KPM und die Moderne - Neue Porzellanausstellung in der Wegelystraße



Strenge Konturen und das Fehlen von Bemalung wie bei diesem „Mondschaf“ sind ein besonderes Charakteristikum moderner Porzellankunst, der sich die KPM nach dem Ende der Monarchie anschloss. (Foto: Caspar)

Neunzig Jahre ist es her, dass in Weimar das Bauhaus gegründet wurde, und vor 80 Jahren trat die Königliche Porzellanmanufaktur Berlin mit der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle an der Saale in Kooperationsbeziehungen. Beide Jahrestage und die Arbeitsbeziehungen zwischen Weimar, Halle und Berlin sind Thema einer bis zum 16. Mai 2010 laufenden Ausstellung in der KPM Welt.

Die Dokumentation in den Ausstellungsräumen der Königlichen Porzellanmanufaktur an der Wegelystraße unweit des S-Bahnhofs Tiergarten berichtet, dass sich die KPM in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts unter dem Slogan „Porzellan für alle“ um neue Formen und Designs bemühte und vieles dafür tat, um die Produktionspalette auszuweiten und sie dem neuartigen, auf Funktionalität und Modernität ausgerichteten Bau- und Lebensstil anzupassen.

Für die 1763 vom preußischen König Friedrich II., dem Großen, gegründeten Berliner Porzellanmanufaktur bedeutete die Burg Giebichenstein so etwas wie ein Versuchslabor. Was an der Saale von Berliner und Hallenser Künstlern entworfen und geformt wurde, kann jetzt in der KPM Welt von allen Seiten in Augenschein genommen werden. Dabei wird es reizvoll sein, die Entwicklung des Porzellans, das vor 300 Jahren erstmals im damaligen Kurfürstentum Sachsen von dem ehemaligen Berliner Apothekerlehrling Johann Friedrich Böttger hergestellt wurde und anfangs braun gefärbt war, bis heute zu beobachten und dabei auch zu erfahren, dass sich die KPM stets um künstlerische und technische Innovation kümmerte und diese auch gegen manche Widerstände von Traditionalisten durchsetzte. Rokoko-Porzellane, strenger Klassizismus und ausartende neobarocke Konturen Formen, wie sie in der Kaiserzeit beliebt waren, stehen in der Ausstellung Erzeugnissen im Stil der Neuen Sachlichkeit gegenüber. Statt farbenfroher Bemalung und üppigen Formen brachte die KPM nach dem Ende der Monarchie (1918) schlichte, aber eindrucksvolle Gefäße und Figuren auf den Markt, die oft ganz weiß sind oder durch wenige Pinselstriche sparsam dekoriert sind. Davon zeigt die Sonderausstellung interessante Proben, ergänzt durch Fotos und Dokumente, die die fruchtbaren Beziehungen zwischen den Berliner Porzellanherstellern und den führenden Kunstgewerblern in Weimar und Halle belegen. Die KPM Welt ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Sie lädt zum Rundgang durch einen Verkaufssalon ein, und wer möchte, kann an der Kasse auch Literatur über die Geschichte des Unternehmens kaufen.

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