Blick in die Welt des Orients-
Das Berliner Museum für Islamische Kunst ehrt seinen ersten Direktor Friedrich Sarre



Der mit Sarre befreundete Maler Osman Hamdi Bey schildert auf dem Gemälde von 1888 den Besuch des Orientalisten bei einem persischen Teppichhändler. Repro: Staatliche Museen zu Berlin

Die Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz ehren Friedrich Sarre, den ersten Direktor des Museums für Islamische Kunst, mit einer noch bis zum 24. Januar 2016 im Pergamonmuseum laufenden Ausstellung. Anlass ist der 150. Geburtstag des Gelehrten und Sammlers, ohne den die kunsthistorische Beschäftigung mit islamischer Kunst ist nicht denkbar wäre. Sarres Forschungsexpeditionen in den Vorderen Orient und sowie nach Persien und Zentralasien haben das Fachgebiet weit über die deutschen Grenzen hinaus bekannt gemacht. Berlin verdankt Sarre das erste Museum für islamische Kunst außerhalb der islamischen Welt. Spektakuläre Ankäufe wie das weltberühmte Aleppozimmer sowie die großzügige Schenkung seiner eigenen Sammlung bildeten den Grundstock der Bestände der im Pergamonmuseum auf der Berliner Museumsinsel ansässigen Sammlung und sorgten für ihren Weltruf.

Die Ausstellung erzählt die ungewöhnliche Biographie des Forschers, der Schwiegersohn von Carl Humann war, des Ausgräbers des Pergamonaltars. Sie berichtet über die weltpolitische Rolle der Archäologie im deutschen Kaiserreich und würdigt den 1945 verstorbenen Museumsmann und Sammler im politischen und kulturellen Kontext seiner Zeit. Sarre kaufte vor Ort und auf dem europäischen Kunstmark wunderbar gewirkte Teppiche, erlesene Gläser, Keramiken und Metallarbeiten, aber auch Ausgaben des Korans und andere Schriften. Seine Ambitionen lagen im Geist der Zeit, denn in den Amtsstuben und Salons der Kaiserzeit wurde intensiv über Bestrebungen diskutiert, wie das Deutsche Reich im Vorderen Orient und darüber hinaus Fuß fassen und den bereits etablierten Kolonialmächten die Stirn bieten kann. Die Forschungen und Expeditionen lagen im Trend der Zeit. Schon früher richteten die Hohenzollern Expeditionen nach Ägypten aus, und Kaiser Wilhelm II. war persönlich an archäologischen Grabungen im Osmanischen Reich interessiert, zu dessen Sultan er freundschaftliche Beziehungen unterhielt.

Neben historischen Reisefotografien und Aufzeichnungen, die der mitunter in orientalische Gewänder gehüllte Sarre nach Berlin mitbrachte, zeigt das Museum für Orientalische Kunst eine Auswahl von bedeutenden Ankäufen und Schenkungen aus der Sarreschen Sammlung, ergänzt durch Zeugnisse islamischer Buchkunst mit ihren wunderbaren Kalligraphien und Miniaturen. Die Ausstellung ist Montag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr und am Donnerstag bis 20 Uhr geöffnet.

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