Auf dem Großen Jüdenhof zwischen Alexanderplatz und Klosterstraße haben
Archäologen in den vergangenen Monaten Reste uralter Keller und Hausmauern
freigelegt. Spuren einer Synagoge und eines Ritualbades sind bisher jedoch
noch nicht entdeckt worden. Die Mauern und Gewölbe stammen im wesentlichen
aus dem 18. Jahrhundert, manche sind noch jünger. Damit stammen sie aus
einer Periode, als hier schon keine Juden ansässig waren. Sie wurden zu
Beginn des 16. Jahrhunderts vertrieben und durften sich erst im ausgehenden
17. Jahrhundert auf Einladung des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, aus
Wien kommend, in Berlin ansiedeln. Am Großen Jüdenhof, dessen Name nicht
verändert wurde, lebten christliche Handwerker. Die Funde deuten auf
Metallhandwerker und Leute hin, die im Textilgewerbe und als Gerber tätig
waren.
Die Ausgrabungen erfolgen im Zusammenhang mit Plänen zur Neubebauung des
lange Zeit als Parkplatz genutzten Areals mit kleinen Wohn- und
Geschäftshäusern. Das Landesdenkmalamt möchte die stadtgeschichtlich
interessanten Spuren in die Neubauten integrieren. "Einige Reste dieses
bisher noch nie von Archäologen erforschten Viertels könnten in die Häuser
integriert werden, die hier demnächst entstehen. Das würde das geschichtlich
hochinteressante Areal spürbar aufwerten und seinen Bekanntheitsgrad
verbessern", sagt Landeskonservator Jörg Haspel und spricht von einem
schönen Brückenschlag von den ältesten Zeiten Berlins bis zur Gegenwart.
Ähnliches sei mit den alten Mauern und Gewölben auf dem Petriplatz, an dem
die Wiege Berlin stand, sowie auf dem Schlossplatz und vor dem Roten Rathaus
beabsichtigt. Einige bei den Grabungen an allen diesen Orten entdeckten
Keramiken, Metallgegenstände, Münzen und andere Hinterlassenschaften werden
im Museum für Vor- und Frühgeschichte im Neuen Museum auf der Museumsinsel
gezeigt.
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