Mit Eisen und Blut

Wie sich der Deutsche Krieg von 1866 auf das Münzwesen auswirkte und welche Territorien von Preußen annektiert wurden



König Wilhelm I. ließ sich auf dem preußischen Siegestaler von 1866 in der
Manier römischer Cäsaren mit einem Siegeskranz feiern




Der Doppeltaler von 1866 war der letzte, der in Hannover mit dem Bildnis und
Wappen von König Georg V. geprägt wurde.



Reliefs im Sockelbereich der Siegessäule am Großen Stern erzählen von drei Kriegen,
die zur deutschen Reichseinigung am 18. Januar 1871 führten. (Fotos: Caspar)

Seit dem Krieg Preußens und Österreichs sowie seiner Verbündeten von 1864 gegen Dänemark und dem Frieden von Wien, in dem das unterlegene Dänemark die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg an Österreich und Preußen abtreten musste, nahmen die Spannungen zwischen Preußen und Österreich um die Vormachtstellung im Deutschen Bund massiv zu. Im Juni 1866 beantragte Preußens König Wilhelm I., der spätere deutsche Kaiser, im Bundestag zu Frankfurt am Main, die Habsburgermonarchie aus dem Deutschen Bund auszuschließen. Da der in Wien seit 1848 regierende Kaiser Franz Joseph und weitere mit ihm verbündete Monarchen dieses Ansinnen als Affront betrachteten und dem weiteren Ausbau der preußischen Dominanz nicht untätig zusehen wollten, kam es im Deutschen Bund, der 1815 gegründeten Vereinigung von Fürsten und Freien Städten, zum Bruch. Die Mehrheit des Bundestages beschloss auf österreichischen Antrag die Mobilmachung gegen Preußen. Darauf antworteten Wilhelm I. und sein Ministerpräsident Otto von Bismarck, der spätere Reichskanzler, mit dem Austritt des Hohenzollernstaates aus dem Deutschen Bund, der damit aufgehört hatte zu bestehen. Mit einem Ultimatum forderte Wilhelm I. Sachsen, Hannover und Kurhessen auf, sich an seine Seite zu stellen, was aber umgehend abgelehnt wurde. Die Folge war die Kriegserklärung Preußens an Österreich am 21. Juni 1866.

Im so genannten Deutschen Krieg von 1866 standen auf preußischer Seite 17 norddeutsche Kleinstaaten und auf österreichischer Seite die Königreiche Bayern, Hannover, Sachsen und Württemberg sowie Baden, Kurhessen, Hessen-Darmstadt, Nassau und vier weitere Kleinstaaten feindlich gegenüber. Bereits am 3. Juli 1866 siegten die preußischen Truppen unter Moltkes Befehl sowie durch überlegene Waffentechnik bei Königgrätz im österreichisch beherrschten Böhmen. Franz Joseph und seine Verbündeten mussten sich unter Vermittlung des französischen Kaisers Napoleon III. zum Friedensschluss mit Preußen bequemen. Die "Verpreußung" Deutschlands mit Eisen und Blut, wie Bismarck sagte, nahm ihren Lauf. Nach dem siegreichen Krieg gegen Frankreich von 1870/71 stand Wilhelm I. von Preußen als deutscher Kaiser an der Spitze des neuen Deutschen Reichs, und Bismarck, der neue Reichskanzler, wurde als Schmied des Reiches gefeiert.

Die militärischen und politischen Entwicklungen vor 150 Jahren hatten gravierende Folgen für die politische Landkarte und im deutschen Münz- und Geldwesen. Preußen hatte 1866 kurzerhand das Königreich Hannover sowie Kurhessen, das Herzogtum Nassau und die Freie Stadt Frankfurt am Main annektiert. Deren Münzprägung kam von einem zum anderen Tag zum Erliegen. Die Münzanstalten in Hannover und Frankfurt am Main wurden unter preußischer Regie noch eine Zeitlang fortgeführt, während der kurhessischen Münze zu Darmstadt noch eine kleine Gnadenfrist eingeräumt wurde und die für Nassau tätige Prägefabrik in Wiesbaden ihre Arbeit einstellen musste.

