Beherzter Sprung in die Freiheit - An der Bernauer Straße in Berlin erinnert ein neues Denkmal an flüchtenden DDR-Grenzer



Zurückgekehrt: An Hans Conrad Schumanns Sprung in die Freiheit erinnert an der Ecke Bernauer Straße/Ruppiner Straße eine Figur. Die Mauer-Gedenkstätte erinnert ein paar hundert Meter weiter an die Geschichte der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze. (Foto: Caspar)

Am 15. August 1961 überwand der DDR-Grenzsoldat Hans Conrad Schumann an der Bernauer Straße im Ostteil Berlins ausgerollten Stacheldraht und erreichte den Westen. Bilder, die der Fotograf Peter Leibling von dieser spektakulären Flucht gemacht hatte, gingen um die Welt, sie gehören zu den bekanntesten Aufnahmen vom Mauerbau am 13. August 1961. Seit wenigen Tagen erinnert ein „Mauerspringer“ an jene Aufsehen erregende Flucht.

Die Aufstellung des silberglänzenden Denkmals, das den damals neunzehnjährigen Schumann in voller Uniform mit Helm und Maschinenpistole eine Stacheldrahtrolle überwindend darstellt, war mit einigen Schwierigkeiten und fadenscheinigen Begründungen verbunden. Der Berliner Senat zeigte geringes Interesse an dem Projekt, verwies darauf, dass die Mauergedenkstätte Bernauer Straße ohne figürliche Figuren auskommt und realistische Skulpturen nicht ins Konzept passt. Außerdem sei man nicht interessiert, DDR-Grenzern ein Denkmal zu setzen, selbst wenn man sie in Gestalt eines Flüchtling zeigt.

Von der ablehnenden Haltung ließen sich die Gestalter der Figur, die Brüder Florian und Michael Brauer und Bildhauer Edward Anders, nicht beeindrucken. Sie stellten ihren lebensgroßen Mauerspringer nicht an der bekannten Mauergedenkstätte auf, sondern ein paar hundert Meter weiter an der Ecke Bernauer Straße/Ruppiner Straße. Die Stelle ist gut zu finden, im Straßenpflaster davor erinnert eine Inschrift in einer Steinplatte an das „Opfer der Schandmauer Olga Segler“, die hier am 26. September 1961 beim Sprung aus ihrem Wohnzimmerfenster starb, was ebenfalls große Bestürzung erregte. Die Achtzigjährige lebte in der zweiten Etage des Hauses Bernauer Straße 34 und befürchtete eine Zwangsräumung durch die DDR-Behörden, weil das Gebäude unmittelbar an der Grenze zu Westberlin lag. Bei ihrem Sprung verfehlte die alte Frau das aufgespannte Rettungstuch der Westberliner Feuerwehr und erlag bald darauf ihren inneren Verletzungen.

Leider ist das Umfeld des Mauerspringer-Denkmals alles andere als würdig. Wer die in luftiger Höhe an einer Stahlkonstruktion montierte Skulptur näher betrachten möchte, muss sich durch Unrat und hohes Gras kämpfen. Passanten, die dies tun, meinen, dass die zuständigen Behörden schnellstens Abhilfe schaffen sollten. Für die Brüder Brauer und den Bildhauer Anders bedeutet es eine große Genugtuung, dass ein 30 Zentimeter hohes Modell Mauerspringers Hans Conrad Schumann bis zum 11. Oktober 2009 im Bonner Haus der Geschichte in der Ausstellung „Bilder im Kopf – Ikonen der Zeitgeschichte“ und anschließend im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig gezeigt wird.

Zurück zur Themenübersicht "Berlin und das Land Brandenburg"