„Hier ist Berlin Vox-Haus“ -
Deutsches Technikmuseum dokumentiert spannende Geschichte von Radio, Funk und Fernsehen



Ein besonderes Schaustück ist die Fernsehtruhe Komet aus dem Jahr 1961. Solche prestigeträchtigen Geräte konnte sich bei einem Preis von 3000 und mehr DM nicht jeder in der Bundesrepublik Deutschland leisten.



Den Schlagabtausch zwischen den Radiosendern in Ost- und Westberlin im Zeichen des Kalten Kriegs ruft das Deutsche Technikmuseum noch einmal in Erinnerung.



Eine Sammlung alter und neuer Telefone und weiterer Zeugnisse hundertjähriger Nachrichtentechnik zieht in der „Elektropolis“-Ausstellung neugierige Blicke auf sich. (Fotos: Caspar)

Schnelle Übertragung, Aufzeichnung und Wiedergabe von Informationen, Tönen und Bildern ist ewiger Traum. Das Deutsche Technikmuseum zeigt in einer neuen Ausstellung wie ihn sich die Menschen erfüllen und welche Rolle Berlin dabei spielte. Die Dokumentation hebt hervor, dass Berlin im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert eine breit gefächerte Rundfunk- und Elektroindustrie besaß. Das Museum setzt zahlreichen kleinen Firmen, deren Namen kaum jemand heute noch kennt, sowie namhaften Unternehmen wie AEG, Telefunken, Loewe und Siemens ein bemerkenswertes Denkmal.

Deutlich wird, dass sich die Metropole ihren Ehrennamen „Elektropolis“ hart erarbeitet hat. Anhand von Geräten, Bildern und Dokumenten wird gezeigt, was in der Stadt an der Spree auf dem Gebiet der Telegrafie und Telefonie, beim Rundfunk und Fernsehen sowie bei der Aufzeichnung von Musik und menschlichen Stimmen erreicht wurde und wer die Erfinder und Fabrikanten waren. So begann 1847 das Berliner Unternehmen Siemens & Halske mit der Produktion des ersten Zeigertelegraphen und sorgte auch für den Siegeszug des Telefons, von dem urtümliche Apparate bewundernde Blicke auf sich ziehen.

Ein anderes Kapitel befasst sich mit dem Rundfunk, der vor 90 Jahren seinen Siegeszug antrat und in der Ausstellung mit historischen Empfängern von 1924, als Sendungen mit der Ansage „Hier ist Berlin Vox-Haus“ bis zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg geschildert wird. Besucher erfahren, dass es einen regelrechten Rundfunk-Krieg gab, und sie können an Hörstationen Proben von Propagandasendungen des Nazirundfunks kennenlernen. Als das Fernsehen noch in den Kinderschuhen steckte, war der Empfang der schwarz-weißen Bilder ein ausgesprochen exklusives und teures Vergnügen. Entsprechend edel, teuer und irgendwie fremdartig sind etliche im Technikmuseum aufgestellte Fernseher aus den fünfziger und sechziger Jahren gestaltet. Besondere Aufmerksamkeit erregt überdies ein original erhaltenes Fernsehstudio aus dem Jahr 1958, das mit seinen Kameras, Kontrollmonitoren und Filmgebern zu einer Reise in die Fernseh-Vergangenheit einlädt. Ergänzt wird es durch den Nachbau der Apparaturen, mit denen Manfred von Ardenne 1931 in Berlin zum erstenmal unscharfe Fernsehbilder zustande brachte und damit das Fernsehzeitalter eröffnete, und durch ein kleines Rundfunkstudio samt Übertragungsanlagen. Hinzu kommen hundert Jahre alte Aufnahme- und Abspielgeräte mit großen Schalltrichtern sowie Gerätschaften zum Pressen von Schallplatten und zur Aufnahme der menschlichen Stimme auf Wachswalzen. Die Exponate zeigen, dass Berlin bei vielen technischen Neuerungen die Nase vorn hatte, doch wird auch deutlich, dass die geteilte Stadt nach 1945 ihre Spitzenstellung als Produktionsstandort von Nachrichtentechnik einbüßte, weil viele Betriebe in Westdeutschland einen Neuanfang wagten.

Das Deutsche Technikmuseum Berlin an der Trebbiner Straße 9 in Berlin-Kreuzberg ist Dienstag bis Freitag von 9 bis 17.30 Uhr und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Eintrittspreis 8 und ermäßigt 4 Euro.

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