Amerika im Goldrausch -
Zahllose Abenteurer vor 150 Jahren suchten im Wilden Westen ihr Glück



Aus dem Wrack der SS Central America wurde unter anderem dieses Zweieinhalbdollarstück von 1856 geborgen. (Repro: Caspar)

Im Jahr 1848 wurde am American River in Kalifornien zufällig Gold in kleinen Brocken gefunden. Die freudige Kunde ließ sich vom Grundstücksbesitzer nicht lange geheim halten und erreichte zunächst San Francisco und bald das ganze Land. Amerika verfiel in einen regelrechten Goldrausch. Eine gigantische Ost-West-Wanderung kam in Gang, denn viele Menschen erhofften sich von den Funden Glück und schnelles Geld, nicht ahnend, welche Schwierigkeiten zu überwinden sind, bis man ans Ziel kommt.

Die zunächst zufällig entdeckten und dann systematisch erschlossenen amerikanischen Goldfelder stellten alle bisher bekannten Fundstätten in den Schatten. Auswirkungen des Goldbooms waren auch in Europa zu spüren. Dort machten sich tausende Menschen, die angesichts der drückenden Lebensverhältnisse keine Perspektiven mehr für sich sahen, auf den Weg in die Neue Welt. Zahlreiche Schiffe überquerten den Atlantik, manche erreichten ihr Ziel nicht. Wenn man gesund die Ostküste erreicht hatte, ging es auf unwegsamen Wegen weiter in den „Wilden Westen“. Wenn die Goldschürfer fündig wurden, hatten sie großes Glück, das den meisten aber versagt blieb.

Es lässt sich leicht vorstellen, welche Verbrechen und menschliche Tragödien sich im Kampf um die besten Claims und die günstigste Vermarktung der Nuggets abspielten, aber auch wie das Gold mit vollen Händen ausgegeben wurde und was Scharlatane und Betrüger anstellten, sich billig in seinen Besitz zu bringen. Was sich in den Barackenstädten der Goldsucher in Kalifornien sowie nach weiteren Funden bald auch in Alaska und anderen Regionen zutrug, war und ist ein beliebtes Thema in der Literatur und im Kino. Filmgeschichte machte Charly Chaplin 1925 mit seiner in Alaska spielenden Komödie „Goldrausch“.

Die Barackenstädte, aber auch manche noblen Siedlungen, in denen viel Geld verdient und wieder zum Fenster hinaus geworfen wurde, existieren schon lange nicht mehr. Übrig blieben aus jener Zeit die von der Regierung, aber auch von Privatleuten sowie Bergwerks- und Handelskonzernen in großer Zahl geprägten Goldmünzen mit dem Kopf der Liberty, der Symbolfigur der Freiheit, auf der Vorderseite und dem Adler auf der Rückseite sowie weiteren Motiven. Zeitweise gab es in den USA mehr Goldmünzen als solche aus Silber, Kupfer oder Nickel.

Solche von manchen Legenden und Mythen umgebenen Goldstücke sowie Goldbarren wurden vor einigen Jahren im Wrack eines Schiffes gefunden, das den Zielhafen New York nicht erreichte. Das Schatzschiff „SS Central America“ war ein Raddampfer der US-Post mit 578 Passagieren einschließlich der Besatzung. Das Schiff sank bei einem Hurrikan auf dem Weg von Charleston in South Carolina nach New York. Natürlich machten sich sogleich Schatzsucher auf, das Schiff zu bergen, doch war der genaue Ort der Katastrophe nicht bekannt, und erst im ausgehenden 20. Jahrhundert hatte man die technischen Möglichkeiten, den das legendäre Gold zu orten und zu heben. Im Dezember 2000 wurden die über dem Meeresboden verstreuten Goldmünzen und –barren mit einem geschätzten Wert von zwei Millionen Dollar in New York versteigert.

Helmut Caspar

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