Kleinod barocker Raumdekoration -
Der Grottensaal im Potsdamer Neuen Palais erstrahlt in neuem Glanz



Sorgsam restauriert wurden zwischen 2013 und 2015 die üppigen Wanddekorationen im Grottensaal des Neuen Palais restauriert.



Friedrich der Große ließ das Neue Palais im hinteren Teil des Parks Sanssouci als fürstliches Gästehaus errichten und besaß in einem seitlichen Flügel (im Foto vorn) eine eigene Wohnung. Kaiser Wilhelm II. nutzte den Prachtbau als Sommerresidenz. (Fotos: Caspar)

Der nach dreijähriger Arbeit sorgsam restaurierte Grottensaal im Potsdamer Neuen Palais gehört zu den kunst- und kulturgeschichtlich wertvollsten Raumkunstwerken der Welt. Aus der Zeit des preußischen Königs Friedrichs II., des Großen, stammend und weitgehend im Original erhalten, ist der Grottensaal ein authentisches Beispiel für die fürstliche Raumkunst im 18. Jahrhundert. Die seit Mai 2013 laufende Sanierung und Restaurierung wurde im Juli 2015 erfolgreich abgeschlossen. Die Arbeiten wurden bei der Neueröffnung als hervorragender Beleg für die erfolgreiche Zusammenarbeit von Wissenschaft, Forschung und Kultur im Land Brandenburg gewertet. An der aufwändigen Maßnahme waren das Fachleute vom Institut für Erd- und Umweltwissenschaften der Universität Potsdam, Restauratoren von der Fachhochschule Potsdam und weitere Experten beteiligt. Der Bund sowie die Länder Brandenburg und Berlin haben die Wiederherstellung des spätbarocken Saales im Rahmen einer Sonderinvestitionsförderung unterstützt.

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg kann jetzt mit Stolz den Fußboden des rund 600 Quadratmeter großen Grottensaals sowie die aus rund 24.000 Mineralen, Gesteinen, Erzen, Edelsteinen, Fossilien, Naturalien, Muscheln, Schnecken und Hüttenschlacken bestehenden Wand- und Deckendekorationen den Besuchern präsentieren. Noch nicht abgeschlossen ist die Sanierung des riesigen Marmorsaals, der sich über dem Muschelsaal befindet. Seine Fertigstellung ist für das kommende Jahr vorgesehen. Die Instandsetzungsarbeiten beider Säle kosten 4,9 Millionen Euro. Bis 2017 fließen mehr als 155 Millionen Euro in die Erhaltung des kulturellen Erbes der preußischen Schlösser und Gärten.

Das nach dem Siebenjährigen Krieg zwischen 1763 bis 1769 errichtete Neue Palais ist der größte Schlossbau im Park Sanssouci und steht seit 25 Jahren mit weiteren Anlagen auf der UNESCO-Liste des Welterbes. Der Grottensaal wurde in königlichem Auftrag von Johann Melchior Kambly und Matthias Müller geschaffen. Die dabei verarbeiteten Materialien waren von preußischen Königen und Prinzen gekauft worden, sind aber auch Geschenke befreundeter Monarchen oder Erinnerungsstücke.

Auf Grund von Baufehlern waren bereits zu Lebzeiten Friedrich des Großen aufwändige Reparaturen notwendig geworden. Denn anders als von seinen Baumeistern empfohlen, hatte der König aus Kostengründen nur eine hölzerne Zwischendecke zwischen Marmor- und Grottensaal einziehen lassen, die sich schon bald nach dem Einbau unter der Last des Marmorbodens im Marmorsaal zu senken begann. Aus diesem Grunde musste die viel zu leichte Deckenkonstruktion mehrfach verstärkt werden. Unter Kaiser Wilhelm II., der das Neue Palais als Sommerresidenz nutzte, wurden von 1885 bis 1897 die Dekorationen des Grottensaals unter Beibehaltung der originalen Strukturen erneuert. Nach dem Zweiten Weltkrieg sorgten schlechte klimatische Bedingungen und unangemessene Nutzungen dafür, dass sich der Zustand des Muschelsaals verschlechterte. Zuletzt war die Saaldecke so stark geschädigt, dass ihre Tragfähigkeit nicht mehr ausreichte, weshalb der Grottensaal gesperrt werden musste. Jetzt ist die Statik beider Säle sicher, und auch die Wand- und Fußbodenornamente konnten weitgehend saniert und ergänzt werden. Dabei wurden unter anderem Materialien aus einem von Wilhelm II. angelegten Depot verwendet, aber auch zahlreiche Fehlstellen geschlossen.

Zurück zur Themenübersicht "Berlin und das Land Brandenburg"