Hilfe für die Potsdamer Friedenskirche
Gotteshaus aus der Zeit Friedrich Wilhelms IV. im Park Sanssouci muss dringend saniert und restauriert werden





Friedrich Wilhelm IV. holte ein Stück Italien nach Potsdam, als er die
Friedenskirche und seine Seitengebäude im Rundbogenstil und der
Art eines Klosters erbauen ließ.



Außen und innen muss dem Gotteshaus und dem besonders kostbaren Apsismosaik
geholfen werden. Die Schlösserstiftung schafft die Aufgabe nicht allein.






Der königliche Bauherr Friedrich Wilhelm IV. und seine aus Bayern stammende
Gemahlin Elisabeth sind in der Gruftkapelle unter zwei mit langen Inschriften
versehenen Marmortafeln bestattet.




Ein Marmorengel mit einer Posaune in der Hand hält vor den Sarkophagen
Friedrich Wilhelms IV. und der Königin Elisabeth Wache. (Fotos: Caspar)

Die Potsdamer Friedenskirche braucht dringend Hilfe. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) hat 2015 eine bundesweite Spendenkampagne zugunsten des Gotteshauses gestartet, das Teil der von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) betreuten Potsdamer Schlösserlandschaft gehört. 1991 wurde diese in den Rang des UNESCO-Welterbes erhoben. Benedikt Buhl, Vorstand der DSD, konnte aufgrund der eingegangenen Spenden einen ersten Fördervertrag in Höhe von 89.000 Euro an Hartmut Dorgerloh, den Generaldirektor der SPSG, übergeben. Diese Summe wird für Bauvorbereitung und Voruntersuchungen sowie für die ersten Dachinstandsetzungen verwendet, mit denen im Frühjahr 2017 begonnen wird. Alles in allem werden für die Instandsetzung der Friedenskirche mehr als sechs Millionen Euro veranschlagt.

Schäden am Glockenturm, kaputte Dächer über den Seitenschiffen und Feuchtigkeitsschäden, aber auch teilweise brüchige Marmorfußböden sowie Taufkapelle benötigen rasch Hilfe. Hinzu kommen Arbeiten am venezianischen Apsismosaik aus dem frühen 13. Jahrhundert hinter dem Altar, dessen Mosaiksteinchen von Verlust bedroht sind. Für die Rettung des Bauwerks machen sich zahlreiche prominente Vertreter des öffentlichen Lebens gemeinsam mit dem Bauverein Friedenskirche Potsdam e.V., der SPSG und der DSD stark, so Georg Friedrich Ferdinand Prinz von Preußen, Chef des Hauses Hohenzollern, die Potsdamer Landtagsabgeordnete Klara Geywitz, der Tatort-Kommissar Jörg Hartmann und Ursula Weyrauch, Gemeindemitglied der Friedenskirche.

Die Friedenskirche ist eine dreischiffige Säulenbasilika ohne Querhaus und besitzt einen 42 Meter hohen Glockenturm (Campanile). Als Vorlage für die Potsdamer Kirche diente ein Kupferstich der Kirche San Clemente in Rom. Die Friedenskirche liegt im Marly-Garten im Park Sanssouci gleich am Grünen Gitter. Auf Wunsch und unter Beteiligung des künstlerisch begabten Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, genannt Romantiker auf dem Thron, wurde d Gotteshaus nach Plänen des Hofarchitekten Ludwig Persius im italienischen Rundbogenstil gebaut. Nach dessen Tod 1845 übernahmen Friedrich August Stüler, Ferdinand von Arnim und Ludwig Ferdinand Hesse die Weiterführung und Vollendung der Arbeiten. Der ganze Komplex ist oberitalienischen Klosterbauten nachempfunden. Ähnlich wie die Potsdamer Friedenskirche ist die Heilandskirche in Sacrow gestaltet.

Zu den besonderen Kostbarkeiten der Friedenskirche gehört das veneto-byzantinische Mosaik aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts in der Apsis. Die Darstellung des thronenden und segnenden Christus befand sich ursprünglich in der zum Abbruch bestimmten Kirche San Cipriano auf der Insel Murano bei Venedig. Noch als Kronprinz ersteigerte Friedrich Wilhelm (IV.) das gerundete Wandbild für 385 Taler und ließ es auf dem Wasserweg nach Potsdam bringen. Dargestellt ist eine Fürbitte der zu Seiten von Jesus Christus stehenden Gottesmutter und Johannes des Täufers sowie weiter außen des Apostels Petrus und des Namenspatrons der Kirche San Cipriano, der im Jahr 258 den Märtyrertod starb. Die lateinische Inschrift des Mosaiks lautet in Luthers Übersetzung: "Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt".

Unter zwei Marmortafeln, die vor den Stufen zum Altarraum der seitlichen Gruftkapelle in den Boden eingelassen sind, fanden Friedrich Wilhelm IV. und seine aus Bayern stammende Gemahlin Elisabeth ihre letzte Ruhe. Das Herz des an den Folgen eines Schlaganfalls verstorbenen Königs ruht im Mausoleum des Schlosses Charlottenburg in Berlin. Beide Sarkophage aus englischem Zinn tragen die gleichen Inschriften wie die Marmorplatten im Fußboden der Kapelle. Vor ihnen hält ein Engel aus Marmor Wache, die Replik eines in einer Kirche in Rom aufgestellten Engels.

Auf der Nordseite der Friedenskirche wurde 1888/90 das Kaiser-Friedrich-Mausoleum hinzugefügt. Die Pläne stammen von Julius Carl Raschdorff, nach dessen Entwürfen auch der Berliner Dom im Stil der italienischen Hochrenaissance errichtet wurde. Im Mittelpunkt des Kuppelbaus steht die Replik des Marmorsarkophags für den 1888 nach nur 99-tägiger Regierungszeit verstorbenen Kaiser Friedrich III. Das ursprünglich hier aufgestellte und vom selben Bildhauer geschaffene Original ließ Kaiser Wilhelm II. 1905 in den Berliner Dom überführen. Daneben ruht die 1901 verstorbene Kaiserwitwe Victoria, deren ebenfalls von Begas geschaffener Sarkophag 1903 fertig gestellt wurde. Friedrich III. und die aus England stammende Kaiserin Victoria waren die Eltern des 1918 entmachteten Kaisers Wilhelm II.

In den Seitenwänden des Altarraums befinden sich die Sarkophage der früh verstorbenen Söhne des Kaiserpaars, die Prinzen Sigismund und Waldemar. Auf den Stufen zum Altar steht der schlichte Sarkophag des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I., der ursprünglich in der Gruft der Potsdamer Garnisonkirche aufgestellt war. Der ebenfalls dort befindliche Sarg von Friedrich II., dem Großen, konnte erst 1991 nach langer Odyssee dem testamentarischen Wunsch dieses Monarchen entsprechend in der Gruft neben dem Schloss Sanssouci beigesetzt werden.

16. Dezember 2016

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