Die Toten sprechen zu uns - aus Holz bestehende Menschenhäupter des Bildhauers und Malers Lutz Friedel erinnern an Maueropfer



Bis zum 19. April 2015 werden die von Lutz Friedel geschaffenen und vor mehreren Mauersegmenten aufgestellten Köpfe im Marie-Luise-Lüders-Haus gezeigt. (Foto: Caspar)

Wegen des großen Besucherinteresses wird bis zum 19. April 2015 eine Ausstellung von hölzernen Köpfen verlängert, mit denen der Berliner Bildhauer und Maler Lutz Friedel an die Todesopfer der Berliner Mauer und der innerdeutschen Sperranlagen erinnert. Die aus harter Eiche gefertigten Bildnisse stehen im Marie-Luise-Lüders-Haus des Deutschen Bundestages mit Blick auf die Spree. Jeder dieser zu uns sprechenden überlebensgroßen Köpfe sieht anders aus. Der Künstler hat all jenen Menschen, die zwischen 1961 und 1989 bei Fluchtversuchen getötet wurden, individuelle Gesichtszüge verliehen und sie unterschiedlich eingefärbt.

Die Ausstellung im Bundestagsviertel, nicht weit vom Reichstagsgebäude und dem Bundeskanzleramt entfernt, wird ergänzt durch zahlreiche im Hintergrund aufgestellte Mauersegmente, die der Aktionskünstler und Umweltschützer Ben Wargin nach dem Fall der Mauer vor Vernichtung und Verkauf gerettet hat. Wargin hat den rohen Beton zu einem Mahnmal von besonders großer Eindrücklichkeit zusammengestellt und auf den Segmenten in weißer Farbe auf schwarzem Grund dokumentiert, wie viele Tote das Mauerregime der DDR Jahr für Jahr gefordert hat.

Die Zahlenangaben über die Toten an der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze sowie der Ostseeküste werden von Historikern unterschiedlich angegeben. Die Berliner Staatsanwaltschaft stellt für die Zeit vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 169 Opfer der Gewaltakte an der DDR-Grenze einschließlich Berlins fest. Dass SED-Regime war bei der Registrierung der Grenzdurchbrüche und der dabei auf der Strecke gebliebenen Menschen nicht immer genau, sondern hat intern die Zahl der Toten nach unten korrigiert, wie in Publikationen zu diesem Thema festgestellt wird. An die namentlich bekannten und die vielen ungenannten Opfer wird außer im Marie-Luise-Lüders-Haus auch an anderen Stellen entlang der Spree und am Reichstagsgebäude erinnert. Die Ausstellung zur Erinnerung an die Mauertoten ist Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei.

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