Gefahr für berühmten Schinkelbau -
Der Friedrichswerderschen Kirche drohen weitere Schäden durch zweite Baustelle nebenan



Karl Friedrich Schinkel, der Erbauer der Friedrichswerderschen Kirche, wird auf dem Schinkelplatz durch ein Denkmal geehrt. Für das neogotische Gotteshaus im Hintergrund besteht wegen umfangreicher Baumaßnahmen in seiner Nähe große Gefahr. (Foto: Caspar)

An der Ostseite der Friedrichswerderschen Kirche werden in Kürze Arbeiten für einen Neubau beginnen. Damit droht dem 1824 bis 1830 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel erbauten Gotteshaus weitere Gefahr, denn auch die Neubauten auf der Westseite haben bereits zu irreversiblen Schäden geführt. Konsistorialpräsident Dr. Jörg Antoine ist entsetzt, wie mit einem Bau- und Kunstdenkmal von internationalem Rang wie der Friedrichswerderschen Kirche in Berlin umgegangen wird. „Man lässt hier in unmittelbarer Nähe eine Bebauung zu, die die Kirche nicht nur bis zur städtebaulichen Bedeutungslosigkeit einzwängt, sondern darüber hinaus zu massiven Schädigungen an ihrer Substanz führt. Es wird Zeit für ein Umdenken.“ Gutachtliche Feststellungen würden davon ausgehen, dass weitere Bauvorhaben zwar nicht zum Einsturz der Kirche, wohl aber zu weiteren Schäden ähnlich denen bei der Bebauung an der Westseite kommen werden. Als besonders problematisch sieht das Konsistorium der Evangelischen Landeskirche an, dass beide Projekte von der Baugenehmigungspflicht befreit sind. Sie unterliegen allein den Vorgaben des Planwerks Innenstadt. Gegen den äußerst geringen Abstand und die Höhe der Nachbarbebauung hatte die Kirche als Träger öffentlicher Belange vergeblich Einwände. Eine Mitwirkung der Denkmalbehörden beschränkt sich lediglich auf die Frage, inwiefern sich das Bauvorhaben schädigend auf die unter Denkmalschutz stehende Kirche auswirken könnte. Die Antwort dazu steht noch aus.

Auf der Westseite der Kirche steht inzwischen ein weitgehend fertig gestellter Bau mit einem Abstand von nur wenigen Metern zur Kirchwand. Die dortigen Gründungsarbeiten führten trotz umfangreicher Voruntersuchungen und baubegleitender Messungen zu irreversiblen Schäden. So wuchsen sich kleinste Bewegungen der Fundamente in den Gewölben zu klaffenden Rissen aus. Farbig gefasster Putz fiel herunter, und Fensteröffnungen und -streben haben sich verformt. Diese Veränderungen lassen sich nicht mehr auf den Zustand vor der Neubebauung im Umkreis des Schinkelplatzes zurückführen. „Trotz der Zusammenarbeit des Bauherrn nebenan mit uns und den Staatlichen Museen als Nutzer sowie den Denkmal- und Bauaufsichtsbehörden und Baufachleuten konnte dieser bleibende Schaden nicht verhindert werden”, stellt Jörg Antoine. Kirchengemeinde in der Friedrichstadt als Eigentümerin der Schinkelkirche will sich mit diesem Zustand nicht abgeben, sondern mobilisiert die Öffentlichkeit, um Gefahren und Schäden für das neogotische Gotteshaus abzuwenden, mit dem Schinkel Architekturgeschichte geschrieben hat. Aufgerufen sind zum Protest auch die Staatlichen Museen Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die das Gotteshaus wegen der durch die Baumaßnahmen entstandenen Schäden nicht mehr als Ausstellungshalle für Werke der Berliner Bildhauerkunst um 1800 und als Erinnerungsstätte für Karl Friedrich Schinkel nutzen kann.

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