Hoffnung für die Garnisonkirche -
Potsdamer Stiftung erhält Millionenbetrag von der Landesregierung




Steinerne Reste erinnern in der Breiten Straße in Potsdam an die wechselvolle Geschichte der Potsdamer Garnisonkirche.



Relikte, die nach dem Abriss der Garnisonkirche im Juni 1968 aus dem Trümmerschutt geborgen wurden, sind in einem kleinen Museum an der Breiten Straße in der brandenburgischen Landeshauptstadt aufgestellt. (Fotos: Caspar)

Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch hat der Stiftung Garnisonkirche Potsdam bis zu zwei Millionen Euro aus Mitteln der ehemaligen Parteien und Massenorganisationen der DDR für zeitgeschichtliche Projekte in Aussicht gestellt. In ihrem Schreiben an den Vorsitzenden des Kuratoriums der Stiftung Garnisonkirche Potsdam, Bischof a. D. Wolfgang Huber, unterstreicht die Politikerin, der Wiederaufbau der Garnisonkirche sei ein Vorhaben, das über Potsdam hinaus große Aufmerksamkeit findet. „Ich hoffe, mit dieser Summe eine Initialzündung auszulösen, die viele Spender zu kleinen wie großen Zuwendungen für das Vorhaben motiviert“.

Die auf Befehl des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. nach Plänen von Philipp Gerlach von 1731 bis 1735 erbaute Garnisonkirche prägte gemeinsam mit Schinkels Nikolaikirche und der barocken Heiliggeistkirche lange das Potsdamer Stadtbild und repräsentierte Jahrhunderte christlicher Stadtgeschichte. Am 21. März 1933 wurde die Garnisonkirche, in deren Gruft die Särge mit den sterblichen Überresten Friedrich Wilhelms I. und seines Sohns König Friedrich II., des Großen, standen, mit dem Handschlag von Hitler und Hindenburg für die Legitimation der Nazidiktatur und als Wallfahrtstätte der Nationalsozialisten missbraucht. Auf der anderen Seite war das Gotteshaus, in dessen hohem Turm regelmäßig ein Glockenspiel erklang, der geistliche Mittelpunkt für das Infanterieregiment 9, aus dem viele Mitglieder des christlich-konservativen Widerstands gegen das Hitlerregimes vorgingen.

Beim britischen Bombenangriff am 14. April 1945 stark beschädigt, blieb das Gotteshaus jahrelang sich selbst überlassen. In den Nachkriegsjahren gelang es, im Erdgeschoss des Turms eine kleine Kapelle für Gottesdienste einzurichten. Obwohl es Wiederaufbaupläne gab und die Ruine vor weiterem Verfall gesichert wurde, setzte der damalige SED-Chef und DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht den Abriss der als Symbol des preußischen Militarismus und deutschen Faschismus verteufelten Potsdamer Garnisonkirche durch. Die Sprengung im Juni 1968 erfolgte ungeachtet vieler Proteste im In- und Ausland, und seither empfinden viele Potsdamer die Lücke, die die Garnisonkirche hinterließ, als schmerzlich.

Die Stiftung Garnisonkirche Potsdam wurde am 23. Juni 2008 mit dem Ziel gegründet, die Garnisonkirche als offene Stadtkirche und als Ort für Versöhnung neu zu erbauen. Sie soll künftig darüber hinaus an die mit Potsdam in Verbindung stehenden Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus erinnern. Ein neben der Stelle, an der die Garnisonkirche einmal stand, eingerichtetes Museum erinnert an die Geschichte des Gotteshauses und zeigt Figuren und Architekturplastik, die aus den Trümmern geborgen wurden. Dokumentiert wird die wechselvolle Geschichte der Garnisonkirche, ihr Missbrauch als nationalistisches Symbol in der Hitlerzeit, die Zerstörung kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs und den endgültigen Abriss des „unerwünschten Symbols des Preußentums“ im Juni 1968, übrigens zwei Jahre nach dem Beginn von Sicherungsarbeiten am Turm. Gezeigt werden Sandsteinskulpturen, die aus den Trümmern geborgen wurden und als Vorlagen für eine Rekonstruktion des Kirchenturms wichtig sind, sowie viele andere Sachzeugen.

Das Beispiel der wieder aufgebauten Dresdner Frauenkirche zeigt, dass klare Bekenntnisse der Politik und privates Engagement im wahrsten Sinne des Wortes Berge versetzen und ein bedeutendes Architekturdenkmal aus Ruinen auferstehen lassen können. Inzwischen hat Bundespräsident Horst Köhler die Schirmherrschaft über den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche übernommen. Gemeinsam mit den mehr als 800 Mitgliedern der Fördergesellschaft strebt die Stiftung in einem ersten Schritt die Wiedergewinnung des Kirchturms bis zum 31. Oktober 2017 an.

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