Zentrum für den Dialog der Weltkulturen im Humboldt Forum -

Stiftung Preußischer Kulturbesitz sieht der Zukunft erwartungsvoll entgegen



Bei der Jahrespressekonferenz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz am 26. Januar 2016 in der Villa von der Heydt präsentierte Jürgen Kloosterhuis, der Direktor des Geheimen Staatsarchivs, ein für dieses Jahr wichtiges Schriftstück mit einer berühmten Randbemerkung Friedrichs II., des Großen.



Vom Neuen Museum ist kaum noch etwas zu sehen, die im Bau befindliche James-Simon-Galerie verdeckt die Sicht auf die klassizistische Fassade am Kupfergraben. (Fotos: Caspar)

Bei der Jahrespressekonferenz wies Stiftungspräsident Hermann Parzinger Ende Januar 2016 darauf hin, dass 2015 die Besucherzahlen in den Museen und Sammlungen mit knapp 3,8 Millionen ähnlich groß waren wie 2014, obwohl einige Häuser wegen Bauarbeiten geschlossen waren und sind. Neben dem Pergamonmuseum und dem Neuen Museum habe das größte Besucherinteresse den spektakulären Ausstellungen zu Botticelli und Schlüter sowie über Impressionismus und Expressionismus in der Gemäldegalerie am Kulturforum sowie in der Alten und der Neuen Nationalgalerie, im Bode-Museum und im Hamburger Bahnhof gegolten. Im September 2015 startete am Kulturforum das mehrstufige Verfahren zum Galerieneubau für die Kunst des 20. Jahrhunderts. In einem weltweit ausgeschriebenen Ideenwettbewerb wird jetzt nach einem architektonischen Konzept für den Neubau sowie dessen städtebauliche Einbindung gesucht. 464 Architektinnen und Architekten aus aller Welt haben sich laut Parzinger am Wettbewerb beteiligt. Aus ihren Einsendungen werden einige wenige Arbeiten für die letzte Runde ausgewählt. Bei der dem Neuen Museum vorgelagerten James-Simon-Galerie wird am 13. April 2016 Richtfest gefeiert. Die zukünftige Gestalt und städtebauliche Wirkung des Gebäudes ist bereits deutlich zu sehen. Allerdings ist der Neubau gewöhnungsbedürftig, weil er die Sicht auf den klassizistischen Museumsbau dahinter verdeckt. Das dem jüdischen Mäzen James Simon gewidmete Haus wird als repräsentatives Eingangsgebäude für die Museumsinsel gebraucht.

Mit dem Humboldt Forum entsteht gegenüber der Museumsinsel bis 2019 ein neues "Zentrum für den Dialog der Weltkulturen". Das Haus vereinigt Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, eine Bibliothek sowie Sammlungen der Humboldt-Universität unter einem Dach, ergänzt durch Ausstellungsflächen des Landes Berlin zur Geschichte des Ortes. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz nimmt mit ihren bis jetzt noch in Dahlem befindlichen Sammlungen zur Kunst und Kultur Afrikas, Amerikas, Ozeaniens und Asiens den größten Raum in dem Neubau mit der barocken Schlossfassade ein. "Diese Sammlungen werden das Rückgrat des größten deutschen Kulturvorhabens bilden, auf dessen Basis Ausstellungen, Veranstaltungsprojekte auch im Bühnen- und Filmbereich sowie viele internationale Kooperationsprojekte mit internen und externen Partnern entstehen werden", erklärte Parzinger. Zwar stehe das Raumkonzept, doch seien kleinere Veränderungen in einzelnen Sälen und den Freiflächen im Erdgeschoss durchaus noch möglich und verkraftbar. Den Abgang von Manfred Rettig bezeichnete Parzinger als Theaterdonner, Mitte März wird der Name seines Nachfolgers oder seiner Nachfolgerin bekannt gegeben. Der von Kulturstaatsministerin Monika Grütters zum Leiter der Gründungsintendanz berufene britische Kunsthistoriker und Museumsexperte Neil MacGregor ist nach Berlin gezogen und hat seinen Dienst angetreten. An seiner Seite hat er den Kunsthistoriker Horst Bredekamp, den Stiftungspräsidenten Hermann Parzinger sowie weitere Experten. Um den Betrieb der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, so der neue Name, zu gewährleisten, wird es Neueinstellungen geben, die Ausschreibungen laufen.

Während der Pressekonferenz mit vielen Informationen über Finanzierungsprobleme, vergangene und künftige Ausstellungen, Baumaßnahmen, Publikationen, internationalen Leihverkehr und nicht zuletzt Forschungsarbeiten präsentierten Barbara Schneider-Kempf und Jürgen Kloosterhuis, die Direktoren der Staatsbibliothek und des Geheimen Staatsarchivs, zwei für dieses Jahr wichtige Schriftstücke. Zunächst wurde das 1841, vor 175 Jahren, auf der Insel Helgoland verfasste "Lied der Deutschen" von Heinrich Hoffmann von Fallersleben gezeigt, sodann die berühmte Randbemerkung von Friedrich II. auf einem Aktenstück von 1740: "Alle Religionen seindt gleich und guht wen nuhr die leute so sie profesiren Ehrliche leute seindt, und wen Türcken und Heiden Kähmen und Wolten das landt Pöpliren, so wollen wir [für] sie Mosqueen und Kirchen bauen." Das Zitat wird 2016 im Zusammenhang mit dem Gedenken an die nach Brandenburg-Preußen zugewanderten Hugenotten, Salzburger, Böhmen und Pfälzer sicher des öfteren erwähnt. Hoffmann von Fallersleben wird 2016 durch eine Zwanzig-Euro-Münze anlässlich des 150-jährigen Jubiläums unserer Nationalhymne geehrt, von der offiziell nur die dritte Strophe gesungen werden darf. Das Geheime Staatarchiv ist 2016 Gastgeber der Jahrestagung der Preußischen Historischen Kommission. Die Konferenz widmet sich der Konfessionalisierung in Brandenburg-Preußen und steht damit in engem Zusammenhang mit den Vorbereitungen zur Ausstellung "Kreuzwege. Die Hohenzollern und die Konfessionen, 1517-1740". Sie ist ein Beitrag zum Jubiläumsjahr "500 Jahre Reformation" und wird 2017 im Kunstgewerbemuseum Schloss Köpenick gezeigt. Das Geheime Staatsarchiv hat einen Tagungsband über seine Rolle und die anderer Archive in der NS-Zeit herausgegeben.





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