"Nichts als Blut, Tränen und Schweiß"
Churchills berühmte Ansprache vom 13. Mai 1940 wird auch heute bei besonderen Anlässen zitiert







Winston Churchill (1874-1965) machte seinen Leuten im Krieg gegen Hitlerdeutschland Mut und führte sie zum Sieg. Bei Karikaturisten war der bullige Politiker oft mit einer Zigarre im Mund ein beliebtes Thema.



Die deutsche Propaganda machte sich über die Engländer und ihren Premierminister lustig, wusste aber, dass dieser mit eisernem Willen alles tat, um das Deutsche Reich und seine Verbündeten in die Knie zu zwingen. Die Karikatur stammt aus dem Wochenblatt "Das Reich", für das Propagandaminister Joseph Goebbels gut bezahlte Hetzkommentare schrieb.



In einem Alptraum erscheinen auf dieser Karikatur aus der Kriegszeit Hitler, dem "Größten Feldherrn oder Führe aller Zeiten (Gröfaz), die Großen Drei, nämlich Roosevelt, Churchill und Stalin.



Kurz, nachdem dieses Foto auf der Potsdamer Konferenz entstanden ist, verlor Premierminister Winston Churchill bei einer Unterhauswahl diesen Posten.



In seinem Todesjahr 1965 wurde Churchill durch eine ungewöhnliche Gedenkmünze gewürdigt wurde. Das aus Kupfer-Nickel bestehende Fünf-Schilling-Stück kombiniert das Bildnis der jungen Queen mit dem Charakterkopf des alten Premiers. Die hohe Auflage von 9,6 Millionen Exemplaren sicherte der Crown, auf der erstmals in der britischen Münzgeschichte eine nicht nur königlichen Familie gehörende Person abgebildet ist, hohe Verbreitung und Popularität. (Repros: Caspar)

Zwischen August 1940 und März 1941 ging die Luftschlacht um England gründlich verloren. Mit den Luftangriffen gegen britische Städte wollte das Deutsche Reich die Invasion der Insel vorbereiten und sie zur Kapitulation zwingen. Doch die "Unternehmen Seelöwe" genannte Invasion Englands fand nicht statt. Hitler musste sie auf später verschieben und dann ganz aufgegeben, weil die Wehrmacht nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Sommer 1941 im Osten gebunden war. Unzählige deutsche Flugzeuge wurden über England abgeschossen, und wer von den Besatzungen überlebte, geriet in Kriegsgefangenschaft. An Personalmangel litt die Royal Air Force nicht. Ihre Piloten waren im Kampf gegen die "Hunnen", wie man die Deutschen seit der berüchtigten Hunnenrede Kaiser Wilhelms II. vom Jahr 1900 nannte, hoch motiviert. Die Mannschaften setzten sich aus Engländern und anderen Bewohnern des Commonwealth sowie aus Piloten zusammen, die vor den Deutschen fliehen konnten.

Ausgehend von Erfahrungen im Ersten Weltkrieg und im Spanischen Bürgerkrieg, hoffte die deutsche Seite den Gegner aus der Luft so schwer zu treffen, dass er sich zu Verhandlungen bereit erklärt. Das aber kam für Premierminister Winston Churchill nicht infrage. Im Mai 1940 hatte es in England eine Regierungsumbildung gegeben. Nach dem Rücktritt von Neville Chamberlain, der Hitler im Münchner Abkommen von 1938 über Gebühr entgegengekommen war und glaubte, damit die Kriegsgefahr bannen zu können, übernahm Churchill den Vorsitz eines parteiübergreifenden Kriegskabinetts. Auslöser der Regierungskrise neun Monate nach Beginn des Zweiten Weltkriegs war der fehlgeschlagene Versuch britischer Truppen, den Einmarsch der Deutschen in Norwegen zu verhindern. Churchill, bisher Erster Lord der Admiralität, gab der Regierung unter Chamberlain und ihrer Beschwichtigungspolitik gegenüber Hitler die Schuld für den Rückzug und damit die Preisgabe Norwegens an die Deutschen.

