Vom Hacksilber zum Golddollar
Ausstellung von Münzschätzen zwischen Ostsee und Lausitz


Bei Ausgrabungen kommen Münzschätze, Schmuck und Silberbesteck oft gemeinsam ans Tageslicht, zu sehen jetzt in Bad Liebenwerda. (Foto: Caspar)

Münzschätze werden bei systematischen Ausgrabungen und oft auch ganz zufällig entdeckt. Meist verschwinden sie nach wissenschaftlicher Bearbeitung in Museumstresoren, selten werden sie ausgestellt. Dies ist in jetzt geballter Form bis zum 22. August im Kreismuseum Bad Liebenwerda (Landkreis Elbe-Elster) in der Dokumentation „Vom Hacksilber bis zum Golddollar – Münzschätze des Mittelalters und der Neuzeit von der Ostsee bis zur Lausitz“ der Fall.

Gezeigt werden in der gemeinsamen Ausstellung der Archäologischen Landesämter von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg spektakuläre Silber- und Goldschätze, die in den vergangenen zehn Jahren bei Grabungen meist in historischen Altstädten, aber auch beim Autobahnbau oder der Verlegung von Versorgungsleitungen ans Tageslicht geholt wurden. Die Schau beginnt mit norddeutschen Silberschätzen aus der spätslawischen Zeit und endet mit einem spektakulären Fund von goldenen Zwanzigdollarstücken, der in der Zeit des Zweiten Weltkrieges in Fürstenwalde (Landkreis Oder-Spree) versteckt und erst vor einiger Zeit gefunden wurde.

Einen Schwerpunkt bilden Hinterlassenschaften aus dem südlichen Brandenburg, darunter ist auch der Münzfund von Herzberg (Landkreis Elbe-Elster), das zur Vergrabungszeit sächsisch war. Die etwa 900 Silbermünzen wurden bei Bauarbeiten im Turm der Marienkirche geborgen. Die ältesten Stücke sind Prager Groschen aus dem späten 15. Jahrhundert, die jüngste Münze ist ein sächsischer Groschen von 1635. daraus folgt, dass der Eigentümer seinen Schatz 1635 oder wenig später im Zusammenhang mit den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs verborgen hat. Neben wenigen großen Silbermünzen wie einem sächsischen Taler von 1614 und drei Halbtalern aus den Spanischen Niederlanden konnten 122 Groschen sowie 760 Dreier und andere Scheidemünzen verschiedener Herkunft identifiziert werden. Hinzu kommen 17 sächsische Groschen aus der so genannten Kipperzeit, die nach Überwindung einer Geldkrise im Jahre 1623 zu einem herabgesetzten Kurs gültig waren. Der Gesamtwert des Fundes betrug etwa 340 Groschen oder 14 Taler. Dafür mußte ein Zimmermann zwei Monate arbeiten oder man bekam für ihn 28 Gänse beziehungsweise einen Ochsen. Alter und Zusammensetzung der Funde vermitteln nach Aussage von des Archäologen und Ausstellungsveranstalters Dieter Nitsche interessante Einsichten in das Leben unserer Altvorderen, zeigen den Verlauf von Handelsverbindungen und territorialen Zugehörigkeiten, geben Auskunft über Kriege und Krisen und illustrieren die Wirkungen von Inflationen. „Dokumentiert wird anhand der Münzschätze auch die Einbindung des Gebietes zwischen Ostsee und Lausitz in den internationalen Fernhandel, der in spätslawischer Zeit über Europa hinaus bis in den arabischen Raum führte und dort geprägtes und in der Ausstellung auch gezeigtes Silbergeld bis in den Ostseeraum brachte“.

Die Ausstellung im Kreismuseum, Burgplatz 2 in 04924 Bad Liebenwerda läuft bis zum 23. August und ist Mittwoch bis Freitag 14 bis 17 Uhr, am Wochenende zwischen 10 und 17.30 Uhr geöffnet.

Helmut Caspar

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