Hoffnung für Schinkels Bauakademie

Berühmte Schule aus dem frühen 19. Jahrhundert könnte ab 2020/21 errichtet werden



Von weitem könnte man meinen, Schinkels Meisterwerk würde bereits stehen, doch handelt es sich nur um dien Installation und optische Täuschung.



Die originalgetreue Wiederherstellung des Schinkelplatzes mit den Denkmälern von Beuth, Schinkel und - hier nicht sichtbar - Thaer sowie dem Springbrunnen und dem Zierpflaster war ein guter Grund, ernsthaft auch über den Wiederaufbau der Bauakademie nachzudenken.



Als Karl Friedrich Schinkel 1841 an den Folgen eines Schlaganfalls starb, war er nur 60 Jahre alt. Sein Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof an der Berliner Chausseestraße. (Fotos: Caspar)

Lange, sehr lange wurde auf die Nachricht gewartet, dass Schinkels Bauakademie ab 2020/21 aufgebaut werden soll. Von dem im Zweiten Weltkrieg zerstörten und in den 1960-er Jahren im Zusammenhang mit dem DDR-Außenministerum abgetragenen Ziegelbau steht am Schinkelplatz in der Mitte Berlins bisher nur ein Stahlgerüst mit einer darauf montierten bunten Bauplane. Diese Installation sieht von der Ferne aus, als stünde die 1832 bis 1836 errichtete Allgemeine Bauschule bereits. Zwischen Friedrichswerderscher Kirche und Spree, vis à vis vom Humboldt Forum gelegen, wirbt sie seit 2004 (!) für Wiederaufbau des "roten Kastens", wie die Berliner einst in bekannter Respektlosigkeit Preußens oberste Bauschule nannten, die zugleich auch Wohn- und Sterbeort ihres Architekten Karl Friedrich Schinkel war. Eine von der Berliner Bauwirtschaft errichtete Probeecke aus Ziegelsteinen weist auf die Notwendigkeit des Wiederaufbaues und die Einlösung vollmundiger Politikerversprechen hin.

Das Thema war für die Berliner Landespolitik unwichtig, ihr Engagement für die Wiedergeburt von Schinkels vormodernem Meisterwerk war gering. Der Senat wollte lediglich wollte das Grundstück kostenlos zur Verfügung stellen. Nach seiner Meinung wäre damit alles Notwendige getan gewesen. Seit Jahren gab es immer wieder Meldungen, dass es mit dem Bau der Bauakademie nun endlich losgeht. Unklarheiten über die künftige Nutzung und vor allem über die leidige Geldfrage ließen die in der Öffentlichkeit hin und her diskutierte Pläne platzen.

Der Deutsche Bundestag wollte auf irgendwelche Investoren nicht länger warten, sondern bewilligte kurz vor der diesjährigen Bundestagswahl 62 Millionen Euro für den Wiederaufbau, was in der Berliner Öffentlichkeit sehr positiv aufgenommen wurde. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, sprach von einem bahnbrechenden Beschluss, und Baustaatssekretär Florian Pronold (SPD) nannte den Beschluss eine gute Nachricht für die Wiedergewinnung der baukulturellen Identität in Berlins Mitte. Laut Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller bekommt die Kulturmetropole Berlin mit der Bauakademie "ein weiteres Juwel in der historischen Mitte zurück, das mit Sicherheit zu einem Besuchermagneten avancieren wird." Dem zuständigen Berichterstatter im Haushaltsausschuss, Rüdiger Kruse, zufolge wurde der Bundestag für das Projekt wegen seiner herausragenden Bedeutung gewonnen. Er wünsche sich ein ambitioniertes Projekt, das künftigen Architektengenerationen eine Plattform biete.

Einzelheiten über das praktische Vorgehen beim Wiederaufbau der Bauakademie und ihre künftige Nutzung sind noch nicht bekannt. Im Bundestag war sogar von einer Bibliothek für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz die Rede. Doch läuft es wohl auf die Verwendung der Bauakademie im Geiste seines Erbauers als ein Ort hinaus, der Wissenschaft, Kunst, Forschung, Lehre, Theorie und Praxis unter einem Dach zusammenführt, wie es Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) formuliert. "Schinkels rekonstruierte Akademie darf keine bloße Kopie des Originals werden, sondern muss eine Denk- und Kreativfabrik sein. Mit der Nationalen Bauakademie wollen wir einen Ort schaffen, an dem die verschiedenen Aspekte des nachhaltigen Planens und Bauens und der Stadtentwicklung dargestellt und in einer lebhaften gesellschaftlichen Diskussion weiterentwickelt werden". Dieser Anspruch wird auch vom Förderverein Bauakademie und die Errichtungsstiftung unterstützt. Ihr Vorsitzender Wolfgang Schoele sagt, man wünsche sich ein internationales Innovations-, Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Konferenzzentrum. Auf keinen Fall soll das Haus ein Museum werden.

Zur Bauakademie siehe den Eintrag auf dieser Internetseite/Berlin vom 14. November 2016

24. September 2017



Zurück zur Themenübersicht "Berlin, Potsdam, Land Brandenburg"