Politiker als Münzmeister - Parlamentspräsident und Finanzsenator sahen sich in Berliner Geldfabrik um



Matthias Kollatz-Ahnen (links ) und Ralf Wieland beim „Anprägen“ der neuen Silbermünze zum 25. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung, die am 1. Oktober 2015 erscheinen soll.



Regelmäßige Prüfung der aus den Prägepressen in grüne Metallkästen fallenden Münzen ist Pflicht.



Eine solche Medaille mit der Ansicht der Staatlichen Münze konnten die beiden Besucher auf einer alten Spindelpresse prägen. (Fotos: Caspar)

Die Staatliche Münzen Berlin ist der älteste bis heute produzierende Betrieb der Hauptstadt. Seine Anfänge als Geldschmiede der Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg gehen in das späte 13. Jahrhundert zurück. Was sich aktuell in dem Traditionsbetrieb tut, war Anfang Juli Gegenstand eines Besuchs des Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses Ralf Wieland und des Senators für Finanzen Matthias Kollatz-Ahnen. Nach der Landeshaushaltsordnung ist die Geldfabrik eine nachgeordnete Einrichtung der Senatsverwaltung für Finanzen. Da der Betrieb Gewinn abwirft, partizipiert der Berliner Landeshaushalt am Erfolg des Unternehmens, in dem mehr als 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind.

Durch die Prägeanstalt von deren Leiter Andreas Schikora geführt, erfuhren die beiden Politiker, warum auf Berliner Geldstücken seit Friedrich dem Großen der Münzbuchstabe A prangt und welchen Weg Münzen und Medaillen vom Entwurf über die Herstellung der Modelle sowie der Stempel bis zur Endfertigung in hochmodernen Prägeautomaten durchläuft, bis sie eingewickelt und in großen Holzkisten verpackt an die Bundesbank geschickt werden. Ein großer Teil der Arbeiten wird von Automaten erledigt. Die Belegschaft hat vielfach überwachende Aufgaben zu erledigen. Dazu gehört, dass in regelmäßigen Abständen geprüft wird, ob das Gepräge sauber ausgeführt ist. Sollten die Stempel abgenutzt sein, werden sie ausgetauscht.

Die Gäste nahmen die seltene Gelegenheit wahr, sich an einer historischen Spindelpresse unter fachkundiger Anleitung als „Münzmeister“ zu betätigen und eine einseitige Zinnmedaille mit der Außenansicht der Geldfabrik herzustellen. Sie ist seit 2006 in einem ehemaligen Glaswerk an der Ollenhauerstraße 97 im Bezirk Reinickendorf untergebracht, weil ihr alter Standort am Berliner Molkenmarkt alles andere als wirtschaftlich war und den Produktionsbetrieb mehr behinderte als ihm zuträglich dienlich war.

Wenige Schritte weiter sahen die Gäste zu, wie am Computer am Entwurf einer neuen Zwei-Euro-Münze gearbeitet wird, die die Geburt der Europafahne symbolisiert. Dabei erzählte Graveurin Stefanie Lindner, dass die Berliner Münze für Südafrika neue Stempel für goldene Krügerrand-Stücke herstellt. Die bisher gebrauchten seien abgenutzt, und neue würden benötigt. Da im Berliner Münzkabinett das im späten 19. Jahrhundert von dem Berliner Graveur Otto Schultz geschaffene Wachsmodell mit dem Bildnis des damaligen Präsidenten Paul Krüger, genannt Ohm Krüger, liegt, könnten die Stempel „ganz dicht“ am Original neu gefertigt werden. Andreas Schikora betonte bei der Präsentation, dass Unterschiede zwischen dem Original und den heutigen Ausgaben kaum festzustellen sind; dennoch seine Verwechselung nicht möglich, weil die Rückseiten der Krügerrands aus dem späten 19. Jahrhundert anders aussehen und auch neue Jahreszahlen bekommen. Die von der Staatlichen Münze hergestellten Nachprägungen historischer Taler, Dukaten und anderer Nominale besäßen untilgbare Merkmale, die sie von den seltenen und teuren Vorlagen klar unterscheiden.

Der Parlamentspräsident und der Finanzsenator waren gekommen, um die ersten Silbermünzen zu 25 Euro „anzuprägen“, mit denen an den 25. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 2015 erinnert wird. Während die Silberversion mit polierten Stempeln in einer staubsicheren Prägemaschine Stück für Stück hergestellt wird, purzeln nebenan die Ausgaben in Neusilber in schneller Folge aus einer anderen Maschine in einen großen Metallkasten, um in weiteren Arbeitsgängen in Rollen verpackt und verschickt zu werden. Zuschauen konnte man auch bei der Fertigung der neuen Hundert-Euro-Münzen aus Gold „Unteres Rheintal“ und wie sie „verkapselt“ und in Schatullen mit aufgeprägtem Bundesadler verstaut werden.

Die über 720jährige Münzgeschichte in Berlin wird im Eingangsgebäude der Staatlichen Münze präsentiert, die jeweils von Dienstag bis Donnerstag von 9.30 bis 15.00 Uhr besichtigt werden kann. Neben meisterhaft gestalteten Medaillen können Besucher das Sammelgebiet „Gedenkmünzen der DDR“ betrachten sowie Stationen der Berliner Münz- und Medaillengeschichte kennenlernen. Im betriebseigenen Shop stehen Münzen und Medaillen sowie Kataloge und andere Publikationen zum Verkauf bereit.

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