Leuchte des Nordens
wanzig-Euro-Münze aus Silber erscheint 2018 zur Achthundertjahrfeier der Hansestadt Rostock



Die silberne Rostock-Münze nach einem Modell von Anne Karen Hentschel wird in Hamburg geprägt.



Auf vielen Rostocker Münzen wie auf diesem dreifachen Taler aus dem Jahr 1611 erscheint der Greif als Wappentier der Hanse-, Hafen- und Universitätsstadt.



Die in Silber und Kupfer ausgeführte Medaille von 1968 erinnert an eine Münzausstellung des Kulturbundes, die am Anfang einer erstaunlichen numismatischen Bewegung in der damaligen DDR stand.



Die lateinische Inschrift vom Steintor im Herzen von Rostock kann man auch auf dem Rand der neuen Zwanzig-Euro-Münze lesen.



An der Fassade der Alten Münze nahe der Rostocker Marienkirche wird mit diesem Relief die schwere Arbeit der Geldhersteller gewürdigt. (Fotos: BADV/Caspar)

Z Zur Achthundertjahrfeier der Hansestadt Rostock wird 2018 eine neue 20-Euromünze erscheinen. Das Silberstück wird im Mai 2018 ausgegeben und zeigt, von der Bremer Künstlerin Anne Karen Hentschel gestaltet, historische Bauwerke in einem Halbkreis. Ganz vorn erkennt man das altehrwürdige Steintor, zu sehen sind auch der spitze Turm der Petrikirche, das Kröpeliner Tor, das Rathaus und weitere Bauten. Der Leuchtturm am linken Rand sowie Möwen und Linien weisen auf die Verbindungen der Hanse-, Hafen- und Universitätsstadt über das Meer hinaus in die Welt. Die Jury charakterisierte die mit dem 1. Preis ausgezeichnete Bild- und Adlerseite als sehr harmonisch und elegant aufeinander abgestimmt. Den Bundesadler lobt das Preisgericht als würdig.

Auch andere Entwürfe glänzen durch Stadtansichten, aber auch mit Schiffen und in einem Fall auch mit dem Rostocker Wappentier. Dieser geflügelte Greif erscheint auf zahlreichen Münzen der Stadt. Die in Hamburg mit dem Kenbuchstaben J geprägte Münze aus 925-er Silber erhält die lateinische Randschrift "SIT INTRA TE CONCORDIA ET PUBLICA FELICITAS" und zitiert damit ein Motto unter einem Wappen auf dem Rostocker Steintor, das sich mit "In deinen Mauern herrsche Eintracht und öffentliches Wohlergehen" übersetzen lässt.

Die neue Münze ist bisher die erste und einzige, die sich seit dem 19. Jahrhundert auf Rostock bezieht. Hingegen gibt es etliche Medaillen, die sich der nunmehr 800 Jahre alten Stadt und seine Bewohner zuordnen lassen. Als 1919 die Fünfhundertjahrfeier der als "Leuchte des Nordens" gefeierten Rostocker Universität begangen werden sollte, kam die geplante Gedenkprägung nicht mehr zustande. Die Leute hatten kurz nach dem Ersten Weltkrieg andere Sorgen. In DDR-Zeiten bot sich in der im Zweiten Weltkrieg zerstörten und danach repräsentativ wieder aufgebauten Stadt kein Ereignis von Belang an, das mit einer regulären Kurs- oder Gedenkmünze hätte gefeiert werden können.

Die Rostocker Münzgeschichte beginnt bei bescheidenen Witten des 14. Jahrhunderts, gefolgt von Schillingen, Markstücken und Talern aus Silber sowie Goldgulden, Dukaten und weiteren Geldstücken. Fast alle sind numismatische Seltenheiten, doch bietet der Handel da und dort interessante Belegstücke Spezialsammlern an. Mit bescheidenen Kupferdreiern verabschiedete sich Rostock 1864 aus der deutschen Münzgeschichte. Alle diese Münzen, ob sie viel oder wenig wert waren, wurden auf einfache Weise hergestellt. Spindelpressen, wie man sie anderenorts zur Fertigung hochwertige Münzen wie Taler oder Dukaten einsetzte, waren in der Hanse- und Universitätsstadt nicht gebräuchlich, schon gar nicht die im frühen 19. Jahrhundert eingeführten Kniehebelpressen. Da der Bedarf an Rostocker Münzen auch durch manuelle Prägung befriedigt werden konnte, verzichtete man auf die Anschaffung der teuren Maschinen.

Die von Michael Kunzel in seinem Buch über die zwischen 1492 bis 1864 geprägten Rostocker Münzen (Berlin 2004) erfassten Gepräge sind so umfang- und variantenreich, dass man auf eine intensive, freilich immer wieder durch mehrjährige Pausen unterbrochene Prägetätigkeit und einen großen Bedarf der selbstbewussten Hansestadt Rostock an eigenem Geld schließen kann. Die in dem Buch aus der Reihe "Berliner Numismatische Forschungen Neue Folge Bd. 8" vom Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz dokumentierte Verbreitung des Hartgeldes mit dem Rostocker Greifen als Stadtwappen in mehr als 450 Schatz- und Einzelfunden zeigt, dass auch in entfernten Gegenden rund um die Ostsee und darüber hinaus das Geld der Hanse-, Handels- und Universitätsstadt geschätzt wurde.

Das im Kloster zum Heiligen Kreuz untergebrachte Kulturhistorische Museum Rostock besitzt eine nahezu vollständige Sammlung Rostocker Münzen und Medaillen. Dazu kommt eine größere Auswahl städtischer Siegel und Petschafte, ergänzt durch Geldscheine aus der Zeit des Ersten Weltkriegs und der Inflation danach. Da bei der Schließung der Rostocker Münze nicht alle Werkzeuge verschrottet wurden, blieben zahlreiche Stempel und andere Gerätschaften erhalten, von denen eine Auswahl im Museum gezeigt wird. Die Numismatische Sammlung umfasst rund 25.000 Objekte, und zwar Rostocker Gepräge vom Mittelalter bis zur Neuzeit, ferner Münzen der Hansestädte und anderer norddeutscher Territorien, aber auch antike und byzantinische Münzen sowie historische Münzfunde im Raum Rostock und eine Siegelsammlung zur mecklenburgischen Geschichte. Erwähnenswert ist auch die Kollektion Rostocker Medaillen, in der solche auf den in Rostock geborenen und durch ein Denkmal vor der Universität geehrten preußischen Generalfeldmarschall Gebhardt Leberecht von Blücher, der in den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 als "Marschall Vorwärts" ehrenvoll in die Geschichte einging.

31. August 2017

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