Der Geschäftsführer der Staatlichen Münze Berlin, Andreas Schikora, sieht
für geprägtes Geld eine Zukunft. Nichts deute darauf hin, dass Kreditkarten
aller Art die Funktionen von Münzen übernehmen und diese zu einem
Auslaufmodell machen, erklärte er unlängst in einer Sitzung der
Numismatischen Gesellschaft zu Berlin in den Räumen des Berliner
Münzkabinetts Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Erhebungen der Deutschen
Bundesbank würden Mutmaßungen widersprechen, nach denen Hartgeld nach und
nach aus dem Alltag verschwindet und eines Tages nur noch mit so genanntem
Plastikgeld und durch elektronische Überweisungen bezahlt wird. Dessen
Anteil an täglichen Umsätzen falle im Moment noch nicht sehr ins Gewicht.
Münzen und Geldscheine seien allgemein anerkannt und würden auch keine
Spuren hinterlassen wie andere Geldformen. Seit 2600 Jahren hätten sich
Münzen, in welchen Formen sie auch vorkommen mögen, als "Schmiermittel der
Ökonomie" bewährt, und es deute nichts darauf hin, dass sie mittelfristig
von der Bildfläche verschwinden.
Als die Umstellung von Deutscher Mark zum Euro bevor stand, hätten alle fünf
deutschen Münzstätten 17 Milliarden Euromünzen hergestellt, Ende 2010 seien
es 30 Milliarden, und eine ähnlich steigende Tendenz sei auch für die
kommenden Jahre zu erwarten, so Schikora. Schließlich sei es erwiesen, dass
Jahr für Jahr Millionen, wenn nicht Milliarden Münzen, ob Umlaufstücke oder
Gedenkprägungen, gehortet und daher nicht ausgegeben werden. Gründe dafür
seien unter anderem das Sparen, Geschenke an Kinder und andere
Familienangehörige, die keine eigene Chipkarte oder ein Konto besitzen,
sowie das Zurücklegen zum Bezahlen von Parkplätzen oder zum Auffüllen von
Kaffeekassen. Eine ähnliche Beobachtung mache man bei der alten Deutschen
Mark, von der auch heute noch 14 Milliarden DM nicht umgetauscht seien. Die
Hälfte von dieser Summe bestehe aus Münzen. Deutsche Euromünzen wandern laut
Schikora "in Größenordnungen" durch Touristen ins Ausland und müssten
ständig nachgeliefert werden.
Andreas Schikora sieht positiv in die Zukunft des von ihm geleiteten
Berliner Landesbetriebs, der seit 1750 mit dem Buchstaben A zeichnet und 20
Prozent der deutschen Münzproduktion bestreitet. Im vergangenen Jahr habe
die Staatliche Münze Berlin mit ihren 70 Beschäftigten und sieben
Auszubildenden einen Umsatz von 13 Millionen Euro gemacht und 400 000 Euro
an das Land Berlin abgeführt. Im Durchschnitt habe jeder Deutsche 16 Münzen
in der Geldbörse, davon stammten mindestens drei aus Berlin.
Eine Zusammenlegung der den jeweiligen Bundesländern unterstehenden Münzstätten
in Berlin, München, Stuttgart, Karlsruhe und Hamburg sei nicht zu erwarten.
Pläne zur Errichtung einer einzigen Reichsmünze in Berlin habe es nur in der
NS-Zeit gegeben, davon würden die Baulichkeiten am Molkenmarkt im Zentrum
der Stadt noch berichten. Wenn der Bundesfinanzminister eine Konzentration
der deutschen Hartgeldproduktion in einer einzigen Fabrik wolle, würde er
sich mit seinen Ressortkollegen in den Ländern anlegen und müsse jahrelange
Übergangsfristen einplanen. Dazu gibt es aber nach seiner Kenntnis keine
Überlegungen. Eine Auslagerung von deutschen Münzaufträgen an ausländische
Anstalten ähnlich wie der Druckauftrag für Eurobanknoten von der Berliner
Bundesdruckerei in eine ausländische Anstalt sei nicht beabsichtigt. Im
Gegenteil freue sich die Berliner Münze über Aufträgen durch andere Staaten
und beteilige sich mit Erfolg an Ausschreibungen. In den vergangenen Jahren
waren dies unter anderem Lettland, Costa Rica, Estland und Argentinien. Über
die Anregung von Mitgliedern der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin, die
Geldstücke für solche Staaten künftig mit dem Traditionsbuchstaben A als
Nachweis für ihre Herkunft auszustatten, könne man nachdenken, so Schikora.
Letztlich sei es aber Sache der betreffenden Länder, ob sie auf solche
Vorschläge eingehen.
Ob es 2012 eine Gedenkmünze zum 300. Geburtstag des
preußischen Königs Friedrichs des Großen gebe werde, sei noch in der
Diskussion.
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