Antike Kostbarkeiten raffiniert ausgeleuchtet
Das Alte Museum soll im Souterrain eine große Schatzkammer bekommen



Vor 175 Jahren eröffnet – das nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel erbaute Alte Museum am Berliner Lustgarten.



Ein Spitzenstück der römischen Steinschneidekunst ist der Kameo mit der Vergöttlichung des Kaisers Hadrian (reg. 117-138 n.Chr.), ausgestellt im Alten Museum. (Fotos: Caspar)

Wenn jetzt die Besucher des Alten Museums am Berliner Lustgarten zur Büste der Königin Nofretete oder zum Betenden Knaben pilgern, werden die wenigsten wissen, dass es unter der Rotunde, dem kreisrunden Zentralraum mit den antiken Götterfiguren, noch einen weiteren Saal gibt. Das jetzt als Depot genutzte Gewölbe im Sockelgeschoss hätte es verdient, dass man es für Ausstellungen nutzt. Genau das planen auch die Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz. Sie wollen in dem noch original aus der Schinkelzeit erhaltenen Raum eine Schatzkammer einrichten. „Wir könnten hier unsere schönsten Gold- und Silberschmiedearbeiten sowie eine Auswahl aus dem rund 16 000 Stück umfassenden Bestand der geschnittenen Steine zeigen. Die Schatzkammer böte uns ganz neue Möglichkeiten, anhand von Arbeiten aus Gold, Silber und Edelsteinen, von kostbar dekorierten Gefäßen und Tafelgeschirren oder exquisitem Grabschmuck die herausragenden künstlerischen und technischen Fertigkeiten der alten Völker kompakt zu demonstrieren, und die Museumsinsel hätte einen weiteren Besuchermagnet. Außerdem könnten wir diese funkelnden Preziosen raffiniert ausgeleuchtet präsentieren“, sagt die Stellvertretende Direktorin der Antikensammlung, Gertrud Platz. Mit der Nutzung des Souterrains, in dem derzeit Büros und Werkstätten untergebracht sind, als weiterer Ausstellungsebene würden die Staatlichen Museen an eine alte Tradition anknüpfen, denn schon 1830 zogen in diesen Räumen Vasen, Bronzen, geschnittene Steine, Münzen und andere Preziosen aus der königlichen Kunstkammer erstaunte Blicke auf sich.

Bisher kann die Antikensammlung nur eine Auswahl der in Halbedelsteine vertieft oder erhaben geschnittenen Gemmen und Kameen in der „Schatzkammer Gold“ im Hauptgeschoss sowie sporadisch in Sonderausstellungen zeigen. Eine Kostprobe der Kleinodien wird zur Zeit in der Gedenkausstellung rund um den Betenden Knaben anlässlich der Eröffnung des Alten Museums vor 175 Jahren gezeigt, doch ist das nicht viel. „Diese Meisterwerke der Steinschneidekunst hätten es verdient, dass man sie in größerer Zahl öffentlich bekannt macht. Immerhin gehört unsere Gemmensammlung, die in gleicher Höhe mit den Beständen in Paris, Wien, London und Sankt Petersburg steht, zu den ältesten Erwerbungen der kurfürstlichen und königlichen Kunstkammer“, hebt die Archäologin hervor. Sie weist darauf hin, dass es Friedrich II., der Große, war, der 1764 in Florenz die berühmte Gemmensammlung des Barons Philipp von Stosch kaufte und im Antikentempel im Park von Sanssouci aufbewahrte, eine Kollektion, die seit ihrer Publikation durch den Begründer der klassischen Altertumskunde, Johann Joachim Winckelmann, 1759 quasi geadelt war. Mit diesem Schatz, der später durch bedeutende Ankäufe ergänzt wurde, gelangte das Berliner Gemmenkabinett in die europäische Königsklasse, stellt Gertrud Platz fest.

Dass die Einrichtung der Schatzkammer im Alten Museum keine Zukunftsmusik ist, zeigt ein Blick auf die Pläne für die Sanierung und den Umbau des Alten Museums. Allerdings kann mit der Neugestaltung erst begonnen werden, wenn die jetzt im Obergeschoss des Schinkelbaus am Lustgarten gezeigten ägyptischen Altertümer ins Neue Museum umziehen. Das wird nicht vor 2009 geschehen. Die Zeitspanne ist nicht sehr lang. Schon jetzt wählt Gertrud Platz gedanklich aus, was sie unter der Rotunde in die Vitrinen legen wird. Wie eine solche Schatzkammer aussieht, kann man sich übrigens im Museum für Kommunikation an der Leipziger Straße ansehen, in der unter anderem die legendäre „blaue Mauritius“ gezeigt wird.

Helmut Caspar

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