Dom- und Hofkirche und Hedwigskirche auf Medaillen
Wie zwei unter Friedrich dem Großen erbaute Gotteshäuser in Berlin zu numismatischen Ehren kamen





Der Bau der Berliner Schloss- und Hofkirche sowie der Hedwigskirche war 1747 und 1773 die Prägung repräsentativer Medaillen mit königlichem Bildnis und Gebäudeansichten wert.



Die Berliner Hedwigskirche ist heute Kathedrale des Bistums Berlin. Beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die barocke Laterne auf der Kuppel nicht mehr rekonstruiert.



Die schwungvolle Handschrift wird als Ausdruck der Toleranz des Königs gegenüber religiösen Bekenntnissen immer wieder zitiert. In vielen andern Ländern war man damals und ist es heute nicht so weit. (Foto/Repros: Caspar)

Ein großes Anliegen Friedrichs des Großen war die Verschönerung seiner Residenzen. In Rheinsberg, Charlottenburg, Berlin und Potsdam fanden die Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, Heinrich Ludwig Manger und Carl Philipp Christian von Gontard, der Maler Antoine Pesne, der Bildhauer Friedrich Christian Glume und weitere Künstler reiche Betätigungsfelder. Der König machte Bauherren und Architekten bis ins Detail gehende Vorschriften, wie hoch Häuser gebaut und wie Fassaden gestaltet werden sollen, und er ließ Gebäude auf seine Kosten und nach seinen Vorstellungen errichten.

Bei den königlichen Bauten stand die Form oft über dem Inhalt. Der Baumeister Heinrich Ludwig Manger hat 1789 in einem Buch über Potsdam zur Zeiten Friedrichs des Großen bemängelt, dass die palastartigen Häuser häufig zum Wohnen ungeeignet waren und der Unterhalt die Bewohner teuer zu stehen kam. "Wenn doch große Herren, besonders solche, die außer ihrem Vergnügen zugleich zum Besten ihrer Unterthanen bauen, nicht so sehr auf armselige Einsparungen sehen wollten, wie groß würde in der Folge der Vortheil für die selben seyn! besonders in Potsdam, wo für arme Bürger Palläste erbauet werden, deren Unterhalt öfters mehr beträgt, als der Nutzen der Vermietung und des Erwerbes."

Forum Fridericianum blieb unvollendet

Für seine Haupt- und Residenzstadt Berlin hatte Friedrich der Große, wie man den König nach seinen Siegen in den Schlesischen Kriegen nannte, großartige Pläne. Er ließ im Bereich der Straße Unter den Linden zahlreiche Häuser auf Staatskosten aufkaufen und abreißen, um das Forum Fridericianum zu errichten. Doch konnte angesichts der hohen Kosten für die Kriege gegen Österreich um die Provinz Schlesien der Plan nur zum Teil verwirklicht werden, mitten in Berlin ein weit über die Landesgrenzen beachtetes architektonisches Ausrufezeichen zu setzen. Ursprünglich wollte der König Unter den Linden ein neues Residenzschloss errichten, das das alte, noch von Andreas Schlüter und anderen Baumeistern barock umgebaute Stadtschloss in den Schatten stellt. Für seinen Bruder Heinrich ließ der König schräg gegenüber der Oper ein Palais in Form einer Dreiflügelanlage bauen, die heutige Humboldt-Universität. Später wurden am Opernplatz die katholische Hedwigskirche in der Art des antiken Pantheons in Rom und die Bibliothek errichtet. Außerdem erhielten die Akademien der Wissenschaften und der Künste ein eigenes Gebäude. Auf seinen Fundamenten erhebt sich heute die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. Nicht mehr vorhanden sind andere Bauten aus der Zeit Friedrichs des Großen, so Palais von Familienangehörigen, hohen Militärs und Hofbeamten, aber auch die Ritterakademie und das Invalidenhaus.

Knobelsdorff errichte unweit des Stadtschlosses am Lustgarten eine barocke Hofkirche, in die der König die Särge von Mitgliedern der Hohenzollernfamilie überführen ließ. Da das barocke Gotteshaus schon bald zu klein war, nahm Karl Friedrich Schinkel im frühen 19. Jahrhundert eine Erweiterung vor. Diese Kirche wurde unter Kaiser Wilhelm II. abgerissen und durch einen riesigen Kuppelbau, die heutige Berliner Oberpfarr- und Domkirche, ersetzt. Überdies ließ der König, um seiner Hauptstadt ein repräsentatives Gesicht zu geben, am Gendarmenmarkt der eher bescheidenen Französischen Kirche und ihrem Pendant, der Deutschen Kirche, zwischen 1780 und 1785 nach römischem Vorbild die schon von weitem sichtbaren Kuppeltürme anfügen.

