Bessere Luft, barrierefreier Zugang
Hohenzollerngruft im Berliner Dom wird in den kommenden Jahren umgebaut und erhält neuen Ausstellungsbereich





Unzählige Gläubige sowie Touristen aus aller Welt besuchen den zwischen Museumsinsel und Humboldt Forum gelegenen Dom am Berliner Lustgarten. Nach den Kriegszerstörungen wurde der Außenbau bis auf die Hauptkuppel und die kleinen Turmkuppeln nahezu originalgetreu wieder aufgebaut.





Der Altarraum und das Kaiserliche Treppenhaus sowie weitere Bereiche haben ihre aus der Kaiserzeit stammende prunkvolle Ausstattung zurück gewonnen.



Gedacht ist unter anderem daran, die vergoldeten Prunksärge des ersten preußischen Königspaars Friedrich I. und Sophie Charlotte (Foto) und weiterer Herrscher im Gottesdienstraum von mächtigen Gittern zu befreien.



Nach dreijähriger Vorbereitung können jetzt Sanierung der Hohenzollerngruft und barrierefreier Umbau des Berliner Domes beginnen. Viele Särge in der Hohenzollerngruft sind mit Kronen und dem Königsadler geschmückt.





Neben dem Sarg der Königin Friederike Luise stehen die Reste des Zinnsarg ihres Gemahls Friedrich Wilhelms II. Von ihm haben nur das Wappen und einige Metallteile die Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg überstanden. (Fotos: Caspar)

Obwohl die Hohenzollerngruft im Dom am Berliner Lustgarten zu den bedeutendsten Grablegen Europas gehört, entsprechen ihr Zustand und Aussehen nicht dieser Bedeutung. Manche Besucher fühlen sich hier, als befänden sie sich in einem Parkhaus, aus dem sie so schnell wie möglich wieder heraus wollen. Der Vergleich ist sicher übertrieben. Die Verwaltung des Berliner Dom hat in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt einen Maßnahmeplan erarbeitet, um die Gruft mit 94 zum Teil kostbar ausgestatteten Särgen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert weiter zu entwickeln. Ziel ist es, ihren Charakter als würdevolle dynastische Grabstätte und historischen Ort des nationalen Gedenkens zu betonen und zu verstärken, wie es in einer Verlautbarung des Doms heißt. Auf keinen Fall soll die Gruft als Museum wahrgenommen werden. Geplant ist, das schmale Treppenhaus zu den Katakomben der Gruft unter dem Gottesdienstraum zu verbreitern, einen barrierefreien Zugang einzurichten und die klimatischen Bedingungen für die Besucher der Hohenzollerngruft und die dort aufgestellten Sarkophagen aus Metall und Holz nachhaltig zu verbessern. Messungen hatten ergeben, dass die durch tausende Besucher mitgebrachte Feuchtigkeit weder diesen noch den zum Teil sehr fragilen, in den letzten Jahren restaurierten Särgen alles andere als zuträglich ist.

Akustische Schleuse

Nachdem Bund und Land zugesagt haben, 90 Prozent der Kosten von 17,3 Millionen Euro zu übernehmen, wurden die Maßnahmen EU-weit ausgeschrieben. Das Vergabeverfahren hat das Berliner Architekturbüro BASD Schlotter gewonnen, das bereits über gute Erfahrungen mit Arbeiten an und in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, dem Schloss Köpenick und Schloss Biesdorf sowie anderen historischen Bauten in- und außerhalb Berlins verfügt. Geplant ist darüber hinaus die Schaffung eines Ausstellungsbereichs in der Kurfürsten- und Königsgruft, die im Zusammenbau mit dem Neubau des Berliner Doms in der Regierungszeit Kaiser Wilhelms II. eingerichtet wurde. Hier sollen alle relevanten Informationen zur Gruft und ihrer fünfhundertjährigen Geschichte sowie ihrer internationalen Bedeutung dargestellt und nach neuesten museumspädagogischen Grundsätzen und in mehreren Sprachen vermittelt werden. Zu den Informationen gehören auch Beschreibungen der aufwändigen Restaurierungsarbeiten, die in den vergangenen Jahren an den Särgen vorgenommen wurden. Geplant ist, bei den jährlich etwa eintausend Schülerführungen auch die Gruft einzubeziehen. Zudem wird erwartet, dass dieser Raum als eine Art akustische Schleuse dient, womit es dort leiser werden wird.

Die Hohenzollerngruft des Berliner Domes ist die wohl wichtigste dynastische Grablege Deutschlands und gehört neben der Kapuzinergruft in Wien, den Königsgräbern in der Kathedrale St. Denis von Paris und der Gruft der spanischen Könige im Escorial bei Madrid zu den bedeutendsten dynastischen Grabanlagen in Europa. Seit dem 20. November 1999 ist die Grablege des preußischen Herscherhauses für Besucher öffentlich zugängig. Kamen damals etwa 400.000 Touristen, so sind es heute rund 720.000. Kurfürsten und Könige und deren Familien, die Brandenburg-Preußen und die Stadt Berlin maßgeblich geprägt haben, fanden hier ihre letzte Ruhe. Zu ihnen gehören Kurfürst Joachim II., der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm und seine Gemahlin Dorothea, König Friedrich I. und seine Frau Sophie Charlotte, Königin Elisabeth Christine, die Gemahlin Friedrichs II., des Großen, sowie der 1806 bei Saalfeld im Krieg gegen den Franzosenkaiser Napoleon I. gefallene Prinz Louis Ferdinand von Preußen. Beim Rundgang durch die Grabstätte fallen die vielen kleinen Särge, in denen frühverstorbene Prinzen und Prinzessinnen bestattet wurden. Manche sind namenlos, weil sie ihre Geburt nur um wenige Tage überlebt haben, und dies, obwohl die medizinische Versorgung am kurbrandenburgischen und königlich-preußischen Hof wesentlich besser war als in "normalen" Familien.

Von der Spätgotik zum Neobarock

Im Zweiten Weltkrieg wurden der Berliner Dom und mit ihm auch Hohenzollerngruft schwer beschädigt. Durch Feuer und den Einsturz der von Bomben getroffenen Hauptkuppel wurden einige Särge, darunter der von König Friedrich Wilhelm II., des Nachfolgers von Friedrich dem Großen, fast vollständig zerstört. Von diesem Sarkophag können in der Gruft nur noch das königliche Wappen und ein paar Teile aus Metall gezeigt werden. Erwogen wird auch, die mächtigen Gitter rund um die nach Entwürfen von Andreas Schlüter entworfenen Königssärge aus vergoldeter Bronze abzubauen und durch niedrige Barrieren zu ersetzten. Besuchern wird es dann möglich sein, die barocken Bildhauerarbeiten besser in Augenschein zu nehmen.

Insgesamt enthält die Hohenzollerngruft 94 Bestattungen vom Ende des 16. Jahrhunderts bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Mit den in der Predigtkirche stehenden Prunksarkophagen und Grabdenkmälern repräsentieren sie fünfhundert Jahre brandenburgisch-preußische Sepulkralkultur. Vertreten sind alle Kunststile von der Spätgotik bis zum Neobarock mit zum Teil schlichten, aber auch aufwändig gestalteten Sarkophagen aus Stein, Metall und Holz. Besondere Raritäten sind die mit Samt und Brokat bespannten Särge aus Holz, die aufwändig restauriert wurden.

10. August 2018

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