Erhabene Bilder in Edelstein -
Berliner Antikensammlung zeigt im Alten Museen kostbare Gemmen und Kameen



Der große Sardonyx-Kameo "Kaiser Hadrian als Weltenherrscher" wurde 1713 vom preußischen König Friedrich I. für die Berliner Kunstkammer erworben. Das Meisterwerk der Steinschneidekunst lädt im Alten Museum zum Besuch der Ausstellung "Mythos und Macht" ein.



In der Renaissance pflegte man antike Kameen kostbar einzufassen. Dieses aus der römischen Kaiserzeit stammende Stück wurde vom Art Institute of Chicago der bis 28. Oktober laufenden Ausstellung zur Verfügung gestellt. (Fotos: Caspar)

Die Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin besitzt einen bedeutenden Schatz von geschnittenen Steinen, den kaum einer kennt. Eine Auswahl dieser aus der Antike und der Neuzeit stammenden Gemmen und Kameen wird bis zum 28. Oktober im Alten Museum am Lustgarten gezeigt. In der Ausstellung sind Gemmen und Kameen so groß wie ein Daumennagel, aber auch repräsentative Stücke mit den Maßen von Untertassen zu sehen - Zeugnisse einer Kunst, die heute nur noch selten geübt wird, deren Traditionen aber weit in die frühe Geschichte der Menschheit zurück gehen.

Die stellvertretende Direktorin der Antikensammlung und Kuratorin der Ausstellung „Mythos und Macht“, Gertrud Platz-Horster, freut sich, besonders schöne vertieft (Gemmen) beziehungsweise erhaben (Kameen) in Edelsteine und Halbedelsteine geschnittene Götter- und Herrscherporträts sowie allegorische Darstellungen präsentieren zu können und damit einen nur Spezialisten vertrauten Fundus, der mit rund 14 000 Stücken zu den größten Sammlungen dieser Art gehört, öffentlich zu machen. Wie hoch Gemmen und Kameen in der Gunst König Friedrichs des Großen stand, zeige der von ihm veranlasste Kauf der von keinem Geringeren als Johann Joachim Winckelmann, dem Begründer der klassischen Altertumskunde, katalogisierten Sammlung des Barons von Stosch. Schon vorher hätten sich brandenburgische Kurfürsten um geschnittene Steine bemüht und damit den Grund der heute zur Antikensammlung der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz gehörenden Kollektion geschnittener Steine gelegt.

Für Gertrud Platz-Horster sind geschnittene Steine der Inbegriff von Luxus und Zeugnis einer ausgefeilten Steinbearbeitungstechnik. Die „erhabenen Bilder in Edelstein“, so der Untertitel der einzigartigen Dokumentation, dienten nicht nur dem Siegeln von Briefen und Dokumenten, sie wurden auch, in Gold oder Silber gefasst, als Schmuckstücke verwendet und kommen sogar, obwohl sie aus vorchristlicher Zeit stammen und „heidnische“ Götter und Potentaten zeigen, als Schmuck von christlichem Kirchengerät vor. In nachantiker Zeit aus der Mode, vielleicht weil man auch die Techniken verlernt hatte und auch die edlen Materialien nicht zur Verfügung standen, wurden Gemmen und Kameen in der Renaissance und im Barock neu entdeckt. Und so entwickelte sich die Steinschneiderei vor einem halben Jahrtausend zu einem blühenden Kunstbetrieb und Wirtschaftszweig, der viele Sammler, unter ihnen Johann Wolfgang von Goethe, mit exzellenten Stücken versorgte.

Für Besucher dürfte es interessant und anregend sein, antike Stücke mit solchen aus jüngerer Zeit zu vergleichen und stilistische und technische Gemeinsamkeiten und Unterschiede auszumachen. Da häufig Kopien nach antiken Vorbildern angefertigt wurden, ist die Datierung mancher Stücke nicht ganz einfach. Zudem wurden in der Neuzeit auch antike Steine überarbeitet, so dass es schwer fällt, sie zeitlich einzuordnen und sie einem Künstler zuzuschreiben.

Der von Carin Weiß bearbeitete Katalog „Die antiken Gemmen der Sammlung Heinrich Dressel in der Antikensammlung Berlin“, erschien im Ergon Verlag Würzburg, hat 496 Seiten und zahlreiche zum Teil farbige Abbildungen und kostet 78 Euro. Eine Publikation des bisher großenteils unbekannten Kameen-Bestandes der Sammlung von der Antike bis in die Neuzeit wird in den kommenden Jahren vorgelegt. Darin werden auch in Halbedelsteine geschnittene antike Herrscherporträts, die in neuerer Zeit erworben wurden, berücksichtigt. Die Ausstellung ist Montag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, am Donnerstag bis 22 Uhr geöffnet.

Helmut Caspar

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