"Mr. Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder" -
Sichtbare Erinnerung an historische Worte von Ronald Reagan im Jahr 1987 gefordert



Das Brandenburger Tor wäre ein guter Ort, an die historische Rede von Ronald Reagan am 12. Juni 1987 zu erinnern.



Blick auf das Brandenburger Tor und auf die US-Botschaft von der Tiergartenseite aus gesehen. (Fotos: Caspar)

Ob dem amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan am Brandenburger Tor oder in seiner Nähe eine Gedenktafel gewidmet wird, ist ungewiss. Wenn man Besucher vor Ort befragt, wünschen sich viele einen solchen Hinweis. Die Plakette sollte an die Aufforderung an den sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow erinnern, das Brandenburger Tor zu öffnen und die Mauer einzureißen. Die Anregung für diese Ehrung von Ronald Reagan kam vom Bundesverteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg. Er hatte mit Blick auf den 100. Geburtstag des US-Präsidenten den Senat aufgefordert, eine Straße oder einen Platz in der Bundeshauptstadt nach Reagan zu benennen und auch am Brandenburger Tor deutlich zu machen, dass von hier aus gut zwei Jahre vor dem tatsächlichen Fall der Mauer zu allgemeiner Überraschung jene Aufforderung ausging.

US-Präsident Reagan hatte am 12. Juni 1987 den westlichen Teil Berlins anlässlich der 750-Jahrfeier der Stadt besucht. Streng vor Demonstranten gesichert, versicherte er bei schönstem Wetter im Beisein von hohen Bundespolitikern die Solidarität der USA gegenüber den Berlinern und den Bewohnern der der DDR und der anderen osteuropäischen Staaten. An die Sowjetunion und die Weltöffentlichkeit gewandt, erklärte Reagan, ins Deutsche übersetzt: "Ich stehe genauso zu Ihnen wie zu Ihren Landsleuten im Westen in dem festen unerschütterlichen Glauben: Es gibt nur ein Berlin. Präsident von Weizsäcker hat einmal gesagt: Die deutsche Frage ist so lange offen, wie das Brandenburger Tor zu ist. Heute sage ich: Solange das Tor zu ist, solange wird diese Mauer als Wunde fortbestehen". Tosenden Beifall erhielt Reagan, als er den sowjetischen Staats- und Parteichef mit diesen Worten direkt ansprach: "Mr. Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor Mr. Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder". Der US-Präsident hielt es nicht für nötig, die eigentlich zuständige DDR-Führung anzusprechen, was diese beleidigt zur Kenntnis nahm. Der Appell von Ronald Reagan an den damals mächtigsten Mann der östlichen Hemisphäre, Michail Gorbatschow, ging um die Welt. Er hatte nichts anderes getan, als seinen sowjetischen Amtskollegen an dessen eigene Ziele, nämlich Glasnost und Perestroika, zu erinnern.

Viele Menschen hüben drüben und meinten 1987, am Brandenburger Tor habe ein politischer Träumer gesprochen. Kaum jemand konnte sich vorstellen, dass Berlin in absehbarer Zeit wieder eins wird. Im Gegenteil schien die deutsche Teilung unumstößlich zu sein. Erich Honecker, der SED-Generalsekretär und Staatschef der DDR, schockierte seine Untertanen Anfang 1989 mit der Behauptung, die Mauer werde noch hundert oder fünfzig Jahre stehen wird, und löste damit eine Ausreise- und Fluchtwelle ohnegleichen aus.

Inzwischen will die CDU im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf den im Bereich des Kurfürstendamms gelegenen Joachimsthaler Platz in Ronald-Reagan-Platz umbenennen. Da die Bezirke über Namen von Straßen und Plätzen befinden müssen, sind hier die Bezirksverordneten gefragt. Allerdings sind die Christdemokraten in der Bezirksverordnetenversammlung in der Minderheit, so dass der Antrag wohl nicht durchkommen wird. Übereinstimmend mit dem rot-roten Senat heißt es bei den Sozialdemokraten in Charlottenburg-Wilmersdorf, die Ernennung Ronald Reagan zum Berliner Ehrenbürger sei genug gewesen, und andere Politiker hätten bedeutend mehr für den Fall der Mauer und die Wiedervereinigung getan. Man kann davon ausgehen, dass sich Reagan-Befürworter damit nicht zufrieden geben und für ein sichtbares Zeichen für Ronald Reagan kämpfen werden.

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