Krieg gegen eine ungeheuerliche Gewaltherrschaft In seiner Antrittsrede

erklärte Premierminister Churchill, der zugleich Schatzkanzler und Verteidigungsminister war, am 13. Mai 1940 gegenüber dem Unterhaus und der Nation in drastischen, seine Landsleute schockierenden, aber auch aufmunternden Worten, wie die kommenden Belastungen aussehen werden. "Freitag abend erhielt ich den Auftrag Seiner Majestät, eine neue Regierung zu bilden. Es war der deutliche Wunsch und Wille des Parlaments und der Nation, dass diese Regierung auf einer möglichst breiten Basis gebildet werden und alle Parteien einschließen solle. […] Ich möchte zum Hause sagen, wie ich zu denen sagte, die dieser Regierung beigetreten sind: ,Ich habe nichts zu bieten als Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß'. Wir haben vor uns eine Prüfung der schmerzlichsten Art. Wir haben vor uns viele, viele lange Monate des Kampfes und Leidens. Sie fragen, was unsere Politik ist; ich will sagen: ,Es ist Krieg zu führen, zu Wasser, zu Land und in der Luft, mit all unserer Macht und mit all der Kraft, die Gott uns geben kann, und Krieg zu führen gegen eine ungeheuerliche Gewaltherrschaft, die nie übertroffen worden ist in der dunklen, beklagenswerten Liste menschlichen Verbrechens.' Das ist unsere Politik." Die in Ton und Form ganz ungewöhnliche Rede ließ in ihrer Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Wer bis dahin noch glaubte, der Krieg gegen Nazideutschland und seine Verbündeten gehe ihn nichts an, wurde eines Besseren belehrt.

Churchill wandte sich an seine Landsleute in einer für England hochbrisanten Situation. Die Regierung war durch ihre Agenten vom "Unternehmen Seelöwe", dem Tarnnamen für die Invasion Englands, informiert. Außerdem startete die Wehrmacht, die zuvor Polen niedergemacht hatte, am 10. Mai 1940 eine Offensive gegen Belgien, die Niederlande und Luxemburg sowie gegen Frankreich. Binnen weniger Wochen waren diese Länder okkupiert. In dieser Situation glaubte Hitler, der sich insgeheim auf einen Feldzug gegen die Sowjetunion vorbereitete und Entlastung an der Westfront brauchte, Großbritannien ein Friedensangebot machen zu können. Solche Avancen aber wurden von Churchill brüsk zurückgewiesen, was von der Nazipresse mit wütendem Geheul quittiert wurde. Für sie war Churchill die Hassfigur Nummer 1 und der größte Kriegshetzer, den die Welt jemals gesehen hat. Im Kessel bei Dünkirchen in Nordfrankreich war es den Briten inzwischen gelungen, ihre aus 240 000 Soldaten bestehende Expeditionsarmee und weitere ihr angeschlossene 100 000 Soldaten zu retten und in Sicherheit zu bringen. Obwohl die Briten ihre schweren Waffen zurückließen, war "Seelöwe" gescheitert und auf zunächst auf unbestimmte Zeit verschoben und dann ganz aufgegeben.

Ohne Sieg gibt es kein Weiterleben

Der britische Premier war ein entschiedener Gegner jeder Absprache mit dem Nazireich, dessen Charakter er klarer erkannte als manche seiner Landsleute. In jener berühmten Ansprache betonte er, Englands Politik sei es Krieg zu führen zu Wasser, zu Land und in der Luft "mit unserer aller Macht und mit aller Kraft, die Gott uns verleihen kann; Krieg zu führen gegen eine ungeheuerliche Tyrannei, die in dem finsteren trübseligen Katalog des menschlichen Verbrechens unübertroffen bleibt". Ziel sei der Sieg - "Sieg um jeden Preis, Sieg trotz allem Schrecken, Sieg, wie lang und beschwerlich der Weg dahin auch sein mag; denn ohne Sieg gibt es kein Weiterleben". Für den Premierminister stand dieser Sieg außer Frage. Ohne ihn sah er keine Möglichkeit mehr weiterzuleben. "Ich übernehme meine Aufgabe voll Energie und Hoffnung und bin überzeugt, dass es nicht geduldet werden wird, dass unsere Sache Schiffbruch erleide". Wenn sich Politiker später in nicht minder schwierigen Situationen an ihr Volk wandten und es zum Mitmachen aufforderten, haben sie mitunter aus Churchills Rede vom 13. Mai 1940 zitiert.

