Für Freiheit und Menschenwürde - Vor 60 Jahren wurde in den USA
für die Freiheitsglocke gesammelt




Die Ankunft der Freiheitsglocke vor dem Schöneberger Rathaus im Oktober 1950 war ein großes Ereignis und für die Bewohner von Westberlin ein Zeichen der Hoffnung.



Vom Turm ist sie immer um 12 Uhr zu hören, und aus einer Bronzetafel kann man sie sich
anschauen – die Freiheitsglocke im Schöneberger Rathaus. (Repro/Foto: Caspar)


Vor 60 Jahren wurde in den USA fleißig gesammelt, um dem deutschen Volk und der Viersektorenstadt Berlin eine Glocke schenken zu können. Eine der vielen Gedenktafeln am Schöneberger Rathaus und eine Ausstellung im Turm erinnern an das Geläut, das am 24. Oktober 1950 erstmals erklang. Nach Beendigung der Blockade Berlins am 29. Juli 1949 rief der der amerikanische Militärgouverneur Lucius D. Clay zu einem Kreuzzug für die Freiheit und zu einer Geldsammlung für eine Freiheitsglocke als Geschenk an das deutsche Volk auf. Der berühmten Liberty Bell in Philadelphia nachgebildet und in England gegossen, ging die Glocke zunächst auf eine Reise durch 26 Bundesstaaten der USA. Auf dieser Tour unterzeichneten 16 Millionen Amerikaner einen Freiheitsschwur, der sich auf die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 bezieht. Dieses Dokument bestimmte, dass alle Menschen gleich erschaffen sind und von ihrem Schöpfer unveräußerliche Rechten erhalten haben, „worunter Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit sind“, so die deutschen Übersetzung von damals.

Als Clay, und „Vater der Luftbrücke“, die Glocke den Berlinern übergab und sie zum erstenmal am 24. Oktober 1950 erklang, wurde eine bis heute lebendige Tradition begründet. Jeweils am Sonntag um 12 Uhr erklingt die Glocke, und dieses Geläut wurde im Sender RIAS, dem nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten Rundfunk im Amerikanischen Sektor übertragen, verbunden mit diesem feierlichen Freiheitsschwur: „Ich glaube an die Unantastbarkeit und an die Würde jedes einzelnen Menschen. Ich glaube, dass allen Menschen von Gott das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde. Ich verspreche, jedem Angriff auf die Freiheit und der Tyrannei Widerstand zu leisten, wo auch immer sie auftreten mögen“.

Die 10.206 Kilogramm schwere Freiheitsglocke zeigt auf ihrem Körper Menschen, die sich freundschaftlich die Hände reichen, und trägt die Inschrift „That this world under God shall have a new birth of freedom“ (Möge diese Welt mit Gottes Hilfe eine Wiedergeburt der Freiheit erleben). Das Deutschlandradio Kultur überträgt in der Tradition und Nachfolge des Senders RIAS jeden Sonntag kurz vor 12 Uhr das Geläut der Freiheitsglocke sowie jenes feierliche Freiheitsgelöbnis von 1950. Eine Ausstellung im Turm des Schöneberger Rathauses dokumentiert die Idee und den Weg der Freiheitsglocke von den USA bis nach Berlin. Hier werden auch jene Unterschriften amerikanischer Staatsbürger aufbewahrt, die sich wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg für Freiheit und Frieden bekannten und das laut tönende Geschenk an die ehemaligen Feinde unterstützten. Zu besonderen Gelegenheiten ertönt die Freiheitsglocke auch zu ungewöhnlichen Zeiten. So werden sich Berliner sicher noch an den 3. Oktober 1990 erinnern, als ihr weithin hallender Ton die Feierlichkeiten zur Wiedervereinigung nach 40 Jahren Trennung und Teilung einläutete.

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