Die Religionen müssen toleriert werden

Bekannt ist, dass Friedrich II. zur Kirche ein distanziertes Verhältnis hatte. Sein Vater, der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., hatte ihn so sehr mit geistlichen Übungen und Traktaten gequält, dass ihn alles, was mit Bibel, Religion und Kirche zu tun hat, grauste. "Ich habe das Unglück, einen sehr schwachen Glauben zu haben, und ich muss ihn mir oft durch gute Gründe und solide Argumente stützen", gab Friedrich noch als Kronprinz 1736 einem Berliner Geistlichen zu verstehen. Auf der anderen Seite war sich der Monarch seiner Verantwortung als Landesvater bewusst, der auf die religiösen Gefühle seiner Untertanen Rücksicht nehmen muss und auch nahm. "Die Religionen müssen alle tolleriert werden und mus der Fiscal nuhr das Auge darauf haben, dass keine der andern Abbruch thue, den hier mus ein jeder nach seiner Fasson selich werden", lautet eine berühmte Weisung des Herrschers aus dem Jahr 1740 an das Geistliche Departement zur Frage, was mit römisch-katholischen Schulen geschehen soll.

Interesse verdienen Medaillen, mit denen die Bauten des preußischen Königs bekannt gemacht wurden. So wurde 1747 die barocke Schloss- und Domkirche am Lustgarten durch eine von Ludwig Heinrich Barbiez geschaffene Prägung mit dem königlichen Bildnis auf der Vorderseite und der Ansicht des mit einer Kuppel geschmückten Gotteshauses auf der Rückseite dokumentiert. Das lateinische Wort auf der Rückseite RESTITUTA weist darauf hin, dass die alte, zur Ruine verkommene Hofkirche auf Befehl des Königs abgerissen und durch den Knobelsdorff'schen Neubau ersetzt wurde. Später von Karl Friedrich Schinkel erweitert, wurde das Gebäude in der Zeit Kaiser Wilhelms II. abgetragen und durch den Dom mit der riesigen, die Silhouette der Stadt beherrschende Kuppel ersetzt. Als er 1905 eröffnet wurde, hat man ihm zahlreiche Medaillen gewidmet.

Auch die Errichtung der katholischen Hedwigskirche zwischen Opernhaus und Bibliothek war die Prägung von Medaillen wert. Die dreiteilige Serie beginnt mit einer ebenfalls von Barbiez geschaffenen Medaille von 1747 auf die Grundsteinlegung mit königlichem Bildnis und fünfzeiliger Inschrift. Die nächste Medaille von Peter Paul Werner ist undatiert und zeigt eine Ansicht des nach dem Pantheon in Rom nachempfundenen Gotteshauses. Als 1773 die der Heiligen Hedwig, der Schutzpatronin Schlesiens, gewidmete Kirche vollendet war, erschien eine dritte Medaille, auf der Musen dem von Friedrich II. nach Berlin geholten Theatermaler und Dekorateur Bernardino Galliari huldigen. Im Hintergrund ist die Hedwigskirche zu erkennen.

Dank für Reliquie der Heiligen Hedwig

"Ich bin dem Kapitel der Kollegiatskirche in Breslau sehr dankbar für die Gefälligkeit, womit es mir einige seiner Reliquien der heiligen Hedwig abgetreten hat, und werde Sorge tragen, dass diese vom Bischof von Ermland bei Gelegenheit der Einweihung der neuen Kirche in Berlin zugestellt werden", heißt es in einem Dankschreiben vom 8. Oktober 1773 an die katholische Geistlichkeit in Breslau für den Erhalt von Reliquien der Heiligen Hedwig. "Sie werden nicht verfehlen, dem Kapitel meinen aufrichtigen Dank auszusprechen und hinzuzufügen, dass ich mir vorbehalte, ihm seinerzeit meine Erkenntlichkeit zu beweisen. In einigen Tagen soll die Kirche gesegnet, eingeweiht und der Mummenschanz gefeiert werden. Glauben die Leute jetzt noch nicht an meine Toleranz, so sind sie sehr schwierig. Weder in Bamberg, Würzburg noch in Salzburg wird eine lutherische oder kalvinistische Kirche gebaut werden. Ihr andern habt, wer Ihr auch immer zu sein möget, immer noch die Wut des hitzigen Fiebers des Fanatismus in Euch: Ihr seid nur halbe Menschen."

Eines der ersten Gebäude, das der König nach seiner Thronbesteigung errichten ließ, war die 1741 bis 1743 nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff königliche Oper in Berlin, die auch für Gelage und Festlichkeiten des königlichen Hofes offen stand. Selbstbewusst verewigte sich der junge König über dem Eingangsportal mit der Inschrift FRIDERICUS REX APOLLINI ET MUSIS. Die lateinische Widmung sagt aus, dass dieses Gebäude Apoll, dem Gott der Künste, und seinen Musen gewidmet ist. Nach mehrjährigem Umbau wurde die heutige Staatsoper am 3. Oktober feierlich eingeweiht. Als sie 1743 eröffnet wurde, hielt man es nicht für nötig, dieses Ereignis durch eine Medaille zu würdigen.

6. September 2017

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