Während Wilhelm I. von Preußen nach dem Sieg über Österreich und seine Verbündeten das Ziel hatte, seine Macht auch auf Böhmen, Bayern und Sachsen auszudehnen und seine Gegner so zu schwächen, dass sie keine Gefahr für Preußen mehr bedeuten, riet Bismarck zur Mäßigung. Der Ministerpräsident sah voraus, dass sein König eines Tages Österreich sowie weitere Monarchien benötigen wird, um einen Krieg gegen Frankreich erfolgreich führen zu können. Wilhelm I. habe auf der Ausdehnung Preußens nach Westen und Süden bestanden, schrieb Bismarck später in seinem berühmten Buch "Gedanken und Erinnerungen", "um die Kluft zwischen den Ost- und Westprovinzen auszufüllen und Preußen ein haltbar abgerundetes Gebiet auch für den Fall des frühern oder spätern Misslingens der nationalen Neubildung zu schaffen." Bei der Annexion von Hannover und Kurhessen habe es sich um Herstellung einer wirksamen Verbindung zwischen den beiden Teilen der preußischen Monarchie gehandelt. Deren brandenburgisches Kernland wurde mit den Rheinprovinzen durch eine Landbrücke verbunden, die niemand mehr anzutasten wagte. Hannovers König Georg V. hatte in den Augen Bismarcks jeden Kredit verspielt. Der Welfe ging ins österreichische Exil und starb dort 1878. Sein Vermögen in Höhe von umgerechnet 48 Millionen Mark wurde beschlagnahmt und in den so genannten Welfenfonds umgewandelt, aus dessen Erträgen Bismarck "welfische Umtriebe" bekämpfte und ihm genehme Journalisten bezahlte. Kaum in Hannover eingezogen, unterbanden die preußischen Besatzer die Prägung von Münzen mit dem Bildnis und Wappen des vertriebenen Königs Georg V. Zwischen 1866 und 1878 war Hannover preußische Münzstätte, kenntlich am Buchstaben B. In Berlin wurden 1866 Siegestaler zu Ehren von Wilhelm I. geprägt. Nach antiker Manier ist der Hohenzoller im Schmuck eines Lorbeerkranzes als Sieger dargestellt. Da Auflage dieser Gedenkmünze eine halbe Million betrug, sind sie heute noch preiswert zu haben.

Die Siegessäule am Großen Stern im Berliner Tiergarten erinnert an die preußisch-deutschen Kriege von 1864 gegen Dänemark, 1866 gegen Österreich sowie 1870/71 gegen Frankreich. Mit ihnen wurde blutig und verlustreich der Weg zu Einheit Deutschlands geebnet, die 1871 durch Proklamation König Wilhelms I. von Preußen in Versailles zum deutschen Kaiser Wilhelm I. vollzogen wurde. Ursprünglich hatte Wilhelm I. den Bau einer eher kleinen Gedenksäule zur Erinnerung an den deutsch-dänischen Krieg von 1864 bestellt. Doch nach der Gründung des Kaiserreichs wurde die Siegessäule immer wuchtiger und höher, ausstaffiert mit üppigem Relief- und Mosaikschmuck. Die Säule sollte zeigen, dass Gott die Hohenzollern über deren Ziele weit hinausgeführt hat, wie es in einer Urkunde zur Grundsteinlegung vom 26. Oktober 1869 hieß. Als das Deutsche Reich nach Überwindung mancher, vor allem bayerischer Widerstände geeint war, kam nur noch eine monumentale Siegessäule infrage, welche durch Größe und Prunk von der militärischen Macht und den Herrschaftsansprüchen des neuen deutschen Kaiserreiches und seiner Monarchen kündet.

Die Siegessäule mit der Goldelse genannten vergoldeten Viktoria auf der Spitze steht auf einer offenen runden Halle, die aus 16 toskanischen Säulen gebildet wird. Im Inneren kann man ein riesiges farbiges Mosaik erkennen, auf dem Hofmaler Anton von Werner den "Kampf des freien Germanentums gegen das welsche Romanentum" symbolisiert, wie es in einer älteren Beschreibung heißt. Die reich bewegte Darstellung zeigt Kampfeszenen, Fürstenbildnisse, Pauken, Fahnen und Trompeten. Germanische Helden ringen mit dem bösen Erbfeind von jenseits des Rheins. Im Jahr 1938 wurde die Siegessäule im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Reichshauptstadt Berlin in die "Welthauptstadt Germania" abgebaut und an den Großen Stern versetzt. Hitler und sein Generalbauinspektor Albert Speer planten den Bau einer über sechs Kilometer langen und 120 Meter breiten Prachtstraße, die auf einen 300 Meter hohen Kuppelbau mit einem Fassungsvermögen von 180 000 Menschen zulaufen sollte. Zu diesem Zweck wurden im Wege stehende Häuser und Denkmäler wie die Siegessäule, die Siegesallee sowie die Monumente für Bismarck und die preußischen Militärs Roon und Moltke an den Großen Stern verlegt. Wegen der neuen räumlichen Verhältnisse musste die Siegessäule um eine Trommel verlängert und auf einen höheren Unterbau gestellt werden. .



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