Erinnerungen an Theodor Fontane -
Alte Kapelle auf dem Friedhof in der Liesenstraße erhielt neue Aufgabe



In einer alten Friedhofskapelle auf dem Friedhof an der Liesenstraße ist vor kurzem eine Fontane-Gedenkstätte eingerichtet worden.



Das Grab von Theodor und Emilie Fontane befindet sich in unmittelbarer Nähe der neuen Gedenkstätte. (Fotos: Caspar)

Für 800 000 Euro aus Mitteln der Stiftung Klassenlotterie Berlin wurde auf dem Friedhof an der Liesenstraße im Berliner Bezirk Mitte eine alte Kapelle in eine Theodor Fontane gewidmete Gedenkstätte umgewandelt. Daran waren die Berliner Gartendenkmalpflege, die Stiftung Stadtmuseum, die Französische Kirche zu Berlin und die Theodor-Fontane Gesellschaft beteiligt.

In der Nähe der Kapelle ist der am 20. September 1898 verstorbene Romancier und „Wanderer durch die Mark Brandenburg“ mit seiner Frau Emilie bestattet. Der alte Grabstein wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, danach erhielt die Ruhestätte einen neuen Stein mit den beiden Namen und den Lebensdaten. Solange die Mauer existierte, war ein Besuch des im östlichen Sperrbereich zwischen den Bezirken Mitte und Wedding befindlichen Friedhofs nur nach Gewährung eines DDR-Passierscheins gestattet. Bei der Einweihung der Gedenkstätte lobte Kulturstaatssekretär André Schmitz in der vergangenen Woche (=20. 9.10) bürgerschaftliches Engagement bei der Rettung von Zeugnissen der Geschichte und Kultur. Berlin habe jetzt neben dem Hugenottenmuseum und der Bibliothek im Französischen Dom am Gendarmenmarkt sowie dem Märkischen Museum einen weiteren Ort, der explizit an Theodor Fontane erinnert und sich schnell zu einem Pilgerort für Verehrer des großen Schriftstellers aus aller Welt entwickeln wird.

Auf mehreren beleuchteten Säulen werden in der Kapelle Leben und Werk des Künstlers gewürdigt und sein Beitrag für die Literatur des 19. Jahrhunderts betont. Besucher erfahren in Bild und Schrift Einzelheiten über den beruflichen Werdegang des aus einer Hugenottenfamilie stammenden, in Neuruppin geborenen Fontane vom Apotheker über seine Tätigkeit Auslandskorrespondent für verschiedene Zeitungen bis zum berühmten Romanschriftsteller und bis heute viel gelesenen Berichterstatter über historische Sehens- und Merkwürdigkeiten in Brandenburg und Preußen. Gewürdigt wird darüber hinaus Fontane als exzellenter Briefschreiber und als kritischer Beobachter und Kommentator der Zustände in Deutschland vor und nach der Reichseinigung von 1871. Theodor Fontane war vielseitig: so verfaßte er auch Dramen, Gedichte, Biografien und Kriegsbücher, dazu Theaterkritiken und programmatische Schriften.

Der Friedhof II der Französisch-Reformierten Gemeinde zu Berlin, so die offizielle Bezeichnung, wurde seit 1835 belegt und löste einen alten Gemeindefriedhof an der Chausseestraße ab. An der Hauptallee steht im Zentrum des Friedhofes ein Ehrenmal für die in den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71 gefallenen Mitglieder der Gemeinde. Zudem erinnert eine Gedenktafel an die Toten aus dem Ersten Weltkrieg. In den vergangenen Jahren wurde der Friedhof an der Liesenstraße umfassend saniert. Allerdings warten noch viele Grabmale auf ihre Restaurierung. André Schmitz hofft, dass die neue Fontane-Gedenkstätte und der mit ihr verbundene Besucherstrom den Pflegemaßnahmen einen neuen Schub verleihen werden.

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