Steinerne Huldigung an königlichen Bauherrn
Berliner Schlossbaustelle bekam eine 88 Tonnen schwere Barockskulptur aus Reinhardtsdorfer Sandstein





Ein Kran hob am 28. April Teile der Großen Wappenkartusche von einem
Tieflader hoch, die millimetergenau an die richtige Stelle gebracht wurden.



Solche Prunkplastiken schmückten überall das Stadtschloss.
Da sie beim Abriss 1950 verloren gingen, müssen sie nach alten
Bildern neu geschaffen werden. (Fotos/Repro: Caspar)

Der Wiederaufbau des 1950 abgerissenen Berliner Stadtschlosses als Humboldt Forum macht sichtbare Fortschritte. Wenn man die Baustelle umrundet, dann sieht man, wie die Barockfassade Gestalt annimmt. Viele Fenster haben bereits ihre Einfassungen aus Sandstein bekommen. Das rote Ziegelmauerwerk vor den Betonwänden ist an vielen Stellen von unten nach oben hochgezogen und wird eines Tages mit Putz überzogen, auf den dann ein heller Anstrich aufgebracht wird. Ende April 2016 konnte eine barocke Skulptur fast 30 Meter über dem Erdboden in die Lustgartenfassade eingefügt werden. Die Große Wappenkartusche aus Sandstein ist so groß und schwer, dass sie nicht in einem Stück, sondern in 16 Teilen versetzt werden musste. Versehen mit dem königlichen Monogramm FR für FRIDERICUS REX zeigt die Skulptur, wie Putten und Engel dem Namen des Bauherrn Friedrich I., König in Preußen, huldigen. Eine Königskrone unterstreicht den hohen Stand des Hohenzollernherrschers, der sich und seiner Gemahlin Sophie Charlotte am 18. Januar 1701 in Königsberg mit Genehmigung des römisch-deutschen Kaisers Leopold I. mit diesem Diadem krönte. Wenn man die Humboldtbox besucht, kann man von der obersten Aussichtsterrasse das beeindruckende Kunstwerk betrachten. Es bildet den skulpturalen Übergang von der Fassade, die der Schlossbaumeister Andreas Schlüter entworfen hatte, zur Fassung seines Nachfolgers Eosander von Göthe.

Die bei der Sprengung des Stadtschlosses 1950 zerstörte Große Wappenkartusche ist eine der bedeutendsten barocken Sandsteinskulpturen an der rekonstruierten Fassade des Berliner Schlosses. Der Berliner Bildhauer Andreas Hoferick hatte sie in zweijähriger Arbeit aus dem Nichts neu erschaffen. Zunächst fertigte er nach historischen Fotos, Zeichnungen und Beschreibungen ein Modell im Maßstab 1:6 an. Danach arbeitete er ein Modell aus Ton, das wiederum in Einzelteilen abgegossen wurde. Die Formen ergaben die Gipsvorlage in der originalen Größe von etwa sieben Meter Höhe und Breite sowie einer Tiefe bis zu 2,40 Meter. Die Sandsteinkopie nach dem Gipsmodell wurde von Sven Schubert und seinen Kollegen aus Reinhardtsdorfer Sandstein angefertigt. Das Gesamtgewicht des sechzehnteiligen Wandschmucks beträgt etwa 88 Tonnen. Die Firma Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser GmbH montierte unter den Augen von Journalisten und Besuchern der Humboldtbox die mit einem Kran in die Höhe gehobenen Stücke. Die gesamte Kartusche mit Modellarbeiten und Steinausführung wurde in vier Jahren hergestellt.

Bei der Kartusche sind drei Putti sowie zwei Engel als Symbolfiguren des Ruhmes dabei, das Wappenschild von König Friedrich I. an der Fassade zu befestigen. Solche Darstellungen waren in der Barockzeit sehr beliebt. Durch Blattgirlanden, die so genannten Festons, und Ornamente werden Architektur und Bildhauerschmuck zu einer monumentalen Einheit verschmolzen. Wie von der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss zu erfahren ist, werden in den nächsten Monaten weitere Monumentalskulpturen über den Portalen und an anderen Stellen versetzt. An die Wiederherstellung des barocken Dekors in den Treppenhäusern und Prunksälen sei vorerst nicht gedacht, doch würden die dafür geeigneten Stellen freigehalten.

Zurück zur Themenübersicht "Berlin und das Land Brandenburg"