Signal auf grün für die Bauakademie
Schinkels "roter Kasten" soll nun doch errichtet werden, und es gibt 62 Millionen Euro vom Bund und viele Ideen für ihre öffentliche Nutzung



Die Installation auf dem Schinkelplatz hinter den Denkmälern von Beuth, Schinkel und Thaer
lässt ahnen, wie hier in hoffentlich nicht zu langer Zeit die neue Bauakademie aussehen wird.



Schinkels Meisterwerk wurde zur Erbauungszeit, als rote Klinkerfassaden
noch gewöhnungsbedürftig waren, als roter Kasten verspottet.



Anno 1799 wurde das Statut der Königlichen Bauakademie zu Berlin publiziert,
schon bald wurde Karl Friedrich Schinkel einer ihrer führenden Köpfe.




Die Terrakottaplatte in der Friedrichswerderschen Kirche stammt von der
Akademie und verweist mit der Jahreszahl 1832 auf den Baubeginn.




Eine originale Tür der Bauakademie wurde in die Schinkelklause unweit der
Friedrichswerderschen Kirche eingefügt. (Fotos/Repros: Caspar)

Mehrfach wurde der Wiederaufbau der zwischen 1832 und 1836 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel errichteten und 1962 abgerissenen Berliner Bauakademie angekündigt und stets vom Bund und Senat befürwortet worden. Bei allen Sympathiebekundungen war jedoch nie von Geld die Rede, allenfalls erklärte sich der Bund bereit, das in seinem Besitz befindliche Grundstück für die Neubebauung nach alten Vorlagen zur Verfügung zu stellen. Eine seit Jahren am historischen Standort aufgestellte Installation aus Plastikplanen und Stahlrohren mit einer von Berliner Baulehrlingen probeweise gemauerten Ecke wird, wenn alles gut geht, demnächst abgetragen und durch den Neubau nach alten Plänen ersetzt. Das zur Erbauungszeit von den Berlinern als "roter Kasten" verspottete Gebäude mit der ziegelroten Backsteinfassade zu einer Begegnungsstätte von Architekten sowie Freunden alter und neuer Baukunst werden. Der mit drei Denkmälern besetzte Schinkelplatz unweit der Friedrichswerderschen Kirche und vis à vis des Humboldt Forums in der Kubatur des 1950 abgerissenen Stadtschlosses wäre für dieses Institut eine gut geeignete Adresse. Der Deutsche Bundestag hat am 11. November 2016 beschlossen, 62 Millionen Euro für die Rekonstruktion freizugeben.

Als Architekturmuseum gut geeignet

Im Oktober 2016 hatte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, angesichts der Baufortschritte beim benachbarten Humboldt Forum dazu aufgerufen, sich mit aller Kraft für die Rekonstruktion der Bauakademie einzusetzen und das Gebäude als Architekturmuseum zu nutzen. Gerade angesichts der vielen einschlägig interessierten Berlin-Besucher sei es kaum zu verstehen, dass diese Stadt mit ihrer in den vergangenen 200 Jahren von zahlreichen städtebaulichen Initiativen und Umbrüchen geprägten architektonischen Entwicklung noch kein Architekturmuseum von Rang besitze. Berlin verfüge über herausragende, aber brachliegende Architektursammlungen und Nachlässe bedeutender Architekten, die etwa in Kunstbibliothek und Staatsbibliothek, in den Sammlungen der Technischen Universität Berlin, in der Akademie der Künste und in der Berlinischen Galerie im Verborgenen lagerten: "Ist es nicht eine faszinierende Vorstellung, alle die Schätze dieser Institutionen endlich in einem Zentrum zusammenzuführen?", fragte Parzinger. Er könne sich wechselnde Ausstellungen aus historischer wie auch zeitgenössischer Perspektive zur Architektur und zum Städtebau in Berlin und der Welt vorstellen.

