung im Jahr 1711 zum „peintre du Roi“ (Maler des Königs) die Nummer 1. Er diente solch unterschiedlichen Königen wie Friedrich I., Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II., dem Großen, doch erst unter dem jungen Friedrich, den man später den Alten Fritzen nannte, gab es den richtigen Schub.

Mit dem rund 30 Jahre jüngeren Kriegsherrn und Schöngeist verband Pesne eine fruchtbare künstlerische Beziehung, vergleichbar vielleicht mit dem Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, dem Surintendanten aller königlichen Bauten. Kurz vor der Thronbesteigung (1740) malte Pesne Friedrich als Kronprinzen und schuf damit das wohl beste Jugendporträt des angehenden Königs. Dass das Bild öfter wiederholt, variiert und auch durch Kupferstiche verbreitet wurde unterstreicht die Wertschätzung, die der in königlichem Hermelin gehüllte Hohenzoller für diese Leistung empfand. Bestimmt für das Rheinsberger Schloss, war das jetzt an zentralem Platz in der Ausstellung gezeigte Porträt längere Zeit verschwunden, bis es 1841 aus Neustrelitzer Privatbesitz für die Königliche Gemäldegalerie erworben wurde. Rainer Michaelis, der Kurator der Ausstellung und Autor des dazu gehörigen Katalogs (71 Seiten, zahlr. Abb., 11 Euro) kann leider über den Vorbesitzer, einen Schulrat Eggers, nichts sagen, hofft aber, bis zum 250. Todestag des Malers (2007) noch Details zu finden, wenn dann erneut an Pesne erinnert werden wird.

Ein drittes Gemälde, das Selbstporträt von 1754 mit zwei Töchtern, zeigt, wie sich der Künstler freundlich und aufmerksam für einen Moment von der Staffelei löst und sich dem Betrachter zuwendet, derweil seine Töchter mit Häubchen und Hund im Gespräch inne halten. Auch zu diesem Bild weiß Michaelis eine Geschichte zu erzählen, nämlich die von Kaiser Wilhelm II., der den Ankauf des wohl spätesten Selbstbildnisses Pesnes wiederum aus Privatbesitz für die Berliner Galerie verfügte.

Die Pesne-Ausstellung in der Serie „Bilder im Blickpunkt“ eröffnet einen Ausstellungszyklus, der 2004 französische Malerei des 18. Jahrhunderts würdigt. Anlass ist der 40. Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-französischen Kulturvertrags. Dazu gehört auch die Schau „Meisterwerke der französischen Genremalerei im Zeitalter von Watteau, Chardin und Fragonard“. Sie wird in Zusammenarbeit mit der National Gallery of Canada in Ottawa sowie der National Gallery of Art in Washington D. C. im Alten Museum am Berliner Lustgarten gezeigt. Auch die Preußische Schlösserstiftung, die über einen hochkarätigen Bestand an Bildern von Pesne und anderen französischen Meistern der Barockzeit verfügt, beteiligt sich ebenfalls an dem ehrgeizigen Vorhaben und präsentiert im Neuen Flügel des Charlottenburger Schlosses kostbare Bildteppiche nach französischen Vorlagen und Gemälde zum Thema „Don Quichotte und Ragotin – Zwei komische Helden in den preußischen Königsschlössern“.

Die Gemäldegalerie am dem Kulturforum in der Nähe des Potsdamer Platzes ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18, Donnerstag bis 22 Uhr geöffnet. Schließtage sind der 24., 25. und 31. Dezember, hingegen ist die Galerie am 26. Dezember 10 bis 18 Uhr und am 1. Januar 2004 von 10 bis 22 Uhr geöffnet.

Helmut Caspar

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