Mehr Arbeit, weniger Personal - Brandenburgische Landesdenkmalpflege steht vor neuen Herausforderungen



Das Kloster Chorin stünde heute nicht mehr und könnte nicht als Wunderwerk der Backsteingotik bestaunt werden, hätte sich vor 200 Jahren nicht der preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel für seinen Erhalt eingesetzt. (Foto: Caspar)

Wer das brandenburgische Kloster Chorin besucht und die monumentale Ruine der Klosterkirche besichtigt, wird kaum wissen, dass es vor 200 Jahren im Wesentlichen Karl Friedrich Schinkel, dem Chef der Preußischen Oberbaudeputation, zu verdanken ist, dass die 1258 von den askanischen Markgrafen Johann I. und Otto IV. gestiftete Anlage noch heute steht, wenn auch als eindrucksvoller Torso. Die Mühen des Architekten um das ehemalige Zisterzienserkloster und andere Bauwerke stehen am Anfang der staatlichen Denkmalpflege in Preußen, und so kann man den vielseitigen Künstler mit Fug und Recht auch zu den Vätern der Denkmalpflege in Deutschland zählen.

Als Schinkel Chorin besuchte, bot sich ihm ein trauriges Bild des Verfalls. Nach Aufhebung des Klosters im Jahre 1542 ging es mit dem Bauensemble Anlagen bergab. Dächer stürzten ein, Teile des Mauerwerks dienten als "Steinbruch" und waren abgetragen. Was geblieben war, diente als Scheune und Stall. Der Architekt verfasste ein Gutachten über die historische und architektonische Bedeutung der Klosteranlage und ihren traurigen Zustand. In dem Bericht an König Friedrich Wilhelm III., den man zu den Gründungsurkunden der Denkmalpflege in Preußen zählten kann, heißt es: "Bei der Seltenheit solcher Denkmäler in dieser Provinz wird die Erhaltung eines solchen zur Pflicht, und wir ersuchen eine hochlöbliche sechste Generalverwaltung, durch die Regierung gefälligst veranlassen zu wollen, dass dem Amtmann zu Chorin die Erhaltung aller alten, zum Kloster gehörigen Bauten zur Pflicht gemacht werde, auch könnten sich die Baumeister der Provinz dafür interessieren, damit das willkürliche Einreißen und Verbauen dieser Altertümer vermieden und auf dem Lande der schönste Schmuck solcher Denkmäler erhalten werde".

Schinkels Forderungen lagen im Trend der Zeit, denn in einer Zeit, da die Deutschen die napoleonische Fremdherrschaft erlitten und in den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 abgeschüttelt hatten, besann man sich auch auf die gegenständlichen Hinterlassenschaften der Altvorderen. Weitsichtige Künstler, Beamte und andere Bürger mühten sich, zu retten, was zu retten ist. Das glich vielfach einem Kampf gegen Windmühlenflügel, denn das Verständnis für derartige Aufgaben bei den Behörden und Bürgern war noch unterentwickelt.

Das Thema Geld und Unterstützung durch die Politik und Gesellschaft ist heute aktuell wie eh und je. Das Brandenburgische Landesdenkmalamt mit Sitz in Wündorf (Landkreis Teltow-Fläming) verzeichnet in seiner Jahresbilanz 2015 zwar eine stattliche Zahl gelungener Schutz- und Restaurierungsmaßnahmen an Zeugnissen der Kunst-, Kultur und Geschichte, weist aber auch auf schwierige Pflegefälle und Abrissanträge hin. Das von Landeskonservator Thomas Drachenberg geleitete Amt muss mit Einschränkungen und Personaleinsparungen zurecht kommen. Es sieht sich mit Forderungen aus der Landespolitik konfrontiert, seine Forschungsarbeiten weitgehend einzustellen. Diese sollen, wenn die Pläne Wirklichkeit werden sollten, von Bearbeitern in den Stadt- und Landkreisen wahrgenommen beziehungsweise den Universitäten und Hochschulen übertragen werden. Während etwa in Niedersachsen denkmalpflegerische Forschungsarbeit zur normalen Arbeit der Fachgremien ist, bestehe in Brandenburg die Gefahr, dass Kompetenzen und Wissen verloren gehen und möglicherweise später, wenn sich der "Wind" gedreht hat, wieder mühsam erarbeitet werden müssen.

Pläne zur Kommunalisierung von Teilen der Denkmalpflege sollten noch einmal überlegt und das Für und Wider genau angewogen werden, rät Drachenberg. Noch sei darüber nicht das letzte Wort gesprochen, und es gebe vieler Stimmen, die sich für die Stärkung dieses mit viel Praxisarbeit, aber auch theoretischen Erkundungen verbundenen Gebiets aussprechen und hoffentlich auch im Potsdamer Landesparlament und den Ministerien gehört werden. Titel und Text alles

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