Ehrung für Gruppe Mannhart
Am Borsig-Tor in Tegel wird an eine mutige Widerstandsgruppe erinnert



Eine Gedenktafel erinnert an der Berliner Straße an die Blutopfer, die die
Widerstandsgruppe Mannhart vor der Befreiung vom Faschismus
bringen musste. Eine zweite Tafel weist darauf hin, dass die Zahl der Opfer
des NS-Terrors größer als auf der Metallplatte vermerkt ist.




Die Stele auf dem Borsig-Gelände informiert, was die Widerstandsgruppe
geleistet hat und welche Opfer sie erbringen musste. (Fotos: Caspar)

In der Berliner Straße 26 in Berlin-Tegel erinnern neben dem ehemaligen Borsig-Tor 13 Stolpersteine für Mitglieder der Widerstandsgruppe Mannhart, die ihren Einsatz für Frieden und Menschlichkeit mit dem Leben bezahlen mussten. Der Ort der Stolpersteine ist mit Bedacht gewählt, denn ein Schwerpunkt der Gruppe war der Widerstand bei Rheinmetall-Borsig durch Untergrundarbeit. Die Gruppe umfasste etwa 30 Arbeiter. Sie bildeten einen verschwindend geringen Teil der rund 18 000 Beschäftigten. Vor allem die Arbeiter in der Baukolonne waren ein aktiver, verschworener Kreis. Sie versuchten, durch Krankmeldungen, langsames Arbeiten und Fernbleiben von der Arbeit die Rüstungswirtschaft zu sabotieren. Außerdem gelang es ihnen, Kontakt zu russischen und französischen Fremdarbeitern zu knüpfen. Das Spektrum des Widerstands reichte vom Krankfeiern bis zum Blockieren von Maschinen sowie zur Herstellung minderwertiger Zementmischungen und dem Bau zu schwacher Betonfundamente, auf denen schwere Maschinen aufgestellt wurden.

Gründer der Widerstandsgruppe war der Heiligenseer Arzt Dr. Max Klesse. Auch nach der Verhaftung und Ermordung von Gruppenmitgliedern konnte er seinen Kampf bis Kriegsende fortsetzen. Durch geschicktes, professionelles Verhalten und dank der Standhaftigkeit und des eisernen Schweigens der verhafteten Gruppenmitglieder, besonders des Bauarbeiters Otto Dressler, gelang es ihm, den Naziterror zu überleben. Das Bezirksamt Reinickendorf und die AG Stolpersteine Reinickendorf freuen sich, dass es in Zusammenarbeit mit der Firma Wall AG möglich wurde, in einer Informationssäule weitere Nachrichten über die Mannhart-Gruppe und ihr Wirken zu vermitteln. Mitglieder wohnten zumeist in Borsigwalde und trafen sich regelmäßig in der Wohnung von Fritz Lüben in der Schubartstraße 55, wo sich die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg bereits eine Gedenktafel befand, die aber im Zuge einer Hausrenovierung entfernt wurde.

Die Gruppe Mannhart war überparteilich und vereinte unterschiedliche Konfessionen und politische Überzeugungen im Kampf gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft. Die Männer und Frauen hörten insgeheim ausländische Sender ab und gaben deren Informationen weiter, womit sie ihren Kopf riskierten. Flugblätter in deutscher, französischer und russischer Sprache verwiesen auf die Sinnlosigkeit des Krieges. Die illegal hergestellten Zettel nannten Zahlen über die an allen Fronten gefallenen Soldaten und die Verwundeten, und sie prangerten Kriegsverbrechen und Kosten des Krieges an.

Im Herbst 1943 wurden zwölf Mitglieder der Mannhart-Gruppe verhaftet. Das war das Ende des Widerstandes bei Borsig. Die Verhafteten wurden in die Untersuchungsgefängnisse am Alexanderplatz und in Moabit gebracht und zum Teil unter Anwendung von Folter verhört. Drei Verhandlungen fanden vor dem Volksgerichtshof statt, eine davon unter Vorsitz seines berüchtigten Präsidenten Roland Freisler. Betriebsratmitglieder von Borsig haben in den Verhandlungen mutig ihre Kollegen verteidigt. Vier Angeklagte wurden zum Tode verurteilt und am 25. September 1944 in Brandenburg hingerichtet. Sechs erhielten Zuchthausstrafen und wurden im April 1945 von der Roten Armee aus dem Zuchthaus Brandenburg befreit. Zwei Widerstandskämpfer wurden freigesprochen.

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