Als im Jahr 1799 in Berlin die "Allgemeine Bau- und Unterrichtsanstalt" gegründet wurde, musste sie sich ihre Räume mit denen der Münze und der Mineralogischen Sammlung teilen. Dreißig Jahre später bekam die Lehranstalt samt Oberbaudeputation auf dem Gelände des ehemaligen Packhofes direkt am Spreekanal ein eigenes Haus, das im Erdgeschoß eine Ladenzone besaß und auch die Dienst- und Wohnräume von Preußens oberstem Baumeister Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) enthielt. Das auf einer Fläche von knapp 50 mal 50 Metern "übrigens sehr einfach angeordnete Gebäude", so Schinkel in einer Beschreibung, wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt und danach zum Teil rekonstruiert. Doch hatte die DDR die Millionen umsonst ausgegeben, denn das Haus wurde dem ab 1964 errichteten Außenministerium des zweiten deutschen Staates geopfert. Als der Bürokomplex 1995 abgerissen wurde, kam die Bauakademie wieder ins Gespräch, und seither wird für ihren Wiederaufbau gestritten. Klarheit über das Was, Wer und Wie gefordert

Um die Öffentlichkeit zu beruhigen, hatten die DDR-Behörden in den frühen 1960-er Jahren die Parole ausgegeben, Schinkels nach ganz neuen Konstruktionsprinzipien errichtetes Meisterwerk werde in der Nähe neu gebaut. Zu diesem Zweck hat man vor dem Abriss viele Steine geborgen und auch den reichen Terrakottaschmuck gesichert. Doch entgegen den Ankündigungen kam der Wiederaufbau nicht zustande. Der Arbeiter-und-Bauern-Staat hatte 1961 und danach mit ihrer eigenen Abriegelung genug zu tun und gab Geld für den Mauerbau und andere Zwecke aus. So geriet die Bauakademie bis nach dem Ende der DDR in Vergessenheit. Einzig halten ein in die Fassade der Schinkelklause hinterm Kronprinzenpalais gefügtes Portal mit Reliefplatten, aber auch einzelne Reliefplatten in der Friedrichswerderschen Kirche halten die Erinnerung an eine Inkunabel modernen Bauens im 19. Jahrhundert wach.

Der Beschluss, die Bauakademie "aus Ruinen" wieder auferstehen zu lassen, wird in der Hauptstadt einmütig begrüßt. Die Berliner Architektenkammer betont, das Haus vereine gerade sowohl das in die Vergangenheit Blickende, als auch Fortschrittsbegeisterte und Zukunftsorientierte. "Alle können es für ihre Ansprüche entsprechend interpretieren - und vielleicht ist es genau das, was diese Architekturikone bis heute so zeitgemäß und faszinierend macht. Beispiele wie der Wiederaufbau eines Meisterhauses in Dessau oder des Nordwestflügels des Neuen Museums in Berlin zeigen auf, dass ein Wiedergewinn wichtiger Bauwerke der Architekturgeschichte jenseits einer reinen Replik möglich ist, was sicher auch im Sinne Schinkels wäre." Das "Wie" sollte Inhalt eines offenen Planungswettbewerbes sein, wenn zuvor das "Wer" und das "Was" geklärt sind.

Bevor über Form und Details eines Gebäudes gestritten wird, müsse klar sein, wer die Trägerschaft übernimmt und was darin geschehen soll. Ein "Architekturmuseum" klinge zunächst passend, werde aber bei näherem Hinsehen dem Gedanken einer Akademie, in der geforscht, gelehrt und gestritten wird, nicht wirklich gerecht. Die Architektenkammer hält nur eine öffentliche Nutzung des Gebäudes für wirklich denkbar und dem Ort sowie der Sache angemessen. "Sicher wäre für eine wieder zu errichtende Schinkel'sche Bauakademie ein Forum und wissenschaftlicher Forschungsschwerpunkt für das Bauwesen, eine Fortbildungsstätte für alle Bürgerinnen und Bürger, Fachleute, Bauhandwerk, Lehrlinge und Studierende die am besten geeignete Nutzung. Zu diesem Ergebnis kamen Expertinnen und Experten bereits vor einigen Jahren, als darüber schon einmal diskutiert wurde." Die Architektenkammer Berlin will Anfang 2017 zu diesem Thema eine öffentliche Podiumsdiskussion mit allen beteiligten Akteuren veranstalten. .

14. November 2016 Überschriften, Text -->

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