Außer Spesen nichts gewesen - Was sich hinter dem Frankfurter Taler von 1863 zum Fürstentag verbirgt



Der Taler mit Ansicht des Römers feiert den Frankfurter Fürstentag, der am 1. September 1863 ohne greifbares Ergebnis beendet wurde.



Mit Münzen wie diesem Taler von 1858 hat sich die Mainmetropole ein ansehnliches numismatisches Denkmal gesetzt. (Foto: Caspar)

Vom späten 12. Jahrhundert bis zur Einverleibung der Stadt in den preußischen Staat 1866 wurden in Frankfurt am Main unzählige Geldstücke geprägt – Groschen und Goldgulden, Taler und Dukaten, Pfennige, Kreuzer und viele andere Werte, zu denen zahllose Medaillen kommen. Zu dieser stattlichen Serie treten die von 1866 bis 1879 mit dem Münzzeichen C für Preußen beziehungsweise das Deutsche Reich geprägten Frankfurter Münzen, die allesamt in einschlägigen Katalogen beschrieben und abgebildet sind.

In der napoleonischen Ära zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte die Mainmetropole für wenige Jahre ihre Souveränität verloren und war Sitz des von Fürstprimas Carl von Dalberg geleiteten, unter französischem Protektorat stehenden Rheinbundes. Auf dem Wiener Kongress erhielt die Stadt ihre Selbstständigkeit zurück und wurde Mitglied des Deutschen Bundes. Indem dieser Zusammenschluss aus 35 großen und kleinen Fürstentümern und vier freien Städten unter österreichischem Vorsitz Frankfurt zu seinem Sitz machte, avancierte die Stadt zur inoffiziellen Hauptstadt des Bundesstaates. In den Revolutionsjahren 1848/49 kam in der Frankfurter Paulskirche die Nationalversammlung zusammen und beriet über eine Verfassung, die den Fürsten einen Teil ihrer Macht nehmen wollte und auf die Einigung Deutschlands orientierte. So fortschrittlich und zukunftsorientiert die sogenannte Paulskirchen-Verfassung war, gemessen an den damaligen feudalen Verhältnissen, so wenig ließ sie sich verwirklichen.

Für Otto von Bismarck, den preußischen Ministerpräsidenten und nachmaligen deutschen Reichskanzler, gab es manche Gründe, Frankfurt zu grollen, es zu ducken und auf ein provinzielles Niveau zurückzuschrauben. Als preußischer Gesandter beim Deutschen Bund in Frankfurt tätig, hatte er wenig erfreuliche Begegnungen mit ehemaligen Vertretern des Paulskirchenparlaments, mit Personen also, die Preußen nicht freundlich gesonnen waren, und mit Diplomaten, denen er misstraute. Jahrzehnte später lagen ihm die, wie er schrieb, „harten Zusammenstöße mit dem österreichischen Vertreter“ im Magen. Als im Sommer 1863 ein Fürstentag in Frankfurt am Main abgehalten wurde, in dem es um die Reformierung des Deutschen Bundes und die Frage ging, ob dort Österreich oder Preußen den Ton angeben sollen und wie man am besten gegen demokratische und revolutionäre „Umtriebe“ vorgehen soll, veranlasste Bismarck den stark zögernden König Wilhelm I., dieser proösterreichischen und damit antipreußischen Veranstaltung fernzubleiben und eine Einladung des sächsischen Königs Johann zur Teilnahme an der Konferenz auszuschlagen. Mit seinem spektakulären Schritt durchkreuzte Bismarck österreichische Versuche, den Deutschen Bund unter die Hegemonie von Kaiser Franz Josef zu bringen. Die von ihm eröffnete Tagung im Palais Thurn und Taxis ging aus wie das Hornberger Schießen, und man konnte sagen „Außer Spesen nichts gewesen“. Unbeeindruckt vom Scheitern der Konferenz ließ die Stadt Frankfurt einen Gedenktaler prägen, auf dem Kaiser Franz Josef mit der Kalesche am Römer vorfährt, wie es in den Jahrhunderten zuvor die römisch-deutschen Kaiser nach ihrer Krönung getan hatten. Die Silbermünze gehört zu einer Serie, mit der sich Frankfurt am Main bis zum Verlust ihrer Souveränität zur Freude der Sammler von seiner besten Seite zeigte.

Am 18. Juni 1866 im Rahmen des deutsch-österreichischen Kriegs von preußischen Truppen besetzt, sollte die Stadt erst sechs und dann noch einmal 25 Millionen Gulden Kriegskontributionen an Preußen zahlen. Dazu waren die Bürger, die sich in dem Krieg neutral verhalten hatten, weder bereit noch in der Lage. Frankfurts Bürgermeister Carl Constanz Victor Fellner war kein grundsätzlicher Gegner eines in friedlichen und rechtlichen Bahnen verlaufenden Anschlusses an Preußen. Seine Bemühungen aber, zwischen der Stadt und dem in der Pose als Eroberer auftretenden preußischen Militär zu vermitteln, scheiterten. Unerbittlich verlangten die Besatzer von Fellner eine Liste der Namen und Besitzverhältnisse aller Mitglieder der Frankfurter Körperschaften wohl mit dem Ziel, diese zur Zahlung der Kontributionen zu zwingen. Fellner suchte aber bei den Preußen um eine Ratenzahlung nach, was ihm aber als Insubordination ausgelegt wurde. Zwischen zwischen der eigenen Bevölkerung und der preußischen Übermacht stehend, hielt der Bürgermeister offenbar den Druck von beiden Seiten nicht aus und erhängte sich am 24. Juli 1866, seinem 59. Geburtstag. Obwohl die Preußen den Selbstmord geheimzuhalten versuchten, ging die Nachricht wie ein Lauffeuer durch die Stadt und steigerte nur noch die Empörung ihrer Einwohner. Fellners Andenken wird bis heute in Frankfurt am Main in Ehren gehalten.

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