Löwen leiden unter Luftfeuchtigkeit -
Die kostbaren Glasuren am Ischtartor auf der Museumsinsel sind hochgradig gefährdet



Mit dem bloßen Auge sieht man bei den Löwen, die die Göttin Ischtar symbolisieren, nicht, daß die farbigen Glasuren nach und nach abplatzen. Der Verfall schreitet voran, und Gegenmaßnahmen sind dringend notwendig. (Foto: Caspar)

Eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Berliner Museumsinsel, das über 2500 Jahre alte babylonische Ischtartor im Pergamonmuseum, ist hochgradig gefährdet. An dem einzigartigen Monumentalbau ist zu beobachten, wie die blaue Oberfläche langsam verblasst. Risse überziehen die Reliefs mit den Löwen, Stieren und drachenähnlichen Fabelwesen, mit denen der Monumentalbau bedeckt ist. Viele Schäden sind mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen, Restauratoren aber weisen darauf hin, dass winzige Farbpartikel von den Ziegeln abspringen. Es bedürfe großer Mühe, sie wieder zu befestigen.

Das Problem ist seit Jahren bekannt, doch jetzt schlagen die Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz Alarm. Eine Sperrung der Säle mit den mesopotamischen Altertümern kommt für sie ungeachtet der dramatischen Zerfallserscheinungen am ehemaligen Stadttor von Babylon mit seiner charakteristischen blauen Ziegelverkleidung nicht infrage. Schließlich ist das der babylonischen Kriegsgöttin Ischtar gewidmete Tor eine Hauptattraktion des Pergamonmuseums, in dem erst vor einiger Zeit der Pergamonaltar gründlich gereinigt und restauriert wurde.

Nach Informationen des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, soll in den kommenden Jahren mit dem Einbau einer Klimaanlage begonnen werden. Bis dahin werde der Zustand des Tores beobachtet, das von deutschen Ausgräbern zwischen 1899 und 1914 freigelegt und in 800 Kisten nach Berlin gebracht wurde, um hier, durch neue Ziegel ergänzt, wieder aufgebaut zu werden.

In diesem Jahr feiern die Staatlichen Museen zu Berlin ihr 175jähriges Bestehen. Neue Besucherströme sind zu erwarten. Zumindest zeitweilige Sperrungen der Räume mit den gefährdeten Kostbarkeiten wären nötig, damit die babylonischen und auch viele andere Altertümer ein wenig „Luft“ holen können.

Helmut Caspar

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