Faszination des Augenblicks -
Deutsches Technikmuseum zeigt alte und neue Fotoapparate




„Ehre dem Fotografen, denn er kann nichts dafür“, rät Wilhelm Busch und zeigt, was bei den im 19. Jahrhundert herauskommen kann, wenn man nicht still hält. (Repros: Caspar)

Das Deutsche Technikmuseum an der Trebbiner Straße im Bezirk Kreuzberg besitzt eine kostbare Sammlung von Zeugnissen zur Geschichte der Fotografie. Die schönsten Geräte aus dem 19. und 20. Jahrhundert werden ab 8. März auf einer Fläche von 400 Quadratmetern in der neuen Ausstellung „Faszination des Augenblicks“ gezeigt. Die Schau nimmt eine komplette Etage ein und ergänzt die schon vor sieben Jahren eröffnete Dokumentation „Lebende Bilder – eine Technikgeschichte des Films“.

Berlin war nach Paris die zweite Stadt, in der sich ab 1839 sehr schnell das neue Medium der Fotografie etablierte. Zahlreiche Fotoateliers warben um Kunden und hatten großen Zulauf. Die mit vielen Kostbarkeiten bestückte Sammlung des vor genau einhundert Jahren an der Technischen Hochschule n Charlottenburg gegründeten Fotografischen Museums wurden 1944 in die damals von der deutschen Wehrmacht besetzten Tschechoslowakei ausgelagert und kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zurück, sondern wird im Nationalen Technikmuseum in Prag gezeigt. Aus diesem Grund wurde vor über 20 Jahren am Deutschen Technikmuseum Berlin, damals noch Museum für Verkehr und Technik genannt, eine neue Sammlung mit Unterstützung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin aufgebaut. Überdies trugen zahlreiche Firmen und Privatleute zum Aufbau der Fotosammlung bei. Aus diesem Bestand wurde jetzt eine Auswahl für die neue Präsentation getroffen, und Kurator Gerhard Kemner erhofft sich von ihr eine ähnliche Resonanz erhofft wie sie die Film-Ausstellung bereits hat.

Die chronologisch aufgebaute Ausstellung macht gleich eingangs mit urtümlich anmutenden Kameras bekannt, die von denjenigen viel Geduld verlangten, die sich im 19. Jahrhundert fotografieren ließen. Da die Verschlusszeiten der holzkastenartigen Kameras ziemlich lange waren, durfte man sich nicht bewegen. Wer es sich leisten konnte, unterzog sich der Prozedur, denn immerhin ließen sich die Aufnahmen vervielfältigen und waren billiger als Gemälde oder Grafiken. Bei Gebäudeansichten waren die Aufnahmezeiten kein Problem, bei Straßenszenen schon, weil man dort den Verkehr und die herumlaufenden Personen zum Zweck des Fotografierens nicht einfach anhalten konnte.

Dokumentiert werden in der Ausstellung Fotoapparate unterschiedlicher Größe – von winzigen Aufnahmegeräten, die etwa zur Spionage verwendet wurden, bis zu Kameras mit gewaltigen Objektiven. Wer möchte, kann sich in einem nachgebauten Fotoatelier umschauen und Einstellungen probieren oder sich mit Hilfe einer Kamera obscura zeichnen lassen. In der neuen Ausstellung kann man überdies die unterschiedlichsten Foto- und Reproduktionstechniken kennenlernen und auch sehen, wie man früher dem Blitzlicht umging. Breiten Raum nimmt auch die Entwicklung der Fotoobjektive ein, und es wird auch das Innenleben von Kameras demonstriert und gezeigt, wie sie gebaut werden. Schließlich werden die Besucherinnen und Besucher mit Ergebnissen privater und professioneller Fotografie, mit alter und neuer Reproduktionstechnik und weiteren interessanten Themen vertraut gemacht. Um technische Zusammenhänge erfahrbar zu machen, bietet die Ausstellung nach Worten ihres Gestalters Gerhard Kemner, selbst Hand anzulegen und sich als Fotograf zu betätigen. Das Deutsche Technikmuseum, Trebbiner Straße 9, ist Dienstag bis Freitag von 9-17.30 Uhr sowie am Wochenende und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen im Internet unter www.dtmb.de.

Helmut Caspar

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