Monumente der Industriekultur
Illustrierter Führer des Landesdenkmalamtes durch Berliner Fabriken, Häfen und Kraftwerke



In der ehemaligen Backfabrik an der Prenzlauer Allee bieten Bürolofts viel Raum für kreatives Arbeiten.



Die unter Denkmalschutz stehenden Lagerhallen im Osthafen erhielten in den vergangenen Jahren neue Aufgaben.



Im Stil märkischer Backsteingotik gebaut, ist das weiträumige Wasserwerk an der Landsberger Allee vol in Betrieb.



Die früheren AEG-Gebäude in Oberschöneweide beherbergen heute die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft.



Aus Europas größtem Straßenbahndepot in Moabit wurde das Meilenwerk, das Oldtimern Asyl gibt.



Traurig sieht es in der alten Brauerei an der Landsberger Allee/Ecke Richard-Sorge-Straße aus, bis 1991 wurde hier noch Bier gebraut. Mehrere Häuser wurden danach abgerissen, der große Rest wartet darauf, dass er aus dem Dornröschenschlaf geweckt wird. (Fotos: Caspar)

Die deutsche Hauptstadt war vor einhundert Jahren "die" Industrie- und Wissenschaftsstadt in Europa. Keine andere Metropole besaß so viele Fabriken, so viele Konzernsitze und Forschungseinrichtungen. Ungeachtet der massiven Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und der Abrisswellen in beiden Stadthälften danach sind zahlreiche, von bedeutenden Architekten entworfene Fabrik- und Hafenanlagen, Kraft- und Wasserwerke, Bahnhöfe, Brauereien und andere Bauten noch erhalten. "Mit den zum Teil noch aus dem 19. Jahrhundert stammenden Anlagen besitzt die Stadt einen Schatz, der sie unverwechselbar macht und mit dem sie wuchern sollte", sagte Landeskonservator Jörg Haspel vor einigen Jahren bei der Präsentation eines Buches, das sich mit der "Industriekultur in Berlin", so der Titel, befasst und 115 der wichtigsten Objekte vorstellt.

Vielfach seien die darin steckenden historischen und künstlerischen Werte nur Insidern bekannt, so Haspel, weshalb es wichtig sei, dass das breite Publikum von ihnen erfährt. In dem Band sind alle Berliner Bezirke vertreten. Eine Karte zeigt bestimmte Konzentrationen in Wedding, Tiergarten, Mitte und Kreuzberg. Angaben über die Standorte und wie man sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht, aber auch über die durch bedeutende Industriebauten unsterblich gewordenen Architekten und Designer runden das verdienstvolle Buch ab.

Autor des mit Fotografien von Wolfgang Reuss ausgestatteten und vom Landesdenkmalamt herausgegebenen Bandes ist Jörg Raasch. Er lädt ein zu einem Streifzug quer durch die Stadt ein, stellt die AEG-Turbinenhalle an der Huttenstraße in Tiergarten, den West- und den Osthafen, das E-Werk in Mitte und das Meilenwerk in Moabit vor, das früher einmal das größte Straßenbahndepot Europas war und heute Oldtimern Asyl gewährt. Das Buch macht mit dem an Mittelalterbauten orientierten Wasserwerk in Friedrichshagen bekannt und zeigt, dass sich ausgediente Gasometer und Lebensmitteldepots gut als Kultur- und Medienstandorte eignen. Vorgestellt werden weitere Wasserwerke und Wassertürme, berühmte Brauereien und das jetzt von der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft genutzte, in DDR-Zeiten als Kabelwerk Oberspree bekannte AEG-Gelände in Oberschöneweide. Mit mehr als 13.000 Studierenden und über 500 Mitarbeitern ist die HTW Berlin die größte staatliche Hochschule für angewandte Wissenschaften in Berlin und Ostdeutschland. Es existieren etwa 70 Studienangebote in den Bereichen Technik, Informatik, Wirtschaft, Kultur und Gestaltung.

Von der Publikation erhoffen sich die Autoren und der Verleger Thies Schröder weite Verbreitung und auch Beachtung durch Investoren und Politiker. Denn ihr Votum und finanzielles Engagement seien wichtig, um die Bauten aus der Zeit, als Berlin noch die Welthauptstadt der Industrie war und viel Bewunderung als "Elektropolis" einen internationalen Ruf besaß, zu erhalten und, sofern sie leer stehen, einer neuen, ihrem Wert angemessenen wirtschaftlichen und/oder kulturellen Nutzung zuzuführen. Dass das zu sehr attraktiven Lösungen führen kann und Bedeutung für den Kultur- und Wirtschaftsstandort Berlin hat, ist Kennern bekannt, soll aber nach dem Willen des Landesdenkmalamt weite Bevölkerungskreise erreichen. Übrigens kann man viele Bauten regelmäßig beim "Tag des offenen Denkmals" besichtigen. Das Buch "Industriekultur in Berlin. Die 115 wichtigsten Bauten des Industriezeitalters" erschien im Berliner L&H-Verlag, hat 200 Seiten, zahlreiche meist farbige Abbildungen und kostet 24,80 Euro (ISBN 978-3-939629-00-9). Aus Europas größtem Straßenbahndepot in Moabit wurde das Meilenwerk, das Oldtimern Asyl gibt.

18. November 2017

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