Obwohl sich zeigte, dass die Erwartungen an die Kampfkraft und Wirkungen des Luftkriegs übertrieben sind, versuchten die Briten mit der Strategie des Moral bombing, die deutsche Kampfmoral durch Zerstörung deutscher Städte ins Mark zu treffen und die NS-Führung zum Einlenken, ja zum Aufgeben zu bewegen. Das gleiche tat die deutsche Luftwaffe, doch schaffte auch sie es nicht, die verhassten Briten durch ihre Angriffe auf Coventry, London und andere Städte in die Knie zu zwingen. Reichsmarschall Göring, der dieses Ziel großsprecherisch ausgab, und die NS-Propaganda, die die deutschen Erfolge auf diesem Gebiet über jedes Maß hochstilisierte, hatten das Nachsehen. Als sich der von oben bis unten mit Orden behängte Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe zu der Äußerung hinreißen ließ, er wolle "Meier" heißen, wenn sich nur ein britisches Flugzeug über dem Deutschen Reich blicken lasse, und alsbald eine deutsche Stadt nach der anderen von englischen und bald auch von amerikanischen Bomben getroffen und zerstört wurde, hat man hinter vorgehaltener Göring "Hermann Meier" genannt, weil er die Deutschen "angemeiert" hat. Wer bei diesem als "Wehr4kraftzersetzung" bezeichneten Spott erwischt und an die Gestapo gemeldet wurde, riskierte seine Freiheit und oft genug sein Leben.

Untergang in einem Meer von Blut und Tränen

Während der Potsdamer Konferenz der Siegermächte über Hitlerdeutschland und seine Verbündeten verlor Winston Churchill die Unterhauswahlen und machte am 29. Juli 1945 seinem Nachfolger Clement Attlee Platz. Bei dem Potsdamer Treffen ließen sich die Gegensätze zwischen den Siegerstaaten nur mühsam überbrücken. Es dauerte nicht lange, bis der Kalte Krieg seine volle Wirkung entfaltete und die im August 1945 auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfenen Atombomben der USA ein Wettrüsten ohnegleichen auslösten. In dem neuen Film "Churchill" (Regie Jonathan Teplitzky) steht der von Brian Cox gespielte, dicke Zigarren rauchende, aber auch müde und verbraucht erscheinende Premierminister im Sommer 1944 vor der Entscheidung, ob er Einmarsch der Alliierten Streitkräfte in das von Nazi-Deutschland besetzte Europa befehlen oder noch abwarten soll. Er befürchtet, in die Geschichte als "Architekten des Blutvergießens" einzugehen, falls die Operation Overlord scheitert. Die Geschichte gab dem Politiker Recht. Der "D-Day" mit diesem Codenamen fand am 6. Juni 1944 statt. 850 000 Soldaten kämpften sich unter dem Befehl des US-Generals Dwight D. Eisenhower von der französischen Atlantikküste bis in die Mitte des "Dritten Reichs" vor. Ein Jahr später war der Nazistaat in einem Meer von Blut und Tränen untergegangen, und Europa hatte endlich Frieden, wenn auch einen unter immensen Opfern erkämpften.

Churchill zog sich zeitweilig aus der Politik zurück, amtierte aber von 1951 bis 1955. Als Premierminister. 1953 erhielt er den Nobelpreis für Literatur für sein großes historisches Werk "Der Zweite Weltkrieg" und "seine Meisterschaft in der historischen und biographischen Darstellung sowie für die glänzende Redekunst, mit welcher er als Verteidiger von höchsten menschlichen Werten hervortritt", so die Begründung. Königin Elisabeth II. schlug ihn zum Ritter des Hosenbandordens. Den ihm angebotenen Herzogstitel schlug Sir Winston in den Folgejahren mehrfach aus, um weiter für das Unterhaus kandidieren zu können. Im Juni 1953 Churchill zum wiederholten Mal einen Schlaganfall, der ihn zeitweilig amtsunfähig machte. Schließlich drängten seine Parteifreunde ihn 1955 zum vorzeitigen Amtsverzicht. Die letzten zehn Lebensjahre verbrachte Churchill zurückgezogen, er starb in seinem 91. Lebensjahr am 24. Januar 1965. Drei Tage lang in der Westminster Hall aufgebahrt und anschließend mit einem Staatsakt in der St Paul's Cathedral geehrt. In London und vielen anderen Städten ehren Denkmäler den Politiker-

12. November 2017

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