Grabungen an der Marienkirche -
Was Archäologen in der Mitte Berlins zutage förderten und wie das Umfeld des alten Gotteshauses aussehen soll



Wenn die Hausfundamente vor und neben der Marienkirche vermessen und ausgewertet sind, werden sie zugeschüttet und durch farbige Steinstreifen markiert. (Foto: Caspar)

Wer die Marienkirche in der Nähe des Berliner Alexanderplatzes besuchen möchte, kann dies nicht durch das Hauptportal tun, sondern muss durch einen Seiteneingang gehen. Der übliche Zugang ist durch einen hohen Bauzaun versperrt, hinter dem Archäologen Reste alter Bürgerhäuser, aber auch das Fundament einer Denkmalanlage und zahlreiche Skelette vom ehemaligen Friedhof freigelegt haben. Die Grabungen wurden notwendig, weil das Umfeld der aus dem Mittelalter stammenden und danach immer wieder um- und ausgebauten Marienkirche neu gestaltet werden soll. Mit der vom Landesdenkmalamt fachlich begleiteten Maßnahme soll ein Stück vom Neuen Markt wiederhergestellt werden, der nach dem Zweiten Weltkrieg durch Beseitigung von Kriegsruinen, Aufschüttungen und Verlegung von Betonplatten aus dem Blickfeld geraten war.

Wer über den Bauzaun schaut und auch Gelegenheit hat, das Grabungsgelände zu besuchen, sieht, wie dicht umbaut die Marienkirche war. Die von den Archäologen freigelegten Fundamente und Keller reichen dicht an das Gotteshaus heran. Es zeigte sich, dass einige Häuser direkt über den Gräbern des früheren Friedhofs gebaut wurden, so dass die Archäologen beides finden, Hausfundamente und Grabstätten. Wenn die steinernen Reste freigelegt und nach stadtgeschichtlich interessanten Hinterlassenschaften der ehemaligen Bewohner abgesucht und wenn auch die Grabstätten rund um die Kirche vermessen sind, wird das ganze Areal zugeschüttet. Um die ehemalige Bebauung sichtbar zu machen, sollen die Umrisse der Häuser durch spezielle Steinstreifen im Boden angedeutet werden. Aus der Kirchgemeinde ist zu erfahren, dass die Gebeine der hier bestatteten Berliner an einem anderen Ort in der Stadt christlich und würdig neu beerdigt werden sollen.

Nicht aufgebaut werden kann eine 120 Jahre alte Denkmalanlage zu Ehren von Martin Luther, die von den Bildhauern Paul Otto und Robert Toberentz gestaltet wurde. Von dem 1895 eingeweihten Monument auf dem Neuen Markt ist nur der bronzene Reformator erhalten und kann, auf hohem Sockel neben der Kirche stehend, besichtigt werden. Da die Assistenzfiguren im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen wurden, kommen sie nicht mehr zurück. Wohl aber soll das Fundament der monumentalen Anlage sichtbar gemacht und vielleicht auch durch zeitgenössische Skulpturen ergänzt werden.

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