Armada sank vor Englands Küste -
Vor fast tausend Jahren wurde die britische Insel zum letzten Mal erobert


Königin Elisabeth I. von England lehrte ihren Kontrahenten Philipp II. von Spanien das Fürchten. (Repro: Caspar)

In den letzten tausend Jahren wurde England nur ein einziges Mal von einer fremden Macht erobert. Das war im Jahr 1066, als Wilhelm, dem Herzog der Normandie, die Landung auf der Insel glückte. Er erhielt daraufhin den Beinamen „der Eroberer“ und regierte als König von England bis 1087. Später haben andere Potentaten ähnliches versucht, sind aber gescheitert. Als der spanische König Philipp II. (reg. 1556-1598) seine berühmte Armada ausschickte, um England zu erobern, endete die Expedition in einem Fiasko. Die spanische Bezeichnung der Kriegsflotte ist vom lateinischen Wort für bewaffnet oder ausrüsten abgeleitet und findet sich auch im Begriff Armee wieder.

Der Herrscher über das katholische Spanien hatte eine besondere Beziehung zu der protestantischen Königin Elisabeth I. von England. Sie hatte ein Heiratsgesuch des Spaniers abgeschlagen, was von diesem als ehrenrührig empfunden wurde. Der Invasionsversuch der spanischen Armada hatte allerdings tiefere Gründe. Philipp II., Sohn und Nachfolger des römisch-deutschen Kaisers und spanischen Königs Karl V., hatte in den unter spanischer Herrschaft stehenden spanischen Niederlande mit Aufständischen zu kämpfen, die von England aus unterstützt wurden. Philipp II. erkannte, dass die niederländischen Rebellen nur dann zu bezwingen waren, wenn er die Verbindung nach England kappte. Gleichzeitig hoffte er, durch die Rekatholisierung des protestantischen England der römischen Kirche einen Dienst tun zu können.

Als Philipp II. seine Armada ausschickte, erhielt man in England Wind davon. Es gelang den Engländern, das Auslaufen der 130 Schiffe mit etwa 30 000 Mann Besatzung aus dem Hafen von Cadiz fast ein Jahr lang zu verhindern. Erst 1588 stach die Armada in See. Ihr stellte sich die englische Flotte entgegen. In drei Schlachten vor Plymouth, Portland Bill und der Insel Wight konnte die zahlenmäßig kleinere, aber sehr wendige und schnelle englische Flotte ihre taktische Überlegenheit unter Beweis stellen. Als die Armada vor Calais in Frankreich ankerte, um Truppen aus den Niederlanden an Bord zu nehmen, ließ der englische Admiral Howard brennende Schiffe auf sie zufahren, was zur Panik unter den Spaniern führte. In der sich anschließenden Schlacht siegten die Engländer und zwangen die Armada, den Rückzug anzutreten. Er stand unter einem schlechten Stern, denn starke Stürme verhinderten die Rückfahrt durch den Ärmelkanal. Deshalb traten die Spanier den sehr gefährlichen Weg um die Nordküste von Schottland und die Westküste von Irland nach Hause an. Nur 67 Schiffe erreichten, zum Teil beschädigt, die Heimat.

Zweihundert Jahre später versuchte der französische Kaiser Napoleon I. erneut eine Invasion der britischen Insel – und scheiterte. Auch die Niederzwingung der englischen Wirtschaft durch die französische Kontinentalsperre von 1806 durch Abschneiden der Handelswege zwischen der Insel und dem Kontinent hatte keinen Erfolg. Der Versuch deutschen Wehrmacht im Jahr 1940, Großbritannien zu Wasser und aus der Luft klein zu kriegen und für eine erneute Invasion sturmreif zu schießen, scheiterte wiederum. Das „Unternehmen Seelöwe“ musste im Frühjahr 1941 aufgegeben werden, bald schon schlug die britische Luftwaffe mit ihren verheerenden Bombenangriffen zurück. Der in einem knappen Jahrtausend entstandene Mythos von der Uneinnehmbarkeit Britanniens wurde hierdurch weiter gefestigt.

Helmut Caspar

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