Gordischer Knoten wurde mutig durchschlagen -
Das Riesenreich des makedonischen Königs Alexanders des Großen hatte nicht lange Bestand



Alexander der Große im Kampf gegen den Perserkönig Dareios. Das berühmte, nur fragmentarisch erhaltene Alexandermosaik aus dem „Haus des Fauns“ in Pompeji ist die Kopie eines Bildes aus dem dritten vorchristlichen Jahrhundert. (Repro: Caspar)

Eine der ganz großen, von vielen Legenden und Mythen umgebenen Persönlichkeiten der antiken Geschichte ist der makedonische König Alexander III., genannt der Große. Der im Jahr 356 vor Christus geborene „Männerabwehrer“, so die Übersetzung des griechischen Namens, war einer der erfolgreichsten Heerführer des klassischen Altertums, obwohl er nur ein Lebensalter von 33 Jahren erreichte. Zu seinen Zielen gehörte innenpolitisch die Einigung des in sich zerstrittenen und aufgesplitterten Griechenlands und nach aussen der Krieg gegen die Perser und weitere Völkerschaften. Als Alexander im Jahre 334 vor Christus den Krieg gegen den, wie man später sagte, persischen „Erbfeind“ begann, kam ihm zugute, dass das mächtige Reich ohne einheitliche Führung war und sich aufzulösen begann.

Im Jahre 333 vor Christus durchschlug der junge König den „gordischen Knoten“. Die legendäre Tat geschah in der Burg von Gordion, der Hauptstadt des phrygischen Königreichs im mittleren Teil von Kleinasien. Hier stand ein Streitwagen von Königs Gordios. An der Deichsel war ein Joch mit einem Riemen und einem kompliziert verschlungenen Knoten befestigt. Wer es schaffen würde, diesen Knoten zu lösen, soll Herrscher über Asien werden, lautete die Weissagung. Für Alexander war das eine große Herausforderung. Doch da die Aufgabe nicht auf dem üblichen Wege durch Aufknoten zu schaffen war, durchschlug er den Knoten kurzerhand mit einem Schwertstreich. Durch den Erfolg motiviert, zogen Alexander und sein Heer weiter nach Mesopotamien, Mittelasien und Indien und eroberte diese Reiche. In Indien, unendlich fern von der Heimat, zeigten sich bei den Soldaten Ermüdungserscheinungen, und es kam zu Meutereien. Der charismatische Alexander sah sich zur Rückkehr gezwungen, betrieb dabei eine Art Versöhnungspolitik mit den Persern, indem er seine Soldaten mit persischen Frauen verheiratete.

Als Alexander im Jahre 323 in Babylon überraschend durch einen fiebrigen Infekt hinweg gerafft wurde, reichte sein Reich von der Donau bis zum Indus. Der frühe Tod des berühmten Makedoniers verhinderte die geplante Eroberung Nordafrikas und Arabiens.

Wie so oft in der Geschichte trifft auch auf Alexanders Eroberungen der Spruch zu „Wie gewonnen, so zerronnen“. Kaum war der König tot, fiel sein in damaliger Zeit kaum regierbares Weltreich schnell auseinander. Alexanders Feldherren, die Diadochen, stritten sich in den so genannten Diadochenkämpfen um das Erbe, teilten das Reich unter sich auf und gründeten neue, aber kleinere Staaten.

Wo Alexander bestattet wurde, ist nicht bekannt. Dabei hätte der vielgerühmte und gefürchtete König ein großartiges Mausoleum beanspruchen können. Solche Grabmäler sind benannt nach König Mausolos von Karien, einem Zeitgenossen des Makedoniers. Mausolos ließ sich in Halikarnassos eine prächtige Grabanlage errichten, für deren künstlerische Ausgestaltung die besten Bildhauer der damaligen Zeit eingesetzt waren. Da sich die Historiker und Archäologen nicht vorstellen können, dass die sterblichen Überreste einer solch bedeutenden und auch von der Nachwelt bewunderten Persönlichkeit, wie sie Alexander der Große war, ohne ein Grabmal bestattet wurden, geht die Suche nach der Grabstätte unvermindert weiter. Bisher gefundene Grüfte haben mit dem toten Makedonier nichts zu tun.

Helmut Caspar

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