Schaufenster in die Geschichte - Ausstellung im Neuen Museum präsentiert archäologische Fundstücke



Farbenfreudig dekorierte Majolikaschalen aus dem 16. Jahrhundert gehören zu den schönsten Fundstücken, die beim Bau der U-Bahnlinie 5 ans Tageslicht kamen.



Die Grabungen direkt vor dem Roten Rathaus brachten erstaunliche Fundstücke ans Tageslicht, die derzeit im Neuen Museum auf der Museumsinsel zu sehen sind. (Repro/Foto: Caspar)

In den vergangenen Jahren sind Archäologen vom Landesdenkmalamt im Umkreis des Roten Rathauses auf bedeutende Reste uralter Bebauung und Lebensweise gestoßen. Die vom Museum für Vor- und Frühgeschichte Preußischer Kulturbesitz gestaltete Sonderausstellung „Untergrund“ zeigt im Neuen Museum auf der Museumsinsel die interessantesten Stücke. Die Ausgrabungen waren nötig wegen umfangreicher Erdarbeiten im Zusammenhang mit dem Bau der U-Bahnstrecke 5 vom Brandenburger Tor zum Alexanderplatz und der Schaffung des neuen Bahnhofs Rotes Rathaus. Durch die Grabungen erhielten Historiker und Archäologen neue Erkenntnisse über die komplizierte Baugeschichte und die Gestalt des mittelalterlichen Rathauses, das dem zwischen 1861 und 1871 nach Plänen des Architekten Hermann Friedrich Waesemann errichteten Roten Rathaus weichen musste.

Beim Abriss des alten und Bau des neuen, offiziell Berliner Rathaus genannten Verwaltungsbaus mit der roten Backsteinfassade und dem weithin sichtbaren Turm blieben erstaunlich viele Reste von Außenwänden, Pfeilern und Gewölben einer Halle erhalten, in der vor Jahrhunderten reger Tuch- und anderer Handel getrieben wurde. Dabei verwendete Gegenstände wie Scheren und Nadeln sowie zahlreiche Münzen werden in der Sonderausstellung gezeigt. Das älteste der etwa 700 Geldstücke ist ein Prager Groschen von Wenzel II., der um 1300 geprägt wurde, das jüngste ist ein Pfennig von 1794 aus der Berliner Münzstätte. Die Münzen wurden nicht wie üblich in einem Topf verborgen, sondern waren, da sie sich zwischen den Holzdielen verkrümelt hatten, über eine größere Fläche verstreut.

Zu sehen sind in der Ausstellung des weiteren Bilder und Dokumente über das aus mehreren Häusern zusammengefügte alte Rathaus sowie über Handel und Wandel in der kurfürstlichen und ab 1701 königlichen Doppelstadt Berlin-Cölln. Dokumentiert werden ferner Methoden, derer sich die Archäologen heute bedienen. Besucher werden darüber hinaus mit Vorstellungen des Landesdenkmalamtes für die künftige Präsentation der aus Keramik, Metall, Stein und anderen Materialien bestehende Hinterlassenschaften unserer Vorfahren in einem archäologischen Schaufenster bekannt gemacht, das im neuen U-Bahnhof Rotes Rathaus installiert werden soll. Eine an der Rathausstraße aufgerichtete Schauwand macht in Bild und Schrift mit bemerkenswerten Fundstücken sowie den Planungen für die U-Bahn-Linie 5 bekannt.

Die Ausstellung „Untergrund - Das alte Rathaus. Die archäologische Neuentdeckung“ ist bis zum 15. Februar 2014 im Neuen Museum zu sehen, geöffnet ist es täglich von 10 bis 18 Uhr und am Donnerstag bis 20 Uhr geöffnet.

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