„So viel Mies wie möglich“ -
Preußenstiftung stellte Pläne für Um- und Neugestaltung des Kulturforums vor



Während die Neue Nationalgalerie am Kulturforum von Dach bis Keller saniert wird, laufen die Vorbereitungen für das Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts. (Foto: Caspar)

Im Mittelpunkt der baulichen Aktivitäten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz steht in diesem und den kommenden Jahren die Um- und Neugestaltung des Kulturforums. Wie Stiftungspräsident Hermann Parziner bei der Jahrespressekonferenz erklärte, wird ab 2016 die nach Plänen von Ludwig Mies van der Rohe errichtete Neue Nationalgalerie bis 2020 von Dach bis Keller saniert. Das Gebäude müsse bei seiner etwa 101 Millionen Euro teuren Grundinstandsetzung auf den Rohbau zurückgeführt und dann sehr sorgfältig nach den alten Plänen wieder rekonstruiert werden. Derzeit werde in der Ikone moderner Museumsarchitektur Baufreiheit geschaffen. Bei allen Arbeiten gilt laut Parzinger der Grundsatz „So viel Mies wie möglich“, und das bedeutet auch, dass der vom Architekten seinerzeit konzipierte Rundgang wieder erlebbar gemacht wird. „Unser Ziel ist es, weitgehend die alte Bausubstanz und damit die bestechende Schönheit, Ästhetik und Transparenz des Gebäudes zu erhalten“, sagte Eissenhauer.

Die Neue Nationalgalerie erhält in den bisherigen Depoträumen eine neue Garderobe und eine Buchhandlung, während die von ihnen in Anspruch genommenen Depots unterhalb der Terrasse eingerichtet werden. Eingebaut wird auch ein Personenaufzug, mit dem man leicht in alle Räume gelangen kann. Die bisher in der Neuen Nationalgalerie ausgestellten Gemälde und Skulpturen des Impressionismus und Expressionismus und solche aus den Depots werden während der Umbauphase im Bode-Museum und im Hamburger Bahnhof gezeigt, sollen aber auch in andere Länder auf Reisen gehen. So ist geplant, im Jerusalem-Museum aus der Neuen Nationalgalerie stammende Kunstwerke aus den Jahren 1900 bis 1945 zu zeigen.

Nach der Bewilligung von 200 Millionen Euro durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages besteht nach den Worten von Michael Eissenhauer, dem Generaldirektor der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, die einmalige Chance, neben der Neuen Nationalgalerie das „Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts“ zu errichten. In ihm wollen die Staatlichen Museen das Lebenswerk der Sammler Ulla und Heiner Pietzsch, Erich Max und Egidio Marzona ehren und ausstellen. Mit diesem Neubau sowie dem Umbau der Neuen Nationalgalerie und weiteren Maßnahmen wird dem Kulturforum laut Eissenhauer jener Glanz verliehen, der ihm als Standort von großartigen, weltbekannten Sammlungen sowie der Staatsbibliothek und der Philharmonie gebührt. Das zur Vervollständigung des Ensembles geplante Galeriegebäude soll nach dem Wunsch der Preußenstiftung an der Potsdamer Straße und nicht in der Sigismundstraße errichtet werden. Ende 2015 findet die Ausschreibung für den Architekturwettbewerb statt.

Planmäßig verläuft der Bau der James-Simon-Galerie vor dem Neuen Museum. Die Eröffnung des Eintrittsgebäudes für die Museumsinsel ist für 2018 geplant. Demnächst werde ein Durchbruch zum Pergamonmuseum vorgenommen. Die längst fälligen Rekonstruktionsmaßnahmen an dem 1930 eröffneten und im Zweiten Weltkrieg beschädigten Haus machen es erforderlich, dass der Saal mit dem Pergamonaltar geschlossen wird. Da die antiken Marmorplatten nicht von den Wänden gelöst werden können, werden Abgüsse und Modelle, aber auch zum Thema passende Originalskulpturen auf der gegenüberliegenden Seite der Museumsinsel in einem interimistisch errichteten Bau zusammen mit dem Pergamon-Panorama von Yadegar Assisi gezeigt. Michael Eissenhauer hofft, mit dieser Präsentation die Neugier der Museumsgäste aus aller Welt stillen und damit auch gewisse Einbußen bei der Zahl der Besuchen ausgleichen zu können.

Zurück zur Themenübersicht "Museen, Denkmalpflege"