Tausend Taler für ein Wandgemälde
Katholische Kirche Sankt Peter und Paul am Potsdamer Bassinplatz erinnert ehrenvoll an den vor 150 Jahren verstorbenen Gartenkünstler Peter Joseph Lenné



Die katholische Kirche Sankt Peter und Paul am Potsdamer Bassinplatz wurde beim Bombenangriff am 14. April 1945 beschädigt und danach restauriert.



Die Innengestaltung erinnert an byzantinische, romanische und italienische Kirchen, die während der Herrschaft von König Friedrich Wilhelm IV. besonders geschätzt wurden.



Die Potsdamer und Berliner Kulturlandschaft verdankt viel dem genialen Gartenkünstler Peter Joseph Lenné (1789-1866). Um seine Büste in der Kirche Sankt Peter und Paul berichten Bild- und Texttafeln aus seinem Leben.



Im Kreise von Gartendirektoren, Künstlern und anderen Personen, die sich um Potsdam und Preußen verdient gemacht haben, fand Lenné auf dem Bornstedter Friedhof seine letzte Ruhe. (Fotos: Caspar)

In der katholischen Kirche Sankt Peter und Paul am Bassinplatz in Potsdam wird mit einer kleinen, aber feinen Ausstellung an Peter Joseph Lenné, den großen preußischen Gartenkünstler des 19. Jahrhunderts, erinnert. Lenné in einer Kirche, wie geht das, wird sich mancher Besucher fragen. Bild- und Schrifttafeln, die im Eingangsbereich rund um eine Lenné-Büste aufgestellt sind, klären auf. Der 1789 in Bonn geborene General-Gartendirektor der königlich-preußischen Gärten hatte sich für die Errichtung der Kirche für die katholische Militär- und Zivilgesellschaft in der Residenz- und Garnisonstadt und den Bau des katholischen Waisenhauses eingesetzt sowie einen Verschönerungsplan für die "Insel Potsdam" erarbeitet. Das Waisenhaus war die Keimzelle des heutigen St. Josefs Krankenhauses am Eingang zum Park von Sanssouci, und eine nach den Kirchenpatronen benannte Peter und Paul Stiftung sorgte bis zur Weltwirtschaftskrise in den späten 1920-er Jahren konfessionsübergreifend für Potsdamer Arme und Kranke.

Wie kaum ein zweiter gestaltete Lenné die Garten- und Parklandschaft der brandenburgischen Landeshauptstadt und ihrer Umgebung. Neben den königlichen Gärten und Parks von Sanssouci schuf er städtische Grünanlagen für die Naherholung der Bevölkerung. Potsdam verdankt seinem Ehrenbürger eine einzigartige Kulturlandschaft, die 1990 in den Rang des UNESCO-Welterbes erhoben wurde. Die Pläne für die gärtnerische Umgestaltung von Potsdam und für eine katholische Kirche stießen auf das Interesse von König Friedrich Wilhelm IV., der sich mit Plänen trug, in Potsdam weitere Kirchen auch für die stark angewachsene protestantische Bürgerschaft zu bauen. Während diese großartigen, manche sagen auch großspurigen Ideen nicht zur Ausführung kamen, gelang der Bau der Peter und Paul Kirche durch den Architekten Wilhelm Salzenberg, der Entwürfe von Friedrich August Stüler für den von Lenné trocken gelegten Bassinplatz genau in der Achse der Brandenburger Straße weiter führte.

Bevor Sankt Peter und Paul gebaut wurde, stand auf dem Grundstück ein anderes Gotteshaus im Stil des Barock. Diese eher bescheidene Kirche ohne Turm wurde mit der Zeit zu klein für die wachsende Kirchengemeinde. Da sie zudem baufällig war, wurde sie durch einen repräsentativen Neubau ersetzt. Der Grundstein wurde vor 150 Jahren gelegt, und schon nach drei Jahren war das Werk vollendet. Stüler hatte ursprünglich zwei Türme vorgesehen, die aber von Salzenberg durch einen Glockenturm austauschte. Außerdem wurde die von Stüler vorgesehene halbrunde Apsis durch drei Ausbuchtungen ersetzt. Stilistisch vereint die außen aus gelben Backsteinen bestehende und im Inneren reich mit Säulen, Malereien und Skulpturen ausgestattete Kirche vor allem byzantinische, romanische und klassizistische Stilelemente, und sie bringt auch ein wenig Italien in die Stadt an der Havel. Ihr Grundriss gleicht einem griechischen Kreuz und erinnert an die Hagia Sophia in Konstantinopel/Istanbul. Der Glockenturm ist dem Turm von San Zeno in Verona nachempfunden, und es gibt auch weitere Anleihen an Bau- und Kunstwerken in Italien, dem damaligen Sehnsuchtsland der Deutschen.

Die Vorarbeiten für den Bau der Kirche für die katholischen Bewohner der Residenz- und Garnisonstadt Potsdam begannen 1856. König Friedrich Wilhelm IV. betraute Stüler und Lenné mit den Vorarbeiten, die auch die Umgestaltung des Bassinplatzes einschlossen. Als 1867 der Grundstein gelegt wurde, lebten der König und sein Gartendirektor nicht mehr. Während der 1861 verblichene Monarch in der Gruft der Friedenskirche beigesetzt wurde, fand der 1866 verstorbene Lenné in Bornstedt im Kreise weitere Gartendirektoren seine letzte Ruhe. Nach dem Deutschen Krieg von 1866 waren Preußens König Wilhelm I. und sein Ministerpräsident Otto von Bismarck geradewegs auf dem Weg zur Reichseinigung, die am 18. Januar 1871 in der besetzten Stadt Versailles bei Paris erfolgte. Wilhelm I. war jetzt deutscher Kaiser, und Bismarck sein Reichskanzler.

Lenné hatte testamentarisch eine Summe von tausend Talern für ein Altargemälde ausgesetzt. Da dieses aber nicht vorgesehen war, wurde die Summe mit Zustimmung der Hinterbliebenen zur "Herstellung angemessener Wandgemälde in jener Kirche" bereit gestellt, wie es auf einer der Tafeln für die Ausstellung "Peter Joseph Lenné - Gartengestalter Katholischer Christ Ehrenbürger" heißt. Wenn man die Malereien auf Goldgrund betrachtet, wird man nun auch wissen, wem sie ihre Entstehung verdanken - dem in Potsdam unvergessenen Lenné.

3. Februar 2017

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