Lichtstrahl auf große Künstler -
Neues Denkmal erinnert an Geschichte des Friedrichstadtpalasts und seine berühmten Köpfe



Der neue Betonkubus auf der linken Seite des Friedrichstadtpalasts und eine Stele dahinter sind berühmten Berliner Künstlern gewidmet.



Die Bronzebüste auf der anderen Seite des Friedrichstadtpalasts trägt unverkennbar die Züge von Claire Waldoff. (Fotos: Caspar)



Ein neues Denkmal neben dem Berliner Friedrichstadtpalast erinnert an die Geschichte des Großen Schauspielhauses aus dem 19. Jahrhundert, aber auch an seinen Architekten Hans Poelzig sowie die berühmten Theatermänner Hans Reinhardt und Eric Charell. Der von Cisca Bogman und Oliver Strömer gestaltete Betonkubus neben dem 1984 eröffneten Friedrichstadtpalast ist vorn offen und so gestaltet, als würde von oben durch die Decke ein Scheinwerfer auf den Boden strahlen. Ein davor in den Boden eingelassenes Oval deutet einen schwarzen Schatten an. Eine mit Bildern und Texten versehene Stele hinter dem Denkmal klärt über die Beziehungen des alten und des neuen Friedrichstadtpalasts zu Max Reinhardt, dem Gründer des Großen Schauspielhauses, sowie zu Eric Charell, der in den Zwanzigerjahren mit seinen Bühnen- und Tanzshows das Publikum zu begeistern wusste. Mit der "Machtergreifung" der Nazis 1933 waren die Glaszeiten des Großen Schauspielhauses vorbei. Die jüdischen sowie die nicht ins politische Konzept der Nazis passenden Belegschaftsangehörigen wurden entlassen, das Haus wurde Goebbels' Propagandaministerium. Hans Poelzig hatte den Innenraum des ehemaligen Zirkus Schumann mit tausenden Gipszapfen versehen lassen, um die Akustik zu verbessern. Poelzig, der Repräsentant der Neuen Sachlichkeit, wurde schon im Frühjahr 1933 aus seinen Ämtern als Vizepräsident der Akademie der Künste und als Leiter der Vereinigten Staatsschulen vertrieben und starb 1936, ehe er eine Professur in der Türkei annehmen konnte. Sein Theaterbau wurde von den Nazis als Poelzigs Tropfsteinhöhle verunglimpft und von ihnen brutal umgestaltet. Nach dem Zweiten Weltkrieg avancierte das Haus unter dem Namen Friedrichstadtpalast zum zentralen Revuetheater der DDR, musste aber 1980 aus statischen Gründen abgerissen werden. Der Nachfolgenbau wurde 1984 an einem neuen Standort errichtet.+

Mit dem Großen Schauspielhaus verwirklichte Max Reinhardt 1919 seinen Traum, in Berlin eine große für ein Massenpublikum zu schaffen. Von den Nazis rassistischer Anfeindungen ausgesetzt, verließ er 1933 Berlin und ging erst nach Österreich und nach dessen "Anschluss" durch das Deutsche Reich in die USA, wo er unter anderem eine Film- und Theaterakademie gründete und 1943 starb. Eine Gedenktafel am Magnushaus gegenüber dem Pergamonmuseum erinnert an den großartigen Theatermann, der hier von 1911 bis 1921 wohnte. Erich Charell übernahm 1924 die künstlerische Leitung des Großen Schauspielhauses und stieg mit spektakulären Inszenierungen zum "Revuekönig" von Berlin auf, war aber auch als Filmregisseur sowie als Entdecker und Förderer namhafter Vertreter des Showgeschäfts der damaligen Zeit in die Geschichte ein. Die faschistische Gefahr und kommende Juden- und Schwulenverfolgungen vorausahnend, verließ er bereits 1932 seine Heimat und ging in die USA, wo er mit einigem Erfolg an alte Triumphe anknüpfen konnte. Nach dem Ende der Naziherrschaft feierte er in München als Theater- und Filmregisseur ein Comeback und starb dort 1974. Auf der anderen Seite des Friedrichstadtpalasts erinnert eine Büste an die Chansonette Claire Waldoff, die von Eric Charell an das Große Schauspielhaus geholt wurde und durch ihre frechen Gassenhauer Stürme der Begeisterung auslöste.

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