Kriegswunde in der Stadt Brandenburg
wird geschlossen
Startschuss für den Ausbau des Pauliklosters bis 2006 zum Archäologischen Landesmuseum



Hoffnung in Brandenburg an der Havel: Bis 2006 soll aus der Ruine von Sankt Pauli ein Archäologisches Landesmuseum werden.
(Foto: Caspar)

Mit einer kleinen Feierstunde hat am 22. Januar 2004 der Ausbau des mittelalterlichen Sankt-Pauli-Klosters in der Brandenburger Neustadt zum Archäologischen Landesmuseum begonnen. Kulturministerin Johanna Wanka und Bauminister Frank Szymanski hoben dabei die Bedeutung des dringend benötigten Museums für das Land und die Stadt Brandenburg hervor. „Das Landesmuseum in der ältesten Stadt der Mark Brandenburg wird Besuchern den Zugang zu den Zeugnissen der Geschichte von den ältesten Siedlungsspuren bis an die Gegenwart ermöglichen. Erstmalig wird in einer nach neuesten Erkenntnissen gestalteten Dauerausstellung anhand archäologischer Fundstücke, Videoinstallationen, Modellen, Schautafeln und anderen Mitteln die Breite und Vielfalt der kulturgeschichtlichen Entwicklung zwischen Oder und Elbe dokumentiert. Dabei werden, erstmals in dieser Form, Exponate Funde aus den Sammlungen in Wünsdorf sowie dem Märkischen Museum Berlin und dem Museum für Vor- und Frühgeschichte vereint.“

Für die Stadt Brandenburg sichere das Investitionsvorhaben bis 2006 nicht nur die denkmalgerechte Sanierung eines ihrer historisch und architektonisch wertvollsten Sakralbauten, sondern zugleich die Schaffung eines neben der Dominsel, der Altstadt und dem Stahlmuseum weiteren touristischen Anziehungspunktes, betonte Bauminister Szymanski. Mit dem Wiederaufbau und der Sanierung des Klosters werde eine städtebauliche Wunde geschlossen. „Das Vorhaben ist eine Chance für die Stadt, ein Impuls, der sich auf die Kommune und Region positiv auswirken wird“, zeigte sich auch Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann überzeugt. Die Arbeit des Archäologischen Landesmuseums soll von einem Förderverein unterstützt werden, der Fachleuten und interessierten Laien offen steht und die Ausstrahlung des Museums in die Breite unterstützen soll.

Nach den Worten des Landesdenkmalpflegers Detlef Karg wird Innengestaltung des neuen Museum der bewegten Geschichte der ehemaligen Klosteranlage Rechnung tragen: Unabhängig von der archäologischen Dauerausstellung gebe es für die Besucher auch einen Gang durch die Backsteingemäuer, der Sichten auf archäologische Funde mit Einblicken in klösterliche Lebenswelten vereint. Durch bevorzugte Verwendung transparenter Materialien soll der historische Baubestand weitgehend sichtbar bleiben.

Niemand ist mehr froh, dass der Ausbau des Pauliklosters nach langer Vorplanung nun endlich beginnen kann, als Landesarchäologe Jürgen Kunow. Er dankte der Regierung in Potsdam, dem Bund, der Stadt Brandenburg und der Europäischen Union, die durch Bereitstellung von 14,1 Millionen Euro das ehrgeizige Vorhaben ermöglichen. Mit der Planung und Realisierung ist das Berliner Büro für Architektur, Städtebau und Denkmalpflege (BASD) Westphal + Schlotter beauftragt, das schon die Instandsetzung des Oranienburger und des Köpenicker Schlosses geleitet hat. „Wir beginnen mit der Rekonstruktion der ursprünglichen Kirchenhülle in diesem Jahr, gehen über zur Sanierung sämtlicher Bauteile der Klausur und der Marienkapelle im Jahr 2005 und enden 2006 mit der Fertigstellung der Außenmauern und Oberflächen“, so Kunow. Die archäologische Schausammlung werde im ehemaligen Klausurbereich des Klosters fortan in drei Stockwerken auf rund 2100 Quadratmetern Ausstellungsfläche präsentiert. Die Ausstellung werde chronologisch in elf Abschnitten gestaltet, um den Besuchern die Zeitorientierung und eigene Positionsbestimmung zu erleichtern.

Helmut Caspar

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