Preußenstiftung auf Rekordkurs -
Klaus-Dieter Lehmann legte Erfolgbilanz vor und wechselt zum Goethe-Institut



Große Teile des Neuen Museum auf der Museumsinsel – hier die Fassade zum Hof – sind bereits rekonstruiert. 2009 kann die altägyptische Königin Nofretete mit ihrem Tross in das wieder aufgebaute Haus einziehen. (Foto: Caspar)

Klaus-Dieter Lehmann, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, ist ein medienerfahrener Mann. Bei seinen Pressekonferenzen lässt er Gefühle kaum aufkommen, doch als er sich am 25. Februar bei seiner zehnten und letzten Jahrespressekonferenz von den Journalisten verabschiedete, schwang ein wenig Wehmut mit. Dabei konnte der Herr über zahlreiche Museen und Sammlungen und Manager von teuren Bauprojekten eine überaus erfolgreiche Bilanz vorlegen.

Vor allem die rasant gestiegenen Besucherzahlen und die vielen Ausstellungen in Berlin und im Ausland haben es dem Bibliothekar angetan, der nach seiner Pensionierung als Chef in das Goethe-Institut wechselt und von dort die Kontakte zur Stiftung weiter pflegen will. 2007 haben 5,356 Millionen Menschen die Museen und die anderen Einrichtungen der Preußenstiftung besucht, das war eine Steigerung von 30 Prozent gegenüber dem Jahr davor. Entsprechend schnellten die Einnahmen in die Höhe. 22 Millionen Euro wurden verbucht. Gern würde Lehmann auf Eintrittsgebühren verzichten, doch ist nicht zu erwarten, dass er diese Summe vom Staat ersetzt bekommt. Vom guten Finanzpolster profitieren unter anderem die Staatsbibliothek, deren Erwerbungsetat um einige Millionen aufgestockt wurde, aber auch das Geheime Staatsarchiv, das seine Bestände nach und so erschließt, dass man auch in fernen Ländern am Computer etwas über deren Inhalt erfährt. Diese Online-Präsentation dient als erstes Orientierungsmittel und hilft Zeit zu sparen, ersetzt aber nicht das Studium der Akten im Dahlemer Archiv.

Zu der von Klaus-Dieter Lehmann vorgetragenen Erfolgsbilanz gehören Fortschritte bei der Ermittlung von Kunstwerken, die von den Nazis geraubt oder ihren jüdischen Besitzern abgepresst wurden. Um bei der Provenienzforschung voranzukommen, wurde am stiftungseigenen Institut für Museumsforschung eine Arbeitsstelle eingerichtet, die demnächst erste Forschungsergebnisse vorstellen wird. Zum Thema Beutekunst hat Lehmann bei seinen russischen Kollegen eine „neue Nachdenklichkeit“ und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit ausgemacht. Die Stiftung werde jetzt die Listen der Kunsttransporte aus der Zeit nach 1945 aufarbeiten um zu erfahren, was weggeschafft wurde und welche Ansprüche noch offen sind. Im Oktober dieses Jahres wird im Pergamonmuseum daran erinnert, dass die Sowjetunion vor 50 Jahren 1,5 Millionen Kunstwerke unter dem Motto „Der Menschheit bewahrt“ zurück gegeben hat, ein Faktum, der im Westen kaum wahrgenommen wurde, es nach Lehmanns Worten aber verdient, wieder ins Gedächtnis gerufen zu werden.

Die schon vor seinem Amtsantritt 1999 in Angriff genommene Rekonstruktion der Museumsinsel wird 2009 mit der Eröffnung des „aus Ruinen“ wiedererstandenen Neuen Museums fortgesetzt. 2011 sollen die Bauarbeiten in der Staatsbibliothek, die dann ihr 350-jähriges Bestehen feiert, abgeschlossen sein. Etwa in dieser Zeit erhält das Kulturforum eine neue Aufgabe als Zentrum der Moderne und der Geschichte der Mode. Die in der Gemäldegalerie unweit des Potsdamer Platzes hängenden Bilder kehren in die City zurück und werden in einem Neubau auf dem ehemaligen Kasernengelände gegenüber dem Bodemuseum präsentiert. Ab 2012 nimmt die Stiftung die schrittweise Sanierung des Pergamonmuseums in Angriff. Ob bis dahin bereits das Humboldtforum mit der barocken Schlossfassade stehen wird, ist unklar. Die Stiftung will in dem Neubau auf dem Schlossplatz ihre bisher im etwas abgelegenen Dahlem präsentierten ethnographischen und asiatischen Museumsbestände als Pendant zu den europäischen Kulturen zeigen. Zwar ist das noch Zukunftsmusik, doch hat die Preußenstiftung bereits ihre Raumansprüche angemeldet. Klaus-Dieter Lehmanns Nachfolger als Stiftungspräsident, der Archäologe Hermann Harzinger, übernimmt ein gut bestelltes Feld und wird sich kaum über mangelnde Aufgaben beklagen müssen.

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