Mit Kurhut, Zepter, Feuer und Schwert - Heimatzeitschrift „Die Mark Brandenburg“ über die ersten Hohenzollernherrscher



Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg wurde 1417 feierlich mit der brandenburgischen Kurwürde belehnt und nannte sich Friedrich I. Bronzedenkmal vor der Burg in Tangermünde. (Foto: Caspar)

Sie kamen aus altem schwäbischem Adel und brachten es bis an die Spitze erst des Kurfürstentums Brandenburg, 1701 des preußischen Königreiches und 1871 des deutschen Kaiserreichs – die Hohenzollern. Unter ihnen gab es weise Staatenlenker und skrupellose Raufbolde, feinsinnige Musensöhne und gewiefte Diplomaten, ehrgeizige Feldherren und prestigesüchtige Geldverschwender. Im Jahre 1417 feierlich in Konstanz vom deutschen König (ab 1433 Kaiser) Sigismund mit der erblichen Kurwürde belehnt, trugen sie den hermelinbesetzten Kurhut aus rotem Samt und ein Zepter als Abzeichen ihrer Würde des Erzkämmerers des Heiligen römischen Reichs deutscher Nation. Damit standen sie in der deutschen Fürstenriege an vorderster Stelle. Die Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg hatten das Recht, mit den anderen geistlichen und weltlichen Kurfürsten nach den Bestimmungen der „Goldenen Bulle“ von 1356 den deutschen Kaiser, zu wählen oder, wie man damals sagte, zu küren.

Wer zu den frühen brandenburgischen Kurfürsten zählte und wie sie ihr Amt nutzten, um in ihrem Herrschaftsbereich Ruhe und Ordnung herzustellen und die Wirtschaft und das kulturelle Leben voranzubringen, wird in einer neuen Folge der Heimatzeitschrift „Die Mark Brandenburg“ geschildert. Als der Nürnberger Burggraf Friedrich VI. von Hohenzollern 1412 die Macht in der „Streusandbüchse“ des römisch-deutschen Reiches übernahm und fünf Jahre später nach einigen Querelen mit anderen Fürsten die Kurwürde, fand er ein desolates Land vor, in dem sich verschiedene Adelsfamilien bekriegten. Sie in ihre Schranken zu weisen, gelang in zähen Auseinandersetzungen mit Feuer und Schwert. Die Kontrahenten von Friedrich I., wie sich der erste brandenburgische Kurfürst und Begründer der hohenzollerschen Dynastie, jetzt nannte, wurden zum Schweigen gebracht, mit hohen Staatsämtern, Pfründen und Kommandostellen abgefunden und in die hohenzollernschen Herrschaftsstrukturen eingebunden.

Friedrich I. und seine Nachfolger herrschten über einen rohstoffarmen, waldreichen Agrarstaat mit kleinen Städten darin. Es kostete viel Mühe, das Land zu stabilisieren und Angriffe gieriger Nachbarn abzuwehren. Vordringlich war der Ausbau der Infrastruktur, die Anlage von Straßen und Kanälen, die Bekämpfung von Hungersnöten und Seuchen, die immer wieder hohe Menschenopfer forderten. Dass sie jetzt von starker Hand regiert wurden, gefiel vielen Märkern nicht. Vor allem die Berliner legten sich mit den neuen Herren an, wehrten sich gegen den Bau einer Zwingburg in ihren Mauern, die zur Keimzelle des späteren Stadtschlosses wurde. Der „Berliner Unwille“ von 1448 wurde mit Waffengewalt unterdrückt, genau 400 Jahre später erst haben es die Berliner und die Märker gewagt, sich gegen ihren Landesherrn zu erheben.

Als Kurfürst Albrecht mit dem Beinamen „Achilles“ 1486 starb, so erfahren wir in einem der Beiträge, hinterließ er ein Testament, das die Teilung des Kurstaates verbot und damit dessen Fortleben garantierte. Zwar gab es in der Folgezeit immer wieder Versuche, die Bestimmungen aufzuheben, doch blieb die „Dispositio Achillea“ all die Jahrhunderte in Kraft, während andere Fürstentümer durch Landesteilungen an Gewicht verloren.

Dass die Landesherren alles daran setzten, den Kurstaat nach ihrem Bilde zu formen und ihn zu reformieren, ist in dem reich illustrierten Heft ebenso zu vernehmen wie die Gründe, die 1539 zum Übertritt zur Lutherschen Reformation führten. Dass es mit Kultur und Bildung wohl nicht sehr weit her war, erfahren wir aus Klagen über die Berliner, denen in der frühen Neuzeit ein Hang zum Trunk, zur Faulheit und zu Ausschweifungen bescheinigt wurde. Doch es gab auch die andere Seite, nämlich die von einem dieser Kurfürsten, Joachim Friedrich, ganz weit weg von „lasterhaften“ Berlin, im uckermärkischen Joachimsthal, betriebene Bildungspolitik, die Schaffung neuer Einnahmequellen in Gestalt von Glashütten und Eisenwerken, eine auf Festigung der Macht des Herrscherhauses betriebene Heiratspolitik und den Griff nach östlichen und westlichen Territorien zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Und es gab die Errichtung von Festungen durch italienische Baumeister und die Verschönerung der Residenzstädte. Potsdam war noch nicht dabei. Es erlebte erst unter dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm und seinen Nachfolgern einen rasanten Aufstieg als brandenburg-preußische Residenz- und Soldatenstadt, doch das wird Thema eines weiteren Heftes sein. Dieses hier reicht bis zum Kurfürsten Georg Wilhelm, der sein Land durch die gefährliche Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) führte und seinem Sohn und Nachfolger, jenem Friedrich Wilhelm, mit dem Wiederaufbau und der Überwindung der schwedischen Fremdherrschaft eine Herkulesaufgabe hinterließ.

Die Mark Brandenburg Heft 72, März 2009, Marika Großer Verlag Berlin, 40 Seiten,
4 Euro

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