Debatte um das Humboldt-Forum -
Regierender Bürgermeister Müller ist mit bisherigem Konzept nicht einverstanden



Die Konturen des Humboldtforums sind schon zu erkennen. Bald bekommt das wieder aufgebaute Hohenzollernschloss über dem Portal seinen Kuppelturm und den barocken Fassadendekor.



So sah die Residenz der preußischen Könige und deutschen Kaiser bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg aus. (Foto/Repro: Caspar)

Während der Rohbau des Humboldtforums in die Höhe wächst und schon die Umrisse des Schlossportals zu erkennen sind, gibt es Irritationen über die künftige Nutzung des Bauwerks.

Der Neubau in den Konturen und dem barocken Dekor des 1950 abgerissenen Hohenzollernschlosses soll nach der bisherigen Planung die in Dahlem wenig publikumswirksam ausgestellten Schätze der außereuropäischen Museen, aber auch Sammlungen der Humboldt-Universität und solche der Landesbibliothek präsentieren. Jetzt aber hat der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, eine Neuplanung für das Innere des Mammutbaues ins Gespräch gebracht. Er möchte im Humboldtforum stärker als jemals gedacht darstellen, was an Gutem und Nützlichem von Berlin ausgegangen ist und wie sich die Stadt in den vergangenen 200 Jahren als Motor der Moderne entwickelt hat. Gegen diese Sichtweise wird man im Prinzip nichts einwenden können, nur enthält sie viel Sprengstoff. Denn die Ausstellung dürfte nicht nur das Positive aus der Berliner Geschichte herauspicken, sondern müsste zwangsläufig auch ihre dunklen Seiten wie blutige Preußenkriege des 18. und 19. Jahrhunderts, den Kolonialismus der Kaiserzeit sowie die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts, die NS-Diktatur und den Holocaust, die Zerstörung und die Teilung der Stadt und die SED-Diktatur berücksichtigen. Außerdem ist noch ganz ungeklärt, woher denn die Exponate für die riesigen Schlossräume genommen werden. Die etablierten Museen werden wohl nur unter Protest etwas hergeben.

Das Echo auf Müllers überraschenden Vorstoß ist geteilt. Gegner tun seinen Vorstoß als naiv, peinlich und unwürdig ab und nennen ihn Propaganda und billige Berlin-Reklame, die besser in den Palast der der Republik gepasst hätte. Die Leitungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Humboldt-Universität und der Landesbibliothek halten sich bedeckt und weisen nur darauf hin, dass die Neuorientierung Jahre intensiver Planungsarbeit zunichte machen würden. Andere sind begeistert und finden, dass die Schätze der Dahlemer Museen am Humboldtforum in der Mitte Berlins wohl doch nicht gut aufgehoben sind und auch nicht den Zuspruch finden würden, den ein bedeutendes Berlin-Museum erhielte. Gegner der Müller-Pläne rechnen dem Senat vor, dass er in den vergangenen Jahrzehnten das Märkische Museum am Köllnischen Park mit seinen Dependancen im Nikolaiviertel sträflich vernachlässigt und es nicht einmal vermocht hat, das Stammhaus am Köllnischen Park zu sanieren und das gegenüberliegende Marinehaus als Ausstellungshaus herzurichten. Bevor Müllers hochfliegende Ideen den Zeitplan für den Bau und die Ausgestaltung der Humboldtforums kippen, sollte das Märkische Museum erst einmal für das 21. Jahrhundert ertüchtigt und in seinem Wert als „das“ Berlin-Museum auch von der Landesregierung anerkannt werden.

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