Risse werden mit Kunstharz geschlossen -
Architekt Peter Eisenman zeigt sich von Schäden
am Holocaust-Denkmal unbeeindruckt



Bei den Betonstelen des Denkmals für die von den Nationalsozialisten ermordeten Juden Europas zeigen sich feine Risse, die jetzt mit flüssigem Kunstharz geschlossen werden müssen. (Foto: Caspar)

Berlin-Mitte. Kaum zwei Jahre alt, zeigen zahlreiche Betonstelen des Denkmals für die ermordeten Juden Europas in der Nähe des Brandenburger Tors Risse. Peter Eisenman, der Gestalter der Gedenkanlage, versteht die ganze Aufregung nicht. Er hält die Schäden an den Betonstelen für unausbleiblich und sieht im Beton ein Material, das arbeitet und auch Alterungsprozessen unterliegt. Optimistisch erklärt der Architekt, dass Häuser vergehen, die Stelen aber stehen bleiben. Dass sich an 400 von 2711 Betonblöcken feine Haarrisse gebildet haben, sei nicht dramatisch, wichtig sei es, dass die Ästhetik des Monuments gewahrt wird.

Während sich Eisenman, der unlängst seinen 75. Geburtstag feierte und auf ein reiches Lebenswerk zurückblicken kann, unbeeindruckt zeigt und zur Gelassenheit mahnt, wird in der zuständigen Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, in der Bundesgerierung und im Berliner Senat nach Möglichkeiten gesucht, wie man den Rissen beikommen und weitere verhindern kann. Da man die 2003 bis 2005 erbaute zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland für die sechs Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten Juden nicht schließen will, werden die Fugen bei laufendem Besucherverkehr durch ein flüssiges und farbloses Kunstharz geschlossen. Es soll das Eindringen von Regen und Schmelzwasser verhindern und weitere Schäden von den Stelen abhalten. Die Kosten soll der Herstellerbetrieb im Rahmen seiner Gewährleistungspflichten übernehmen. Wo mechanische Beschädigungen, etwa abgeschlagene Ecken, zu sehen sind, werden sie mit Beton ausgebessert, dessen dunkle Farbe dem Original entspricht.

Helmut Caspar

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