Büsten, Brunnenfiguren, Blumenvasen -
Kunstgießerei Lauchhammer blickt auf lange Erfolgsgeschichte zurück



Ein Gießer neben dem Kunstgussmuseum Lauchhammer zeigt, wie flüssiges Metall in eine Form gegossen wird.



Im Park des Schlosses Mückenberg, einem Ortsteil von Lauchhammer, grüßt eine so genannte Pompejanerin die Besucher. Solche Figuren aus Eisenkunstguss gingen aus Lauchhammer in alle Welt. (Fotos: Caspar)

Zahlreiche Standbilder und Skulpturen unter freiem Himmel, die man überall in der Region antrifft, stammen aus Lauchhammer (Landkreis Oberspreewald-Lausitz). Die berühmte Kunstgießerei führt ihre Ursprünge ins frühe 18. Jahrhundert zurück. Konkurrenten waren die Königlichen Eisengießereien in Gleiwitz (gegründet 1795), Berlin (1804) und Sayn (1814) sowie mehrere private Unternehmen wie Gladenbeck in Berlin-Friedrichshagen und Noack in Berlin-Steglitz, nicht zu vergessen die Eisengießerei in Peitz. „Lauchhammer Eisen“ war vor 200 Jahren, in der Zeit des Klassizismus, ein internationales Markenzeichen. Neben eisernen Töpfen, Pfannen, Öfen und ähnlichen Alltagsgegenständen produzierte das Werk im zunächst sächsischen, ab 1815 preußischen Lauchhammer auch zahlreiche Abgüsse von antiken Figuren. Die wegen der günstigen Zusammensetzung des vor Ort verhütteten Metalls besonders dünnflüssigen und dünnwandigen Skulpturen waren erschwinglicher als solche aus Bronze, Sandstein oder Marmor. Die Bildnisbüsten, Kaminaufsätze und Gartenplastiken aus braun-grün patiniertem oder schwarz angestrichenem Eisen holten die in großen fürstlichen Sammlungen stehenden antiken Kostbarkeiten sowohl in adlige Schlösser und Gärten als auch in die bürgerliche Wohnwelt. Daneben wurden in Lauchhammer Büsten, Brückenelemente, Brunnenfiguren und Blumenvasen, Gitter, Grabkreuze und Gedenkinschriften und Taufbecken, aber auch Säulen für Hallen, Kandelaber, Sitzmöbel und vor allem viele Standbilder erst aus Eisen, später aus Bronze und Zink hergestellt. Um das empfindliche Eisen vor Korrosion zu schützen und es zugleich optisch aufzuwerten, hat man es bronziert, manchmal vergoldet. Durch Bemalen mit heller Farbe wurde sogar weißer Marmor vorgetäuscht. Ähnlich verfuhr man mit Figuren und Architekturelementen aus Zink beziehungsweise an anderen Orten, etwa im mecklenburgischen Ludwigslust, aus billiger, aber effektvoll verarbeiteter und lange haltbarer Papiermasse.

Von bedeutenden Denkmälern im öffentlichen Raum hat man kleine Formate zum Schmuck von Wohnungen und Gärten hergestellt. Die Welt des Biedermeier war für solche Miniaturausgaben sehr empfänglich. Da nicht immer bedeutende Aufträge vorhanden waren, hielt und hält sich auch heute die Gießerei mit solchen Aufträgen und allerhand Reparaturarbeiten über Wasser.

Der Aufstieg der Eisengießerei ist eng im frühen 18. Jahrhundert mit der Verarbeitung von Raseneisenstein und der Gründung des Hüttenwerkes durch Freifrau Benedicte Margarethe von Löwendahl auf ihrem Gut Mückenberg bei Lauchhammer verbunden. Sie hatte die Idee, das, wie ein Chronist schrieb, nutzlose verfaulende Holz ihrer Wälder durch Kohlenbrennerei zu verwerten, und befasste sich, ungewöhnlich für eine Dame ihres Standes und von ihrem Landesherrn, dem Kurfürsten von Sachsen und König von Polen August dem Starken privilegiert, mit der Verhüttung des vor Ort gefundenen Raseneisensteins.

Geburtsstunde der Gießerei war das Anblasen des ersten noch sehr einfach gebauten Hochofens am 25. August 1725. Nach einem Besitzerwechsel wurde rund 60 Jahre später die Produktionspalette erheblich erweitert. Der innovative und experimentierfreudige Graf Detlev Carl von Einsiedel, seines Zeichens kurfürstlich sächsischer Obersteuerdirektor und Konferenzminister, ließ in Lauchhammer Eisenkunstgusserzeugnisse herstellen und hatte damit großen Erfolg. Da das einfache Sortiment der Frau von Löwendahl nicht mehr ausreichte, rief Einsiedel Bildhauer zu sich, die Modelle für Vasen und Figuren schufen. Vorlagen für die aus Lauchhammer in alle Welt gelieferten Antikennachgüsse fand der Graf in der Dresdner Skulpturensammlung und in anderen Museen. Frühe Erzeugnisse können vor und im Museum in Lauchhammer und in anderen Sammlungen besichtigt werden.

Viele Monumente quer durch das Land Brandenburg und weit darüber hinaus sind in Lauchhammer entstanden, hinzu kommen Glocken, Tafel- und Landschmuck, Medaillen und Plaketten sowie Möbel aus Eisenkunstguss nach Modellen des 19. Jahrhunderts. Der Ruf der Gießerei war so gut, dass Bestellungen aus den USA und Südamerika, der Schweiz, Italien, Ungarn, Russland und anderen Ländern und aus vielen deutschen Städten eintrafen. Die Referenzliste des auch heute erfolgreich produzierenden Traditionsbetriebs ist lang und enthält bedeutende Namen und berühmte Bildwerke - von Rietschels Wormser Luther-Monument über den sitzenden Fontane in Neuruppin und General von Steuben in Potsdam, Mendelssohn in Leipzig, das Gertraudendenkmal auf der Gertraudenbrücke und Tierfiguren im Tiergarten in Berlin bis zum Buchenwalddenkmal von Fritz Cremer und dem Thälmann-Denkmal in Berlin-Prenzlauer Berg oder Kandelabern für die Dresdner Semperoper. Das Kunstgussmuseum an der Freifrau-von-Löwendahl-Straße 3 in 01979 Lauchhammer ist Dienstag bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet, weitere Informationen unter www.kunstgussmuseum.de.

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