Blick in die Domgruft -
Neues Buch über die Grablege der Hohenzollern



Der Sarkophag König Friedrichs I., ein Werk von Andreas Schlüter, gehört zu den wertvollsten Kunstwerken im Berliner Dom.
(Foto: Caspar)

Der Berliner Dom, der vor einhundert Jahren von Kaiser Wilhelm II. feierlich eingeweiht wurde, gehört zu den bedeutenden Kirchen der Hauptstadt und ist eine ihrer wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Wer den mächtigen Kuppelbau am Lustgarten besichtigt, lernt brandenburgische und preußische Geschichte „pur“ kennen. Allein die Hohenzollerngruft im Untergeschoß mit knapp einhundert in dämmrigem Licht aufgestellten Särgen von Angehörigen des bis 1918 regierenden Herrscherhauses ist einen ausgiebigen Besuch wert.

Dass sich die Grabstätte heute wieder in einem vorzeigbaren Zustand befindet, ist dem unermüdlichen Einsatz der Domverwaltung sowie von Historikern und Restauratoren zu verdanken. Denn wie der Dom, war auch die Gruft von preußischen Königen und brandenburgischen Kurfürsten und ihren Angehörigen ein Opfer der Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs und befand sich lange danach in einem jammervollen Zustand. Das neue Buch stellt Bilder aus der Nachkriegszeit mit zerfetzten und aufgebrochenen Särgen denen von heute gegenüber. Auf ihnen zeigt sich die hell gestrichene Gruft aufgeräumt und ansehnlich mit vielen bereits restaurierten Sarkophagen. Manche mit Kronen, Wappen und Adlern geschmückte Behältnisse aus Metall, Holz oder Stein warten noch auf ihre Erneuerung.

Das mit vielen historischen und aktuellen Fotos ausgestattete Buch fasst Beiträge eines Symposiums zusammen, in dem Forschungsergebnisse über den Berliner Dom und seine Vorgängerbauten sowie die Hohenzollerngruft und einzelne dort aufgestellte Sarkophage vorgelegt wurden. Historiker und Kunstexperten berichten über die Art und Weise, wie gekrönte Häupter in Berlin, Potsdam, Charlottenburg und Königsberg zu Grabe getragen wurden und wie man ihre Särge verzierte. Daß man mit ihnen nicht immer sorgfältig umging, wird ebenso deutlich wie die Mühen Kaiser Wilhelms II., im neuerbauten Berliner Dom eine der Größe des Hauses Hohenzollern gemäße Gruft zu installieren, deren Ausgestaltung er als oberste Instanz in Kunstdingen bis ins Detail bestimmte. Einzelne Beiträge befassen sich mit den von Andreas Schlüter geschaffenen Prunksarkophagen des ersten preußischen Königspaars Friedrich I. und Sophie Charlotte sowie mit Planungen im 19. Jahrhundert, am Lustgarten einen neuen Dom mit angeschlossener repräsentativer Begräbnisstätte des preußischen Könighauses zu errichten. Dieser mit kostbaren Materialien ausgestattete Camposanto wurde nicht gebaut, sondern fand in Gestalt der weitläufigen Grabeskirche im 1905 eröffneten Dom seine Verwirklichung.

Mit dem neuen Buch über die Hohenzollerngruft hat sich der Berliner Dom zu seinem hundertjährigen Jubiläum ein schönes Geburtstagsgeschenk gemacht. Zu hoffen ist, dass der Band die noch ausstehenden Erneuerungsarbeiten beflügelt. Wie schnell die Restauratoren dabei vorankommen, hängt von der Finanzierung ab, und die ist nach wie vor schwierig. Vielleicht finden sich neue Mäzene und Sponsoren, denn auch im Fall der Domgruft gilt das Wort „Man fördert nur das, was man kennt“.

„Die Gruft der Hohenzollern im Berliner Dom“, herausgegeben von der Oberpfarr- und Domkirche Berlin, jovis-Verlag Berlin 2005, 222 S., zahlr. Abb., 25,80 Euro, ISBN 3-936314-37-3.

Helmut Caspar

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