Brückenschlag zur Gegenwart -
Archäologen fanden Reste von Wohnhäusern und suchen nach einer Synagoge



Sorgsam vermisst und kartiert Ralf Scherrer die auf dem Großen Jüdenhof freigelegten Mauerreste.



Mit moderner Technik erfasst Cathleen Sietz die Lage der Mauer- und Gewölbereste vom Großen Jüdenhof in Berlin-Mitte.



Der Bereich des Großen Jüdenhofs ist noch lange nicht vollständig ausgegraben, daher besteht die Hoffnung, hier noch Reste einer Synagoge zu finden. (Fotos: Caspar)

Auf dem Großen Jüdenhof zwischen Alexanderplatz und Klosterstraße haben Archäologen in den vergangenen Monaten Reste uralter Keller und Hausmauern freigelegt. Spuren einer Synagoge und eines Ritualbades sind bisher jedoch noch nicht entdeckt worden. Die Mauern und Gewölbe stammen im wesentlichen aus dem 18. Jahrhundert, manche sind noch jünger. Damit stammen sie aus einer Periode, als hier schon keine Juden ansässig waren. Sie wurden zu Beginn des 16. Jahrhunderts vertrieben und durften sich erst im ausgehenden 17. Jahrhundert auf Einladung des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, aus Wien kommend, in Berlin ansiedeln. Am Großen Jüdenhof, dessen Name nicht verändert wurde, lebten christliche Handwerker. Die Funde deuten auf Metallhandwerker und Leute hin, die im Textilgewerbe und als Gerber tätig waren.

Die Ausgrabungen erfolgen im Zusammenhang mit Plänen zur Neubebauung des lange Zeit als Parkplatz genutzten Areals mit kleinen Wohn- und Geschäftshäusern. Das Landesdenkmalamt möchte die stadtgeschichtlich interessanten Spuren in die Neubauten integrieren. "Einige Reste dieses bisher noch nie von Archäologen erforschten Viertels könnten in die Häuser integriert werden, die hier demnächst entstehen. Das würde das geschichtlich hochinteressante Areal spürbar aufwerten und seinen Bekanntheitsgrad verbessern", sagt Landeskonservator Jörg Haspel und spricht von einem schönen Brückenschlag von den ältesten Zeiten Berlins bis zur Gegenwart. Ähnliches sei mit den alten Mauern und Gewölben auf dem Petriplatz, an dem die Wiege Berlin stand, sowie auf dem Schlossplatz und vor dem Roten Rathaus beabsichtigt. Einige bei den Grabungen an allen diesen Orten entdeckten Keramiken, Metallgegenstände, Münzen und andere Hinterlassenschaften werden im Museum für Vor- und Frühgeschichte im Neuen Museum auf der Museumsinsel gezeigt.

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