Mit vereinten Kräften neue Ziele erreichen - Jahrestagung des Verbands der deutschen Münzenhändler 2012 in Bamberg



Das auf einer kleinen Insel in der Regnitz stehende Alte Rathaus gehört zu Bambergs bedeutenden Bau- und Kulturdenkmälern.



Die Bamberger Münzgeschichte begann im frühen 11. Jahrhundert und reichte bis zur Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts. Mit den hier gezeigten Talern von 1691, 1696 und 1795 und vielen anderen Münzen setzten die Bischöfe sich und ihrem geistlichen Fürstentum ein sehens- und sammelnswertes Denkmal. (Foto, Repros: Caspar)

Alljährlich treffen sich im Juni die Mitglieder des Verbands der deutschen Münzenhändler (VddM) in einer Stadt, die früher einmal eine Münzstätte war oder auf andere Weise mit der deutschen Münzgeschichte verbunden war und ist. Traf man sich 2011 in der ehemaligen fürstlichen Residenzstadt Detmold, so war vom 15. bis 17. Juni 2012 die fränkische Bischofs-, Universitäts- und seit 1993 Weltkulturerbestadt Bamberg Tagungsort. Der Präsident des VddM, Stefan Sonntag, dankte den bayerischen Kollegen für die Ausrichtung der von einem interessanten Rahmenprogramm mit instruktiver Stadtführung, dem Besuch der Bundesgartenschau und einem stimmungsvollen Abend auf der Altenburg hoch über der tausendjährigen Stadt begeleiteten Zusammenkunft.

Im Mittelpunkt der Beratungen standen unter anderem die von der Bundesregierung geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Münzen und Medaillen von heute 7 auf 19 Prozent mit Ausnahme von Goldanlagemünzen und die sich daraus für den Münzhandel und die Sammlerschaft ergebenden Probleme. Der VddM wird sich ausführlich zu den Plänen äußern und ruft seine Mitgliedsfirmen, die Sammler und die Vereine sowie weitere Betroffene auf, sich bei Politikern und Abgeordneten dafür einzusetzen und dies auch durch eine Unterschriftenaktion zu bekräftigen, dass die Besteuerung so bleibt wie sie ist. Der Traum von bedeutenden Mehreinnahmen aus Erlösen des Münzhandels durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer sei illusorisch. Der Münzhandel sei gezwungen, trotz enormer bürokratischer Dokumentationspflichten und vieler heute noch ungeklärter Probleme zur sogenannten Margenbesteuerung überzugehen. In diesem Fall sei mit Umsatzrückgängen zu rechnen, und der Schaden für den Fiskus sei größer als der zu erwartende Nutzen. Sodann berichteten Tagungsteilnehmer darüber, welch großer bürokratischer Aufwand bei der Deklarierung und Versendung von antiken und anderen Münzen im Wert von über 1000 Euro in Drittländer betrieben werden muss. Der VddM hofft, dass der Bundesfinanzgerichtshof im Rahmen eines Musterprozesses gegen das Hauptzollamt Stuttgart baldmöglichst Klarheit in dieser Angelegenheit schafft, denn für jedes einzelne Stück eine Freigabe zu erwirken, sei unzumutbar und auch ganz und gar unpraktikabel.

Ein weiterer Tagesordnungspunkt befasste sich mit dem massenhaften Auftreten von so genannten Chinafälschungen. An Sammler geht der Rat, nur bei Mitgliedern des Verbands der deutschen Münzenhändler und weiteren seriösen Firmen zu kaufen. Abgeraten wird, auf Schnäppchenangebote im Internet sowie auf Münzbörsen und in Flohmärkten einzugehen, wo die in China hergestellten Fälschungen von zum Teil sehr guter Qualität mehr und mehr auftreten und großen Schaden anrichten. Außerdem will der Verband gegen solche Angebote im Internet rechtlich vorgehen und erwartet ein Entgegenkommen von den Betreibern entsprechender Plattformen, wie etwa ebay. Erörtert wurde ferner die Haltung des Verbandes zu Bestrebungen der Europäischen Union und von deutschen Behörden hinsichtlich der Verschärfung des Kulturgüterschutzes zu Lasten der Sammler und über die Handhabung des Schatzregals in einzelnen deutschen Bundesländern.

Der Präsident der Deutschen Numismatischen Gesellschaft (DNG), Kristian Nicol Worbs, dankte für die Einladung nach Bamberg und insbesondere für die organisatorische und finanzielle Hilfe des Verbandes bei der Vorbereitung und Durchführung des Deutschen Numismatikertages Anfang Oktober 2012 in Berlin. Nach wie vor gelte es, den Mitgliederstand der etwa 80 in der DNG organisierten Münzvereine durch Aufnahme von Heranwachsenden zu verjüngen und zu erweitern. Dazu sollen unter anderem Mitgliederkarten ausgegeben werden, durch die man im Münzhandel einen kleinen Rabatt beim Kauf erhalten kann oder die einen verbilligten oder kostenlosen Eintritt bei numismatischen Veranstaltungen ermöglichen. Die neu gestaltete Internetseite der DNG soll besser als bisher über die Aktivitäten und Publikationen der Vereine informieren und einen Link zur Website des Verbands der deutschen Münzendhändler www.vddm.de erhalten.

Als Vorsitzender der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland sprach Dietrich O. A. Klose, Direktor der Staatlichen Münzsammlung München, über den Münzfundkatalog in Deutschland, der nach und nach ins Internet gestellt werden soll. Beim Deutschen Numismatikertag in Berlin soll der für Nachwuchswissenschaftler neu gestiftete Walter-Hävernick-Preis für eine herausragende Forschungsarbeit verliehen werden. Einzelne Mitgliedsfirmen werden sich an der Finanzierung des Deutschen Numismatikertages 2012 in Berlin beteiligen. Außerdem ist der VddM dort mit einem Informationsstand vertreten. Der VddM unterstützt den neuen Förderpreis für junge Künstler, den die Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst alle zwei Jahre vergibt, mit jeweils 1000 Euro.

Große Zustimmung fand der von Stefan Sonntag eingebrachte Vorschlag, Mitgliedern des Berufsverbandes des deutschen Münzenfachhandels nach der in der Satzung vorgeschriebenen Prüfung auch die Mitgliedschaft im VddM zu ermöglichen. Eine Verschmelzung beider Verbände sei nicht beabsichtigt, wohl aber soll durch die Öffnung für neue Mitglieder die Schlagkraft des VddM in einer Zeit verbessert werden, da der deutsche Münzhandel zunehmend von gesetzgeberischen, bürokratischen und steuerlichen Verschärfungen bedroht ist. Für den Berufsverband dankte dessen 1. Vorsitzender Michael Becker für die Entscheidung und betonte, er freue sich auf den weiteren Ausbau der schon seit langem bestehenden guten Beziehungen zwischen beiden Händlerorganisationen. Als neues Mitglied wurde Stephan Knopik (Eckartsberga/Thüringen) in den VddM aufgenommen. Die nächste Jahrestagung wurde für Mitte Juni 2013 in die durch eine interessante Münzgeschichte gekennzeichnete niedersächsische Stadt Jever einberufen.

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